Crash, Panik, Krieg?
Israel, Iran, Angst am Markt – was Anleger jetzt tun sollten
Kriegsschlagzeilen sorgen immer für Panik an den Märkten. Doch wer überlegt handelt, kann sogar profitieren. Ein praktischer Leitfaden zeigt, wie Anleger Krisen systematisch bewerten – und klug reagieren.
- Märkte reagieren oft übertrieben auf Krisen.
- Historisch kaum Einfluss auf Aktien über einen Monat.
- Klug investieren: Chancen in Schwächephasen nutzen.
- Report: Hensoldt, Renk & Rheinmetall teuer

In einer Welt, in der geopolitische Krisen immer häufiger Märkte beeinflussen, suchen viele Anleger nach Orientierung. Der erfahrene Investmentstratege Joachim Klement liefert in einem viel beachteten Beitrag einen evidenzbasierten Leitfaden zum Umgang mit Kriegen, Terroranschlägen und geopolitischen Spannungen – gerade auch angesichts der aktuellen Eskalation zwischen Israel und dem Iran.
Klement warnt davor, sich von medialer Panikmache oder düsteren Prognosen blenden zu lassen. Die zentrale Botschaft seines "Überlebensleitfadens": Keine Panik. Historisch gesehen haben geopolitische Krisen in der Mehrzahl keinen nachhaltigen Einfluss auf die Aktienmärkte – zumindest nicht über einen Zeitraum von mehr als einem Monat.
"Die überwiegende Mehrheit der geopolitischen Ereignisse hat keinen Einfluss auf die Aktienmarktperformance über Anlagehorizonte von einem Monat oder mehr", schreibt Klement. In vielen Fällen sei es sogar ratsam, in der Schwächephase risikoreiche Anlagen zuzukaufen.
Ein Schlüsselproblem sei, dass viele sogenannte Experten geopolitische Krisen sofort auf extreme Szenarien wie Weltkriege oder Stagflation hochrechnen. Doch Klement erinnert: "In den letzten 150 Jahren gab es nur zwei Fälle, in denen Kriege außer Kontrolle gerieten. Sie heißen Erster Weltkrieg und Zweiter Weltkrieg."
Sein Leitfaden führt in vier Schritten durch die wichtigsten Fragen, die sich Anleger in einer Krise stellen sollten. Erstens, ist die Infrastruktur des betroffenen Landes beschädigt? Wenn Häfen, Eisenbahn oder digitale Netze lahmgelegt sind, drohen BIP-Rückgänge. Das spricht gegen Investments in die lokale Wirtschaft – bietet aber Chancen für Baufirmen, Telekom-Ausrüster oder defensive Sektoren wie Gesundheitswesen.
Zweitens, hat der Konflikt nachhaltige Auswirkungen auf Inflation und Energiepreise? Wenn ja, profitieren Rohstoffkonzerne, Goldminen oder Rüstungsfirmen. Konsumgüterhersteller mit geringen Margen oder hohe Inputkosten dürften unter Druck geraten.
Drittens, wirken sich die geopolitischen Spannungen dauerhaft auf Realzinsen aus? Wenn Zentralbanken reagieren oder Staaten Zinskosten künstlich niedrig halten, steigen Kapitalkosten und Investitionszurückhaltung. Anleger sollten Unternehmen mit hoher Verschuldung meiden, vor allem solche mit baldiger Refinanzierung.
Wer alle drei Fragen mit Nein beantworten kann, sollte laut Klement beherzt zugreifen. Dann sei der geopolitische Schock nicht substanziell genug, um die Bewertungsgrundlagen an den Märkten zu verändern. Anleger können davon profitieren, wenn sie in der Phase erhöhter Risikoaversion mutig Positionen aufbauen.
Klement rät dazu, sich nicht von kurzfristigen Ausschlägen irritieren zu lassen. "Die Aktienkurse können zwar auf die Erwartungen für das nächste Quartal oder die nächsten zwei Quartale reagieren, aber das ist nur Rauschen." Erst eine dauerhafte Veränderung über zwölf Monate oder länger habe substanziellen Einfluss auf die Kurse.
Der vielleicht wichtigste Satz des Beitrags lautet: "Kurzfristig ist der Markt eine Abstimmungsmaschine, langfristig jedoch eine Waage." Wer diese Maxime beherzige, könne auch in Krisenzeiten rational investieren.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion
