Massiver Ausverkauf droht
Trumps Steuerpläne drängen US-Anleihemärkte an den Abgrund
Nach der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit durch Moody’s stößt die US-Regierung mit ihrer Rekordverschuldung auf Skepsis. Trumps Fiskalpolitik macht es nicht besser.
- US-Regierung kämpft mit Skepsis wegen Rekordschulden.
- Rendite von 30-jährigen Anleihen auf 18-Monats-Hoch.
- Anleger zweifeln an langfristiger Sicherheit von Anleihen.
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Die Rendite 30-jähriger US-Treasuries stieg in dieser Woche auf ein 18-Monats-Hoch von über fünf Prozent, während eine Auktion von 20-jährigen Anleihen nur auf verhaltene Nachfrage stieß. Für Ökonomen wie Joseph Brusuelas von RSM ist klar:
"Die Anleger stellen die langfristige Sicherheit von US-Anleihen zunehmend infrage."
Das US-Finanzministerium konnte bei einer Emission über 16 Milliarden US-Dollar nur verhaltenes Interesse wecken. Ein Warnsignal in einer Woche, in der Präsident Donald Trump ein gewaltiges Steuersenkungspaket durch das Repräsentantenhaus manövrierte.
Der Gesetzesentwurf, der mit einer knappen Mehrheit von 215 zu 214 Stimmen verabschiedet wurde, soll Steuererleichterungen im Umfang von rund 4,5 Billionen US-Dollar verlängern. Das Congressional Budget Office rechnet infolgedessen mit jährlichen Defiziten von bis zu sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Ökonomen warnen zunehmend vor einem strukturellen Regimewechsel. Die Ära der niedrigen Zinsen sei vorbei, sagt Thomas Pugh von RSM UK. Zugleich wachse der Risikoaufschlag für US-Anleihen, denn "wenn man sein Geld für zehn oder zwanzig Jahre festlegt, ist die Unsicherheit jetzt deutlich höher als noch vor einem halben Jahr".
Das Finanzministerium müsste höhere Zinsen bieten, um Investoren zu halten. Das könnte sich angesichts der Schuldenlast von 36 Billionen US-Dollar als Teufelskreis entpuppen. Noch scheint der Aktienmarkt unbeeindruckt. Seit Trumps Zolloffensive Anfang April haben sich der S&P 500 und der Nasdaq erholt. Doch Analysten wie Bill Papadakis von Lombard Odier sehen darin nur eine Atempause. "Das Vertrauen in die fiskalische Ausnahmestellung der USA beginnt zu bröckeln", sagt er.
Die Märkte haben bereits erlebt, dass Trump – wie etwa bei der Zollpolitik – auf negative Kursreaktionen reagiert. Doch viele Ökonomen fürchten, dass diesmal erst ein massiver Ausverkauf auf dem Anleihemarkt nötig sein könnte, bevor der Kurs korrigiert wird. Und dann, so warnt Riddell, "könnte es bereits zu spät sein".
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion
