Privatschulden explodieren
USA schlittern auf Kreditkrise zu – aber keiner schaut hin
Die US-Kreditkartenschulden explodieren, der Immobilienmarkt leidet, und die hartnäckige Inflation nagt am Einkommen – eine schwere Belastung für die Amerikaner und die Wirtschaft. Der Sturm ist bereits in Sicht.
- US-Kreditkartenschulden steigen über 20 Prozent.
- Immobilienmarkt bricht ein, Verbrauchervertrauen sinkt.
- Hohe Verschuldung führt zu wirtschaftlicher Rezession.
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Die US-Wirtschaft befindet sich in einer gefährlichen Verfassung, die von einem massiven Konsumcrash geprägt ist. Der Zinssatz für Kreditkartenschulden liegt bei über 20 Prozent – ein markanter Hinweis darauf, dass die Verbraucher zunehmend in finanzielle Not geraten. Aber angesichts von Handelskriegen, politischen Verwerfungen und den publikumswirksamen Streitereien zweier Milliardäre ist die ausufernde Verschuldung der US-Verbraucher etwas aus dem Blickfeld verschwunden. Dabei könnte sie die ganze Wirtschaft des Landes an den Abgrund bringen.
Aber es sind nicht nur die hohen Kreditzinsen, die den US-Bürgern zusetzen. Der Immobilienmarkt, der traditionell ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit des Landes ist, befindet sich in einem dramatischen Rückgang. Im April sank der Verkauf bestehender Häuser auf nur 4 Millionen Einheiten pro Jahr. Ein Wert, der an die Tiefen der Finanzkrise 2009 erinnert.
Ökonomen sehen darin ein Warnsignal. Denn wenn die Verkäufe in einem Markt wie diesem stagnieren, ist es ein klares Zeichen dafür, dass das Verbrauchervertrauen stark nachlässt. Immer mehr Häuser und Wohnungen stehen zum Verkauf, aber die Käufer fehlen, und die Verbraucher halten ihre Geldbeutel fest verschlossen.
Doch die Probleme der amerikanischen Wirtschaft sind weitaus komplexer. Die Lebenshaltungskosten steigen immer weiter, und die Belastung durch Schulden wächst parallel dazu. Nach Jahren von Inflation und unaufhörlichem Konsum sind die Amerikaner unter einem Berg von Schulden begraben und müssen nun mit den Folgen ihrer Ausgabenpolitik leben. In den USA sind die Verbraucherausgaben für zwei Drittel der Wirtschaftsleistung verantwortlich. Wenn die Verbraucher sparen müssen, bekommen das die Unternehmen hautnah zu spüren.
Die nächste Herausforderung ist die Rückkehr der Zölle. Bei der ersten Präsidentschaft von Donald Trump hatten ausländische Exporteure den Großteil der Kosten übernommen. Die US-Verbraucher konnten weiterhin billig einkaufen. Doch jetzt sieht es anders aus und immer mehr Unternehmen schlagen ihre steigenden Kosten bei den Preisen drauf. Das wird die Verbraucher direkt belasten.
Dennoch sind Zölle nicht das Hauptproblem, die wahre Bedrohung ist die Verschuldung. Die Unternehmen in den USA haben sich während der Billiggeld-Ära hoch verschuldet. In nächster Zeit werden Kredite im Volumen von fast einer Billion US-Dollar fällig, die zurückgezahlt oder zu deutlich höheren Zinssätzen refinanziert werden müssen. Das bedeutet, dass Geld, das früher in Investitionen und Innovationen gesteckt wurde, jetzt in Form von Zinszahlungen verloren geht. Gleichzeitig bremsen die Konsumenten ihre Ausgaben, was die Situation für viele Unternehmen verschärft.
Infolgedessen beginnt die Wirtschaft in den Bereichen zu schrumpfen, die normalerweise Wachstum generieren: bei den Konsumausgaben. Diese Welle von Zurückhaltung betrifft nicht nur große Unternehmen, sondern auch den Einzelhandel, der auf nicht notwendige Ausgaben angewiesen ist. Der Verkauf von Luxusgütern, Mode und Technikwaren wird zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Die US-Politik spricht oft davon, Produktionsstätten zurück in die USA zu holen, was auf den ersten Blick nach Wohlstand und Arbeitsplätzen klingt. Doch das hat seinen Preis. Das Umziehen von Produktionsstätten in die USA bedeutet höhere Löhne und Materialkosten, was die Gewinnmargen der Unternehmen drückt und das wirtschaftliche Klima weiter belastet. Dies könnte eine weitere Welle von Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten zur Folge haben.
Inmitten all dieser Herausforderungen zeigt sich ein noch düstereres Bild: Der US-Verbraucher ist im Wesentlichen finanziell am Ende, und viele Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre Strukturen auf eine neue Realität auszurichten. Die Kombination aus hoher Verschuldung, hohen Zinsen und fallendem Konsum ist ein klares Rezept für eine tiefere wirtschaftliche Rezession.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
