Passives Einkommen
Europas größter Stromversorger Enel glänzt mit Disziplin und hoher Rendite
Enel ist ein solider Dauerläufer für Dividendenfans. Wer auf beständige Ausschüttungen, moderate Bewertung und ein stabiles Versorgergeschäft setzt, bekommt hier viel Substanz pro Euro.
- Enel: Stabiler Dividendenzahler seit 1999, 11 Jahre Wachstum.
- Moderate Bewertung mit KGV von 11,8, hohe Rendite.
- Europas größter Energieversorger, 70 Mio. Kunden weltweit.
- Report: Hensoldt, Renk & Rheinmetall teuer

Nach dem spekulativen Hochdividendenwert OneMain Holdings aus dem US-Konsumkreditsektor im Dividenden-Radar der vergangenen Woche richtet sich unser Blick diesmal auf einen ganz anderen Dividendentypus: Enel, Europas größten Stromversorger.
Weniger zyklisch, dafür planbarer, substanzstark und mit einer ordentlichen Historie verlässlicher Ausschüttungen. Wer eine Dividendenaktie mit konservativem Fundament sucht, findet hier einen echten Energie-Giganten.
Kontinuität: 11 Jahre Steigerungen, seit 1999 Ausschüttungen
Enel ist seit dem Börsengang im Jahr 1999 ununterbrochen ein verlässlicher Dividendenzahler. Noch beeindruckender: Seit 2013 wurde die Dividende in jedem Jahr erhöht. Damit gehört der Konzern zur Kategorie der sogenannten Dividend Achievers, also Unternehmen mit mindestens 10 Jahren kontinuierlichem Dividendenwachstum.
Im Geschäftsjahr 2024 zahlte Enel 0,43 Euro je Aktie, aufgeteilt in zwei Tranchen. Damit lag die Dividendenrendite bezogen auf den Jahresschlusskurs von 6,89 Euro bei 6,24 Prozent. Die Ausschüttungsquote betrug rund 65 Prozent des Nettogewinns. Die Dividendenpolitik des Unternehmens sieht für den Zeitraum von 2025 bis 2027 vor, 70 Prozent des Nettogewinns auszuschütten.
Europas Energie-Gigant: Geschäftsmodell und Stabilität
Enel ist Europas größter Energieversorger, aktiv in über 30 Ländern, mit Schwerpunkt in Italien, Spanien, Brasilien und Chile. Das Unternehmen betreibt sowohl konventionelle als auch erneuerbare Kraftwerke und umfasst mit Enel Green Power auch eine eigene grüne Tochtergesellschaft.
Der Konzern versorgt rund 70 Millionen Kunden weltweit, betreibt ein gut diversifiziertes Portfolio mit hoher Grundlastfähigkeit. Das sorgt für planbare Erträge auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten. Zwar ist das regulierte Netzgeschäft margenschwach, dafür aber besonders krisenfest.
Bewertung und Aussichten
Mit einem KGV von etwa 11,8 ist Enel moderat bewertet. Analysten verweisen auf die stabile Marge, die kontinuierliche Entschuldung und die wachsende Rolle im Bereich der Dekarbonisierung.
Ein Blick auf vergleichbare europäische Versorger zeigt, dass Enel den Vergleich nicht scheuen muss. RWE (Deutschland) weist aktuell ein KGV von 14,4 auf, zahlt 1,10 Euro Dividende und kommt aktuell auf eine Dividendenrendite von ca. 3,3 Prozent. Iberdrola (Spanien) kommt auf ein KGV von 17, zahlt 0,51 Euro Dividende je Aktie, was etwa 3,2 Prozent Rendite entspricht. E.ON (Deutschland) liegt bei einem KGV von rund 13,7, zahlt 0,55 Euro Dividende mit einer Rendite von 3,7 Prozent. Enel bietet in diesem Vergleich die höchste Rendite bei gleichzeitig attraktiver Bewertung und solider Dividendenhistorie.
Entwicklung
Die Aktie hat sich seit Jahresbeginn positiv entwickelt und rund 17 Prozent gewonnen, während der italienische FTSE Mib Leitindex etwa 4,3 Prozent zugelegt hat. Zuletzt profitierte der Kurs von einer stabileren politischen Lage in Italien, der klaren Dividendenpolitik und vor allem gesunkenen Energiepreisen. Enel profitiert von sinkenden Energiepreisen vor allem deshalb, weil dadurch die operativen Kosten des Unternehmens sinken, während gleichzeitig die Einnahmen aus regulierten Netzgebühren oder Endkundentarifen stabil bleiben.
Aktuelle Ausschüttung und Prognose
Die letzte Ausschüttung im Januar 2025 betrug 0,215 Euro je Aktie (Zwischendividende), nach zuvor 0,215 Euro im Juli 2024. Die nächste Ausschüttung, zu der es von dem Unternehmen bislang keine genaue Aussage gibt, steht Ende Juli an.
Von FactSet befragte Analysten rechnen damit, dass Enel im laufenden Jahr insgesamt 0,47 Euro je Aktie ausschüttet. Damit würde sich für die Juli-Zahlung ein Betrag von 0,255 Euro ergeben. Beim aktuellen Kurs von 8,05 Euro ergibt sich daraus eine Rendite von 5,84 Prozent.
Analystenmeinungen: Stabil, werthaltig, unterschätzt
Von den 23 bei MarketScreener erfassten Analysten stufen derzeit 11 Enel mit "Kaufen", 6 mit "Aufstocken" und 6 mit "Halten" ein. Eine Verkaufsempfehlung gibt es nicht. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei etwa 8,25 Euro, was einem Kurspotenzial von 2,5 Prozent entspricht.
In einer Bewertung ("Kaufen") von Anfang Mai erklärte Werner Eisenmann von der DZ Bank, dass vor allem die weiter niedrige Bewertung, die attraktive Dividende mit der Aussicht auf weitere Aktienrückkäufe und mögliche Impulse im wichtigen Markt Spanien das Gerüst für seinen Optimismus seien. Ein stabiles Geschäftsmodell, Kostensenkungen, eine solide Bilanz und stetiges Wachstum durch hohe Investitionen bildeten das Fundament, erklärte Eisenmann und erhöhte den fairen Wert für die Aktie auf 8,60 Euro.
Fazit: Dividendenkraft mit europäischer Stabilität
Enel ist kein Spekulantenpapier, sondern ein Fundamenttitel für Dividendenanleger mit langfristigem Horizont. Mit 11 Jahren ununterbrochener Dividendensteigerung, solider Ausschüttungsquote und einem Geschäftsmodell, das auf Stabilität statt auf Hype setzt, überzeugt der italienische Stromriese als konservativer Depotbaustein. Die Bewertung bleibt moderat, das Renditeprofil überdurchschnittlich – gerade im Vergleich zu anderen europäischen Versorgern.
Wer regelmäßige Erträge mit Substanz und politisch abgesicherter Grundversorgung sucht, findet bei Enel eine seltene Kombination: hohe Verlässlichkeit, defensives Geschäftsmodell und zugleich attraktive Ausschüttungen. Selbst in schwierigen Marktphasen bleibt der Konzern profitabel und dividendentreu – ein möglicher Kandidat für Investoren, die nicht jeden Trend mitmachen wollen, aber dafür umso lieber Jahr für Jahr eine solide Dividende einstreichen.
Passives Einkommen
Wer mit der Enel-Aktie ein jährliches Zusatzeinkommen von 12.000 Euro erzielen möchte, benötigt dazu bei einer angenommenen Jahresdividende von 0,47 Euro je Aktie für dieses Jahr rund 25.500 Anteilsscheine des Versorgers. Beim aktuellen Aktienkurs entspricht das einem Kapitalbedarf von etwa 205.000 Euro – ohne Berücksichtigung von Steuern oder Gebühren.
Zum Vergleich: Beim Hochdividendenwert OneMain waren in der vergangenen Woche rund 150.000 Euro. Bei den beiden deutschen Konkurrenten RWE und E.ON sind aktuell dafür 365.000 Euro beziehungsweise 336.000 Euro notwendig. Bei Southern Company, die wir schon im Dividenden-Radar hatten, wären es 334.000 Euro und bei Enagas aus Spanien (hier im Radar) müssten 421.000 Euro auf den Tisch gelegt werden.
Besteuerung italienischer Dividenden in Deutschland
Italien erhebt auf Dividendenzahlungen grundsätzlich eine Quellensteuer in Höhe von 26 Prozent. Für deutsche Privatanleger wird diese jedoch durch das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Italien auf 15 Prozent reduziert. Damit dieser reduzierte Satz greift, muss der Anleger in der Regel keine zusätzlichen Formulare einreichen – viele deutsche Banken und Broker berücksichtigen das automatisch über das sogenannte "Freistellungsverfahren". Wichtig ist, dass die italienische Steuerbehörde die Anleger als in Deutschland steuerpflichtig anerkennt.
Die in Italien einbehaltenen 15 Prozent Quellensteuer werden in Deutschland auf die Abgeltungsteuer angerechnet, die 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag (und ggf. Kirchensteuer) beträgt. Das bedeutet: Deutsche Anleger zahlen auf italienische Dividenden effektiv dieselbe Steuer wie auf inländische – eine Doppelbesteuerung findet nicht statt.
Übersicht zur Dividende von Enel*
Marktkapitalisierung: 81,8 Milliarden Euro
Dividende erhöht: 11 Jahre in Folge
Dividende kontinuierlich ausgeschüttet: 26 Jahre in Folge
Durchschnittliche Erhöhung der Dividende in 10 Jahren: +13% p.a.
Zeitplan
Noch keine Dividendenankündigung: Prognose
21.07.2025: Ex-Tag/Record Date
23.07.2025: Dividendenzahlung
* Quellen: Enel, wallstreetONLINE.
Kalenderjahr |
Dividendenrendite in %** |
Dividende in Euro |
---|---|---|
2027 | 6,34e | 0,51e |
2026 | 6,09e | 0,49e |
2025 | 5,96e | 0,48e |
2024 | 5,84e | 0,47e |
2023 | 6,24 | 0,43 |
2022 | 5,81 | 0,40 |
2021 | 7,56 | 0,38 |
2020 | 5,11 | 0,36 |
2019 | 3,99 | 0,33 |
2018 | 3,96 | 0,28 |
2017 | 4,76 | 0,24 |
* Quellen: Enel, wallstreetONLINE, FactSet.
** Zur Errechnung der zurückliegenden Dividendenrendite wurde der Schlusskurs des jeweiligen Kalenderjahres genommen, beziehungsweise für 2025 und die Prognosen der aktuelle Kurs.
Die optimale Dividendenstrategie
Eine optimale langfristige Dividendenstrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter dem individuellen Risikoprofil, den Anlagezielen und der finanziellen Situation. Hier sind jedoch einige allgemeine Prinzipien, die empfohlen werden können:
Diversifikation: Investieren Sie in eine breite Palette von Unternehmen und Sektoren, um das Risiko zu streuen. Diversifikation kann helfen, das Portfoliorisiko zu mindern, da nicht alle Sektoren gleichzeitig von Marktschwankungen betroffen sind.
Qualitätsaktien wählen: Achten Sie auf Unternehmen mit einer starken Bilanz, stabilen Cashflows und einer Geschichte von zuverlässigen und wachsenden Ausschüttungen. Solche Unternehmen sind oft besser positioniert, um auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Dividenden zu zahlen.
Reinvestition von Dividenden: Das Reinvestieren von Dividenden kann das Wachstum des Portfolios beschleunigen. Durch den Zinseszinseffekt können reinvestierte Dividenden über die Zeit einen signifikanten Beitrag zum Gesamtertrag des Portfolios leisten.
Langfristige Perspektive: Dividendenstrategien sind oft langfristig ausgerichtet. Marktschwankungen sollten daher nicht zu überstürzten Entscheidungen führen. Geduld und Beständigkeit sind Schlüssel zum Erfolg.
Steuereffizienz berücksichtigen: Die steuerliche Behandlung von Dividenden kann je nach Land und individueller Situation variieren. Es ist wichtig, Steuereffekte in die Strategie einzubeziehen.
Überwachung und Anpassung des Portfolios: Portfolios sollten regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden, um sicherzustellen, dass es weiterhin den eigenen Anlagezielen entspricht und gut diversifiziert bleibt.
Bewertung: Achten Sie auf die Bewertung der Aktien. Hohe Dividendenrenditen sind nicht immer ein gutes Zeichen; sie können auch ein Hinweis auf Probleme im Unternehmen sein.
Verwendung von Dividendenfonds, -ETFs: Für Anleger, die nicht direkt einzelne Aktien auswählen möchten, können Dividendenfonds eine praktikable Alternative sein, da sie eine gute Möglichkeit zur Diversifikation bieten.
Fazit:
Dividendeninvestitionen können eine großartige Möglichkeit sein, ein passives Einkommen aufzubauen. Indem Sie sich auf Unternehmen mit stabiler Dividendenhistorie konzentrieren, können Sie Ihr Portfolio schrittweise ausbauen. Dabei ist natürlich immer zu beachten, dass Investitionen in Dividendenaktien – wie alle Investitionen – mit Risiken verbunden sind.
Weitere interessante Dividenden-Aktien befinden sich übrigens auch in der Dividenden-Watchlist unseres Börsenexperten Markus Weingran, dessen Börsenlounge sich täglich mit aktuellen Marktentwicklungen, Investitionstipps und Finanzthemen befasst.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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