Hebel-Idee | Short-Chance
Massenhafte Insiderverkäufe: Diese Aktie schreit "Verkaufen!"
Die Anteile des Retail-Brokers Robinhood haben sich zuletzt sehr stark entwickelt. Doch damit ist der Kurs der Bewertung weit vorausgeeilt, das bedeutet eine Short-Chance!

Willkommen zum wallstreetONLINE-TrendFinder – Robinhood
Neben Anlegerinnen und Anlegern selbst gehören die Anbieter von Brokerage-Dienstleistungen häufig zu den größten Gewinnern von anhaltenden Aufwärtsbewegungen am Aktienmarkt. Auf breiter Front steigende Kurse sorgen für einen wachsenden Risikohunger unter Investoren und viel Bewegung in den Depots. Das wiederum zieht hohe Transaktionserlöse nach sich, während aus den Einlagen der Kundinnen und Kunden Zinserträge gewonnen werden.
Das beste Beispiel für solche Dynamiken ist die Aktie von Coinbase, die hoch mit der Entwicklung am Kryptomarkt – allen voran mit Bitcoin – korreliert ist. Im Aktienmarktbereich weist aufgrund des hohen Anteils an jüngeren, grundsätzlich risikoaffineren Anlegerinnen und Anlegern der Retail-Broker Robinhood eine hohe Korrelation mit Marktdynamiken auf. Ihr Allzeithoch erreichte die Aktie im August 2021 – wenige Wochen vor dem Beginn des Bärenmarktes 2022/23.
Die Aktie ist gut gelaufen – zu gut vielleicht sogar!
Inzwischen befindet sich Robinhood inmitten einer steilen Erholungsrallye und profitiert dabei von einem anhaltend optimistischen Sentiment, weniger am Gesamtmarkt, dafür aber in ausgewählten Branchen wie KI, Quantencomputing und E-Mobilität sowie der Rekordjagd von Bitcoin.
Nach einem Plus von knapp 78 Prozent seit dem Jahreswechsel und Zugewinnen von 223 Prozent gegenüber dem Stand vor einem Jahr ist die Aktie der Unternehmensbewertung aber meilenweit vorausgeeilt. Das sorgt für eine hohe Korrekturanfälligkeit, wie der Crash im April gezeigt hat. Wenngleich die unmittelbare Wiederholung eines solchen recht unwahrscheinlich ist, mehren sich jedoch auch im Chart die Anzeichen dafür, dass die Aktie vor einem vorläufigen Ende ihrer Erholungsrallye und einem empfindlichen Rücksetzer stehen könnte.
Robinhood Chartsignale
- Überhitzter Erholungstrend: Robinhood hat sich in den vergangenen Wochen mehr als verdoppeln können. Inzwischen ist die Erholung technisch aber überhitzt.
- Widerstand erreicht: Die Aktie ist auf eine markante Hürde gestoßen und kann diese trotz wiederholter Versuche bislang nicht überzeugend überwinden.
- Stagnierende Stärke: Die technischen Indikatoren treten auf der Stelle. Das deutet auf einen Verlust des zuletzt hohen Momentums hin und könnte eine Trendwende einleiten.
- Hoher Beta-Wert: Robinhood weist ein Beta von 2,15 auf. Das macht die Aktie gegenüber Gesamtmarktkorrekturen besonders empfindlich.
Robinhood-Aktie: Selbst den Insidern wird's inzwischen zu bunt!
Allein in diesem Monat haben Unternehmensinsider, darunter neben Verwaltungsratsmitgliedern der Finanzvorstand, eigene Aktien im Wert von fast 40 Millionen US-Dollar verkauft – nach bereits 15 Millionen US-Dollar im April und weiteren 13,5 Millionen US-Dollar im März:
Quelle: OpenInsider
Die anhaltende Serie von Insiderverkäufen ist angesichts der inzwischen sportlichen Unternehmensbewertung keine Überraschung. Für das laufende Geschäftsjahr ist Robinhood mit dem 50-fachen der erwarteten Gewinne bewertet. Für 2026 steht bereits das 43-fache der von Analystinnen und Analysten prognostizierten Erträge zu Buche. Konkurrenten wie Charles Schwab (KGVe 2025: 20,2) oder Interactive Brokers (KGVe 2025: 28,0) kommen auf deutlich weniger.
Und auch bei wachstumsbezogenen Kennziffern ist Robinhood inzwischen viel zu teuer. Das Kurs-Gewinn-Wachstumsverhältnis liegt mit 3,92 um 213 Prozent über dem Branchendurchschnitt von 1,26. Ein Wert von unter 1 gilt in der Fundamentalanalyse als günstig, ein Wert darüber als teuer. Aus einer Value-Perspektive ist die Robinhood-Aktie damit ein klarer Verkauf.
Doppel-Top-Gefahr: Trendwende im Anmarsch?
Auch der Chart sendet inzwischen gemischte Signale. Zwar besteht die Chance auf einen Ausbruch über den Widerstandsbereich zwischen 65,00 und 67,00 US-Dollar. Allerdings könnte der hierfür nötige Schwung nach der steilen Erholungsrallye in den vergangenen Wochen fehlen. Damit ist die Gefahr eines Doppeltops und einer nachhaltigen Trendwende zur Unterseite real.
Wie schnell es in der Aktie zu hohen Verlusten kommen kann, hat ein Einbruch zwischen Februar und dem Höhepunkt der von US-Präsident Donald Trump verursachten Zollpanik demonstriert. Ohne größere Rücksicht auf im Chart bestehende Unterstützungen ist Robinhood zeitweise sogar unter die 200-Tage-Linie gefallen, ehe die Aktie im Bereich von 30 US-Dollar auf Kaufinteresse gestoßen ist.
Den Bullen geht nach +100 Prozent die Puste aus!
So erfolgreich die Gegenbewegung zuletzt war, so groß war die Kraftanstrengung der Bullen. Der Relative-Stärke-Index ist vor wenigen Tagen tief im überkauften Bereich angelangt, ohne dass der Aktie eine höhere Notierung gelungen war. Auch eine vollständige Erholung des Trendstärkeindikators MACD konnte bislang keine Unterstützung für einen erfolgreichen Ausbruchsversuch leisten.
Damit droht die Aktie, am aktuellen Widerstand zu scheitern, ihren Aufwärtstrendkanal aufzugeben und bis mindestens 50 US-Dollar zurückzufallen. Auslöser für eine solche Bewegung könnte dabei ein Crossing im MACD sein. Der nämlich droht nach einer Top-Bildung unter seine Signallinie zurückzufallen. Die Kurshistorie von Robinhood zeigt, dass solche Crossings in der Aktie entweder mit längeren Seitwärtsbewegungen oder scharfen Korrekturen einhergegangen sind. Damit überwiegen die Chancen zur Unterseite diejenigen eines Ausbruchs und einer Anschlussrallye.
Dieser Verdacht drängt sich umso stärker auf, da der RSI auch auf höheren Zeitebenen im fortgeschrittenen oder sogar bereits überkauften Bereich angekommen ist. Der Wochen-RSI liegt bei 68 Zählern, der Monatswert sogar bei 77 Punkten. Als Schwellenwert gilt die Zone zwischen 70 und 80 Punkten (je nach Volatilität des zugrundeliegenden Basiswertes).
Wall-Street-Experten: Da geht nix mehr!
Auch nach Einschätzung der Wall-Street-Experten bietet Robinhood kein weiteres Potenzial mehr. Zwar sind 14 von insgesamt 21 Analystinnen und Analysten von der Aktie überzeugt und empfehlen sie entweder zum Kauf oder zum Übergewichten, während 7 weitere Empfehlungen zum Halten raten. Das durchschnittliche Kursziel von 62,08 US-Dollar liegt aber um 1,7 Prozent unter dem Schlusskurs der vergangenen Woche und sogar um 6,6 Prozent unter dem tagesaktuellen Kurs.
Der Kursanstieg der vergangenen Wochen sorgte gleichzeitig aber nicht für Anhebungen, sondern zu Senkungen des als fair betrachteten Wertes der Aktie. Noch im April hatte das Konsensziel bei 68,80 US-Dollar gelegen. Das zeigt eine wachsende Skepsis der Expertinnen und Experten gegenüber den Gewinnaussichten des Unternehmens und sollte zur Vorsicht mahnen.
Robinhood auf einen Blick
- ISIN: US7707001027
- Marktkapitalisierung: 55,75 Milliarden US-Dollar
- Dividendenrendite: -
- KGVe 2025: 50,0
- Durchschnittliche Analystenempfehlung: Übergewichten
- Fairer Wert (laut Konsens): 62,08 US-Dollar
- Aufwärtspotenzial: -1,7 Prozent
Die TrendFinder-Hebel-Idee
Ein anhaltend hohes Verkaufsinteresse von Unternehmensinsidern, eine deutliche Überbewertung der Aktie im Vergleich zu Konkurrenzpapieren sowie die Gefahr eines Doppel-Tops machen die Aktie von Robinhood zu einem klaren Short-Kandidaten – und einer hervorragenden Möglichkeit, sich gegen Gesamtmarktkorrekturen abzusichern. Denn mit einem Beta-Wert von 2,15 verfügt die Robinhood-Aktie über einen "natürlichen" Hebel bei fallenden Kursen.
Wer die Aktie in seinem Depot hat, sollte spätestens jetzt über Gewinnmitnahmen und Teilverkäufe nachdenken. Wer aktiv gegen die weitere Kursentwicklung wetten möchte, kann das mithilfe des Put-Optionsscheins MK7HWP tun. Dieser verfügt über einen Basispreis von 65,00 US-Dollar und eine Laufzeit bis zum 20. März 2026. Das bietet genug Zeit für ein bearishes Szenario, sich zu entfalten.
Der effektive Hebel (Omega) von MK7HWP liegt aufgrund der hohen impliziten Volatilität bei nur 1,6. Doch davon sollten sich risikoaffine Anlegerinnen und Anleger nicht täuschen lassen: Kommt es erneut zu einer scharfen Korrektur der Aktie, sind trotzdem hohe Gewinne möglich, wie das Auszahlungsprofil für einige beispielhafte Fälle zeigt:
Doch Vorsicht: Sollte die Robinhood-Aktie zum Laufzeitende über 65,00 US-Dollar notieren, verfällt MK7HWP wertlos. Es besteht also Totalverlustgefahr. Um diese zu reduzieren, sollte die Position verkauft werden, wenn die Aktie längere Zeit gegen die Position gelaufen oder Robinhood nachhaltig (also mindestens auf Wochenkursbasis) auf neue Hochs ausgebrochen ist.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
Die Robinhood Markets Registered (A) Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Plus von +2,93 % und einem Kurs von 58,41USD auf Tradegate (27. Mai 2025, 18:59 Uhr) gehandelt.
