NAGA Group: „Stark in Sachen Innovationsgeschwindigkeit“
Die Aktien der NAGA Group haben in den vergangenen Wochen 25 Prozent zugelegt. CEO Patrascu setzt auf ein verstärktes Marketing für ein deutliches Wachstum, wie er in einem Interview deutlich macht.

In vielen Bereichen sieht Octavian Patrascu für die NAGA Group derzeit großes Potenzial. Das fängt bei der Steigerung der Kunden an, geht über die Aktivitäten bei Telegram und endet noch längst nicht bei möglichen Zukäufen. Patrascu erläutert im Gespräch mit unserer Redaktion, welche Erwartungen er mit dem Deal mit Borussia Dortmund verknüpft. Er spricht über die Pläne in Asien und Großbritannien und geht auf die Prognose für 2025 ein.
Herr Patrascu, die NAGA Group ist Anbieter der „All-in-One Financial SuperApp NAGA“. Was kann diese App und welche Kundengruppen sprechen Sie damit an?
Patrascu: Aktuell betreiben wir zwei Hauptprodukte: NAGA Trader, eine Multi-Asset-Plattform für den Handel mit CFDs und echten Aktien, sowie NAGA Pay, unsere Super-App, die digitale Wallet- und Kartenfunktionen kombiniert. Wir arbeiten derzeit daran, NAGA Pay weiterzuentwickeln und Trading, Investments, Kryptowährungen sowie alltägliche Zahlungen in einer einzigen, intuitiven Oberfläche zu vereinen. Innerhalb der nächsten zwölf Monate wird daraus „NAGA One“ entstehen, eine App, die alle Services in ein nahtloses Nutzererlebnis integriert, vom Gehaltseingang bis zum Investment in Bruchstücke von Aktien oder digitalen Vermögenswerten. Unser Fokus liegt dabei klar auf privaten Anlegern im Alter von 20 bis 45 Jahren, die eine mobile, moderne Benutzeroberfläche mit institutioneller Technologie im Hintergrund erwarten.
Sie sind nun seit einem Jahr CEO der NAGA Group. Was hat sich seitdem verändert? Wie weit sind Sie beim Aufbau der „neuen“ NAGA Group gekommen?
Patrascu:Wir haben unsere Transformation in drei Phasen unterteilt. Phase eins drehte sich um die Integration: Wir haben die Fusion mit CAPEX abgeschlossen, die Zustimmung von Aktionären und Regulatoren eingeholt und standardisierte Prozesse eingeführt. In Phase zwei lag der Fokus auf Stabilisierung: Wir setzten den Integrationsplan um, kümmerten uns um leistungsschwächere Bereiche und bauten eine solide operative Basis auf. Aktuell befinden wir uns in Phase drei, der Skalierung. Diese konzentriert sich auf Wachstumstreiber wie Produktinnovationen, den Ausbau des Marketings und gezielte Übernahmen. Wir sind gut unterwegs und überzeugt, NAGA zu einer schlanken, technologieorientierten Wachstumsplattform zu machen.
Wann erwarten Sie die volle Wirkung Ihrer eingeleiteten Spar- und Effizienzmaßnahmen?
Patrascu: Erste Effekte waren bereits im Jahr 2024 sichtbar. Die vollständige jährliche Wirkung über rund 10 Millionen Euro an Synergien erwarten wir im Geschäftsjahr 2025. Darüber hinaus rechnen wir mit weiteren Einsparungen durch Automatisierung und eine Neugestaltung der internen Arbeitsabläufe.
Ein kurzer Blick zurück: Sie haben gerade den Geschäftsbericht 2024 veröffentlicht. Wie ist es gelungen, trotz rückläufiger Umsätze die EBITDA-Marge zu steigern? Lag das nur an den Kosteneinsparungen?
Patrascu: Nein, diszipliniertes Kostenmanagement war zwar ein wesentlicher Faktor, entscheidend waren aber zudem strategische Schritte wie der Rückzug aus margenschwachen Geschäftsbereichen und die Schärfung unserer Leistungskennzahlen. Durch eine intelligentere Ressourcenallokation und eine stärkere Produktfokussierung konnten wir das EBITDA trotz eines schwächeren Umsatzniveaus verbessern.
Sie haben im ersten Quartal Ihre Marketingausgaben deutlich erhöht. Wird sich dieser Trend fortsetzen? Woran messen Sie den Erfolg?
Patrascu: Marketing ist für uns eine langfristige Investition. Wir investieren im Voraus, um die nötige Infrastruktur aufzubauen, von Datenanalysen und Kreativressourcen bis zu Markenpartnerschaften. Erfolg messen wir nicht nur an der Nutzergewinnung, sondern an Kennzahlen wie Customer Acquisition Costs, Customer Lifetime Value und dem Wachstum der täglich und monatlich aktiven Nutzer. Sobald wir sehen, dass unser System im Zielkorridor läuft, können wir das Budget gezielt und mit hoher Sicherheit skalieren.
Das Handelsvolumen und das operative Ergebnis waren zu Jahresbeginn rückläufig. Ein Grund zur Sorge? Wie begegnen Sie dieser Entwicklung?
Patrascu: Der Rückgang im ersten Quartal war auf Marktschwankungen und strategische Neuausrichtungen zurückzuführen und ist kein Grund zur Besorgnis. Wir begegnen dieser Entwicklung mit einer stärkeren Produktoptimierung, erhöhtem Marketingeinsatz und der Nutzung der Synergien aus der CAPEX-Fusion, um Nutzerbindung und Transaktionsvolumen zu steigern.
Anfang Februar stellten Sie einen deutlichen Anstieg von EBITDA und Nettogewinn für 2025 in Aussicht, getrieben von besseren Margen durch realisierte Synergien und eine Rückkehr zum Umsatzniveau von 2023. Bleibt es bei dieser Prognose?
Patrascu: Ja, absolut. Die im Februar kommunizierte Prognose gilt weiterhin. Unser Team arbeitet entlang klar definierter Meilensteine, und wir verfügen sowohl über die Infrastruktur als auch die nötige Disziplin, um diese Ziele zu erreichen.
Der Wettbewerb am Markt ist hart. Warum sind Sie überzeugt, dass Sie bestehen und Marktanteile gewinnen können?
Patrascu: NAGA war schon immer stark in Sachen Innovationsgeschwindigkeit. Die Fusion mit CAPEX hat diesen Vorteil weiter gestärkt. Wir sind Spezialisten in der Kombination von Produktideen mit einem breiteren technologischen, geschäftlichen und operativen Fundament. In dieser neuen Aufstellung und mit einer Kultur, die Wettbewerb begrüßt, sind wir gut aufgestellt, um Marktanteile zu gewinnen.
Wie entwickelt sich Ihre Trading-App auf Telegram? Welche Umsätze generieren Sie damit?
Patrascu: Telegram entwickelt sich zunehmend zu einem ernstzunehmenden Marktplatz, deshalb sind wir frühzeitig eingestiegen. In der ersten Phase, die dem Launch und Nutzerfeedback diente, haben wir über 30.000 Nutzer bei minimalem Marketingbudget gewonnen. Wir optimieren derzeit die wichtigsten Kennzahlen und werden dann in die Skalierung gehen. Der Umsatzbeitrag ist aktuell noch gering, aber das Potenzial ist groß, sobald die Monetarisierung steht.
Ende April haben Sie trade.com aus Großbritannien übernommen. Sie sind also wieder auf dem britischen Markt aktiv. War der Rückzug 2021 ein Fehler? Wie sehen Ihre Pläne und Erwartungen dort aus?
Patrascu: Wir haben die Übernahme der britischen Lizenz von trade.com vereinbart, vorbehaltlich der Genehmigung durch die britische Finanzaufsicht FCA. Der britische Markt ist der größte und etablierteste CFD-Markt Europas, der strategische Fit ist also gegeben. Mit einem optimierten Produkt und einem erfahrenen Managementteam wollen wir NAGA dort wieder als glaubwürdigen Herausforderer positionieren, wie gesagt vorbehaltlich der regulatorischen Freigabe.
Haben Sie weitere Märkte im Blick? Welche Strategie verfolgen Sie für den asiatischen Markt?
Patrascu: Kurzfristig konzentrieren wir uns auf Europa, die GCC-Region und Lateinamerika. In Afrika und Asien sind wir bereits präsent. Der asiatische Markt steht 2025 im Zeichen der Produktlokalisierung und regulatorischen Vorbereitung. Der vollständige kommerzielle Rollout ist für 2026 geplant.
Neben organischem Wachstum verfolgen Sie auch eine M&A-Strategie. Welche Übernahmen sind für Sie künftig interessant und welche Kriterien muss ein Zielunternehmen erfüllen?
Patrascu: Wir interessieren uns für Unternehmen, die unser Plattformangebot ergänzen und eine signifikante Kundenbasis mitbringen. Besonders spannend sind Aktienhandelsplattformen mit hohem verwalteten Vermögen, die von unserer Technologie und unserem Cross-Selling-Ansatz profitieren können. Entscheidend sind dabei eine solide regulatorische Basis, skalierbare Technologie und ein klares Potenzial für zusätzliche Umsätze.
Die NAGA Group ist Sponsor von Borussia Dortmund. Was erwarten Sie sich davon? Und was kostet Sie das Engagement?
Patrascu: Borussia Dortmund verkörpert viele der Werte, für die auch NAGA steht. Starke Community-Wurzeln, deutsche Herkunft und internationale Strahlkraft. Diese Partnerschaft stärkt unsere Markenpräsenz sowohl in Deutschland als auch weltweit. Die genauen finanziellen Konditionen veröffentlichen wir nicht, aber die Vereinbarung ist als gegenseitig wertschöpfende Zusammenarbeit angelegt, nicht als reine Werbeausgabe.
Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft: Wie soll die NAGA Group in fünf Jahren aussehen?
Patrascu: Unser unternehmerischer Geist und unsere konsequente Kundenorientierung sollen erhalten bleiben, aber mit einer vollständig umgesetzten strategischen Agenda. Das heißt konkret: Deutlich höhere Umsätze, eine erheblich größere Nutzerbasis, führend bei der Kundenzufriedenheit und NAGA als erste Adresse für persönliche Finanzgeschäfte unter dem Markendach „Everything Money“.
Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreetONLINE mit der Redaktion von www.4investors.de.