Finanzstabilitätsbericht
EZB warnt vor Blase: Märkte haben gerade nichts mit der Realität zu tun
Die Europäische Zentralbank hat in ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht vor einer gefährlichen Schere zwischen den Erwartungen der Märkte und den realen Risiken in der Weltwirtschaft gewarnt.
- EZB warnt vor Schere zwischen Markt und Risiken.
- Handelskonflikte gefährden Wirtschaft und Aktienkurse.
- Liquidität, Immobilien und Cyberrisiken kritisch.
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Trotz geopolitischer Spannungen, wachsender Handelshindernisse und unsicherer Konjunkturaussichten zeigen sich Kredit- und Aktienmärkte weiter erstaunlich robust. Für die EZB sei dies ein Warnsignal. Der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 legte in den vergangenen vier Wochen zweistellig zu, obwohl die Zollproblematik noch lange nicht vom Tisch zu sein scheint:









Trotz der vorausgegangenen Rückgänge seien die Aktienbewertungen nach wie vor hoch, während die Kreditspreads nicht mit dem zugrunde liegenden Kreditrisiko übereinstimmen, schrieb EZB-Vizepräsident Luis de Guindos im Vorwort des Berichts. Anleger könnten laut EZB die Gefahr einer schwächeren Wirtschaftsentwicklung oder einer enttäuschenden geldpolitischen Lockerung unterschätzen.
Besonders kritisch sieht die Notenbank die aktuellen Handelskonflikte. Zölle bezeichnet die EZB als "großes Abwärtsrisiko" für die wirtschaftliche Entwicklung. Eine Zunahme der handelspolitischen Unsicherheit um nur eine Standardabweichung könnte das Wirtschaftswachstum nach vier Quartalen um 0,15 Prozentpunkte drücken. Gleichzeitig würden die Aktienkurse von Banken nach sechs Monaten im Schnitt um 10,4 Prozent einbrechen, während sich ihre Refinanzierungskosten um sieben Basispunkte erhöhen könnten.
Weitere potenzielle Gefahren für die Finanzstabilität
Dazu zählen zunehmend ausgereizte Liquiditätspuffer bei Investmentfonds, überbewertete Immobilienmärkte und hohe Staatsschulden. Auch Cyberangriffe und die starke Konzentration von Kapital in privaten Märkten sieht die Notenbank kritisch. Hinzu komme eine wachsende Verbindung zwischen Kryptowährungen und dem traditionellen Finanzsystem.
Mit ihrer Analyse stellt sich die EZB gegen die gegenwärtige Marktstimmung, die angesichts stabiler Kurse und enger Spreads bislang wenig Raum für makroökonomische Sorgen lässt. Der Bericht mahnt zur Vorsicht – gerade in einem Umfeld, das auf den ersten Blick stabil erscheint, unter der Oberfläche aber zunehmend Risiken birgt.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion
Der E-Stoxx 50 wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -0,40 % und einem Kurs von 5.439PKT auf TTMzero (21. Mai 2025, 11:17 Uhr) gehandelt.
