Crash durch Seltene Erden?
Rheinmetall & Renk: "Taktische Verkäufe", neue Rallye "schwer vorstellbar"
Europas Rüstungsaktien boomen – auch wenn bereits erste Gewinnmitnahmen einsetzen. Nun droht China mit einem neuen Hebel: Seltene Erden. Kann der Höhenflug weitergehen oder droht der Crash aus Fernost? Analystenstimmen!
- Rüstungsaktien boomen, aber Gewinnmitnahmen drohen.
- Chinas Kontrolle über Seltene Erden sorgt für Unsicherheit.
- Analysten gespalten: Wachstumspotenzial vs. Risiken.
- Report: Hensoldt, Renk & Rheinmetall teuer
Europäische Rüstungsaktien haben eine massive Rallye verzeichnet – in diesem Jahr haben sich Titel wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk mehr als verdoppelt. Der Branchenindex Stoxx Europe Aerospace & Defense liegt rund 45 Prozent im Plus. Doch jüngste Kursrücksetzer und geopolitische Risiken wie Chinas Exportkontrollen für strategische Metalle lassen Zweifel aufkommen.
Loredana Muharremi von Morningstar sieht zwar weiterhin "Aufwärtspotenzial" im Sektor, warnt aber vor "strategischen Schwachstellen". Europa beziehe rund 90 Prozent seines Yttriums – eines der wichtigsten Seltenerdmetalle für Militärtechnik – aus China. Sollte es zu längeren Importbeschränkungen kommen, könnten "Produktionspläne beeinträchtigt werden", so Muharremi. Zwar gebe es diplomatische Bemühungen, aber die Abhängigkeit bleibe ein Risiko.
Ein Hoffnungsschimmer für Anleger: Nach einem dreitägigen Ausverkauf konnten die Aktien am Mittwoch wieder zulegen. Hintergrund war eine vorläufige Einigung zwischen den USA und China auf ein neues Rahmenabkommen. Handelsminister Howard Lutnick nannte Chinas Zugeständnisse bei Seltenen Erden "grundlegend" für den Deal. Am Donnerstag notieren die drei deutschen Rüstungstitel wieder mit roten Vorzeichen.
Der französische Rüstungsriese Thales erklärte gegenüber CNBC, dass sich die Engpässe bislang nicht direkt auf das Tagesgeschäft auswirkten. "Wenn uns diese wichtigen Ressourcen irgendwann fehlen, wird das natürlich Auswirkungen haben, aber im Moment sind sie in der Lieferkette noch zu weit unten", so Thales-Chef Patrice Caine.
Doch nicht alle Analysten sind optimistisch. "Ein weiterer großer Aufschwung für den Sektor ist schwer vorstellbar", meint Maximilian Uleer von der Deutschen Bank. Die Bewertung sei bereits stark gestiegen – besonders nach Trumps Vorschlag, NATO-Staaten sollten künftig fünf Prozent ihres BIP in Verteidigung investieren.
Aymeric Gastaldi von Edmond de Rothschild widerspricht: Die Branche habe sich "grundlegend verändert". Ein Vielfaches an Gewinnwachstum sei möglich – nicht zuletzt durch Pläne wie in Deutschland, bis 2032 fünf Prozent des BIP in Verteidigung zu investieren. Dennoch räumt Gastaldi ein, "dass es zu taktischen Verkäufen kommen könnte, da Investoren sich fragen, ob der Sektor seinen Höhepunkt erreicht hat."
Derweil warnt CNBC-Moderator Jim Cramer: "Was haben wir uns nur gedacht, als wir einen Handelskrieg begonnen haben, ohne diese Frage der Seltenen Erden geklärt zu haben?" China kontrolliert laut Schätzungen etwa 60 Prozent der weltweiten Förderung und fast 90 Prozent der Weiterverarbeitung dieser Metalle. Trumps Team betont zwar, dass China im Zuge des neuen Handelsabkommens Seltene Erden liefern werde – doch eine schriftliche Bestätigung steht noch aus.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion
