Rollenwechsel

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    Abstieg auf Raten: US-Dollar wird Ausgangswährung für Carry-Trades

    Früher galt der US-Dollar als "sicherer Hafen" mit stabilen Zinsen, solider Wirtschaft und hoher Liquidität, jetzt wird er für Trades in lukrativere Anlagen eingesetzt. Der Vertrauensverlust in den Greenback ist spürbar.

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    Rollenwechsel - Abstieg auf Raten: US-Dollar wird Ausgangswährung für Carry-Trades

    Der Carry Trade ist zurück, und mit ihm ein bemerkenswerter Rollenwechsel für den US-Dollar. Was über Jahrzehnte als Zielwährung für lukrative Zinsdifferenzgeschäfte galt, wird nun selbst zur Ausgangsbasis.

    Investoren leihen sich US-Dollar, um das Kapital in höher verzinsten Währungen zu parken, wie im polnischen Złoty, in der türkischen Lira oder dem brasilianischen Real. Das signalisiert, dass immer mehr Anleger um US-Vermögenswerte einen Bogen machen.

    Der Bloomberg-Dollar-Index ist diese Woche auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2023 zurückgefallen. Der Index, der die Entwicklung der US-Währung gegenüber den wichtigsten anderen Währungen abbildet, hat im Wochenverlauf fast 1 Prozent und im bisherigen Jahresverlauf mehr als 7 Prozent eingebüßt – der schlechteste Jahresstart seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2005.

    Gleichzeitig sorgt die politische Unsicherheit in den Vereinigten Staaten für weiteren Kapitalabfluss aus dem US-Dollar. Die harsche Rhetorik Trumps gegenüber der Federal Reserve und die Konfrontation mit Notenbankchef Powell verunsichern die Märkte. Und das stellt ein gefundenes Fressen für Carry-Trader dar!

    F I N E X Us Dollar Index / Dxy Index

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    "Der Dollar-Finanzierungstrade hat noch Luft", urteilt Nick Rees, Makrostratege bei Monex. Die Kombination aus politischer Unsicherheit, einem möglichen Stopp der US-Expansion und attraktiveren Renditen in Europa und den Schwellenländern sei einfach zu verlockend.

    Ein Carry-Trade-Index von Bloomberg, der Währungen wie die türkische Lira, den polnischen Zloty und den ungarischen Forint aus dem europäischen Raum, sowie den brasilianischen Real, den mexikanischen Peso und des südafrikanischen Rand umfasst, hat den höchsten Stand seit Mai 2018 erreicht. Laut Barclays bieten Osteuropa-Trades derzeit eine besonders attraktive Perspektive wegen ihrer engen Handels- und Kapitalbeziehungen zur wachstumsstarken Eurozone.

    Optionshändler machen sich bereits auf eine weitere Schwäche des US-Dollar gefasst. Die von  Devisen-Kontrakten aufgezeigte Stimmung für den nächsten Monat hat sich gegenüber dem Greenback so stark verschlechtert wie seit fünf Jahren nicht mehr, seit die Covid-19-Pandemie im März 2020 die globalen Märkte erschütterte.

    Dass der US-Dollar zunehmend zur Ausgangswährung für Carry-Trades wird, statt wie früher Zielwährung zu sein, ist ein bedeutender Paradigmenwechsel mit weitreichenden Implikationen für die globalen Kapitalflüsse, die US-Wirtschaft und das Vertrauen in den Greenback. 

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    Früher galt der US-Dollar als "sicherer Hafen" mit stabilen Zinsen, solider Wirtschaft und hoher Liquidität und bot damit ideale Bedingungen für Anleger, die dort investieren wollten. Wenn der US-Dollar nun vermehrt als Finanzierungswährung genutzt wird, signalisiert das, dass Investoren US-Vermögenswerte meiden oder zumindest als weniger attraktiv einstufen.

    Kurz gesagt: Die neue Rolle des US-Dollar als Ausgangswährung für Carry Trades zeigt, dass Investoren Vertrauen verlieren – nicht dramatisch, aber spürbar. Und das ist für die USA und die Weltwirtschaft mehr als nur ein Wechselkursphänomen.

    Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion


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    Verfasst vonRedakteurIngo Kolf
    Rollenwechsel Abstieg auf Raten: US-Dollar wird Ausgangswährung für Carry-Trades Früher galt der US-Dollar als "sicherer Hafen" mit stabilen Zinsen, solider Wirtschaft und hoher Liquidität, jetzt wird er für Trades in lukrativere Anlagen eingesetzt. Der Vertrauensverlust in den Greenback ist spürbar.