IMF-Ziel wohl gerissen
Argentinischer Peso im freien Fall – Viel ist von der Euphorie nicht geblieben
Der argentinische Peso hat seit der Aufhebung der Währungskontrollen im April eine dramatische Achterbahnfahrt erlebt. Was erwartet die Währung in den kommenden Monaten?
- Peso steuert auf Allzeittief zum US-Dollar zu.
- Unsicherheit über Reserven und Wirtschaftswachstum bleibt.
- Kurzfristige Maßnahmen könnten Stabilität nicht sichern.
- Report: Hensoldt, Renk & Rheinmetall teuer
Der argentinische Peso steuert auf ein neues Allzeittief zum US-Dollar zu. Das Auf und Ab in den vergangenen zwei Monaten kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Trend kontinuierlich abwärts zeigt. Das beeinflusst nicht nur die Währung selbst, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft des Landes.
Im April 2025, nach einer Vereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds (IMF), gab die argentinische Regierung ihre Kontrolle über den Peso offiziell auf und öffnete den Weg für einen freien Wechselkurs. Doch die Bewegungen des Pesos seitdem haben die Märkte in Erstaunen versetzt und werfen Fragen über die Stabilität und die weitere Richtung der argentinischen Währung auf.
Nur wenige Wochen nach dieser Zusage griff die Zentralbank dann doch wieder in den Markt ein, indem sie insgesamt 409 Millionen US-Dollar in Futures-Kontrakten verkaufte, wie die Währungshüter Wochen später eingestanden. Experten gehen davon aus, dass die Intervention im April keine einmalige Angelegenheit war, sondern sich im darauf folgenden Monat intensivierte, insbesondere am 7. Mai, als der Peso am Spotmarkt um fast 6 Prozent zulegte.
Diese Bewegung wurde durch den kurzfristigen Optimismus von Investoren und Spekulationen über eine Stabilisierung der Wirtschaft nach der Abschaffung der Beschränkungen für den US-Dollar unterstützt. Jedoch währte die Euphorie nicht lange. Seither hat die Devisen kontinuierlich an Wert verloren und steuert wieder auf ihr Allzeittief jenseits der Marke von 1.200 Peso je US-Dollar zu.









Die Talfahrt ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, darunter die Unsicherheit über die Fähigkeit der argentinischen Regierung, die notwendigen internationalen Reserven anzusammeln, und die wieder aufflammenden Sorgen um das Wirtschaftswachstum und die Inflation. Der drastische Rückgang zeigt, wie anfällig der Peso auch weiterhin für politische und wirtschaftliche Turbulenzen ist.
Die kurzfristige Volatilität des Pesos ist unübersehbar, doch auch die langfristige Perspektive bleibt von erheblichen Unsicherheiten geprägt. Analysten und Investoren sind sich einig, dass der Peso vor einer noch härteren Zeit steht, es sei denn, die Regierung kann erfolgreich Maßnahmen ergreifen, um die Währungsstabilität zu sichern. Insbesondere die Frage, wie die Zentralbank die Währungsreserven aufbauen kann, bleibt eine der größten Herausforderungen.
Derzeit liegen die offiziellen Reserven Argentiniens bei etwa 38,7 Milliarden US-Dollar, aber die Notwendigkeit, 4,4 Milliarden US-Dollar bis zum heutigen 13. Juni zu akkumulieren, wirkt sich direkt auf den Wechselkurs aus. Volkswirten zufolge ist das Ziel sehr wahrscheinlich nicht erreicht worden.
Zudem hat die Regierung unter Präsident Javier Milei angekündigt, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, um die Finanzstabilität zu sichern, wie etwa ein Rückkaufabkommen mit internationalen Banken in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar, das ebenfalls auf die Stärkung der Reserven abzielt.
Diese Maßnahmen könnten den Peso kurzfristig stützen, jedoch wird die Unsicherheit über die langfristige Entwicklung nicht verschwinden, solange die fiskalischen und monetären Rahmenbedingungen nicht nachhaltig verbessert werden.
Prognosen für den weiteren Verlauf des Jahres sind daher mit Vorsicht zu genießen. Einige Analysten gehen davon aus, dass der Peso unter den aktuellen Umständen weiterhin schwanken wird, mit der Möglichkeit, dass die Währung gegen Ende des Jahres erneut erheblich an Wert verliert, es sei denn, es kommt zu einer stabilisierenden politischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Insbesondere wenn die Regierung die vereinbarten IMF-Ziele zur Steigerung der Reserven weiterhin nicht erfüllt, könnte der Peso weiter unter Druck geraten.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
