Kaffee-Kampfpreise
Starbucks unter Druck: Diese chinesische Kaffeekette will die USA erobern
Luckin Coffee, Chinas größte Kaffee-Kette, hat sich in den letzten Jahren rasant ausgebreitet und Starbucks auf dem chinesischen Festland überholt. Jetzt drängt das Unternehmen auf den US-Markt.
- Luckin Coffee überholt Starbucks in China, expandiert USA.
- Nach Bilanzskandal: Luckin erholt sich, Aktien steigen.
- Günstige Preise und neue Geschmäcker ziehen Kunden an.
- Report: Hensoldt, Renk & Rheinmetall teuer

Im Westen wurde Luckin Coffee mit einem spektakulären Buchhaltungsbetrugs-Skandal bekannt, durch den das Unternehmen 2020 von der Nasdaq-Börse geflogen war. Inzwischen hat Luckin ein überraschendes Comeback geschafft. Mit ausgefallenen Geschmacksrichtungen und extremen Rabattaktionen hat sich Luckin wieder ins Geschäft gekämpft.
In China betreibt der Lokalmatador mehr als doppelt so vielen Filialen wie US-Riese Starbucks. Gestärkt von dieser Erfolgsstory will das Unternehmen nun auch auf dem US-Markt angreifen. Nach Expansionsschritten in Singapur, Hongkong und Malaysia plant Luckin nun den nächsten großen Schritt: eine Filiale in Lower Manhattan.
Konkurrent Cotti Coffee, das 2022 von ehemaligen Luckin-Führungskräften gegründet wurde, hat bereits Filialen in Brooklyn und Manhattan eröffnet.








"New York ist wahrscheinlich der kulturell beste Prüfstein für eine internationale Marke, besonders für eine chinesische", erklärt Bernstein-Analyst Danilo Gargiulo gegenüber CNBC. "Die Stadt ist äußerst vielfältig und hat eine große, junge Konsumentenbasis. Doch sie ist auch eine der gesättigsten und wettbewerbsintensivsten Märkte."
Trotz der geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China betrachten jüngere Amerikaner die chinesischen Marken oft anders als ältere Generationen. Luckins günstiger Kaffee könnte insbesondere in New York bei den steigenden Lebenshaltungskosten auf Interesse stoßen. Doch um langfristig erfolgreich zu sein, müssen die Kaffee-Ketten ein breites Publikum ansprechen, sagen Analysten. "Wenn es als touristische Attraktion wahrgenommen wird, wird es sich nicht in den täglichen Konsum integrieren", so Gargiulo.









Chinesische Kaffee-Ketten kombinieren günstige Preise mit ungewöhnlichen Geschmacksrichtungen, die oft die Grenze zwischen Kaffee und Bubble Tea verwischen – ein Kulturschock für Puristen, aber in China extrem beliebt. So verkaufte Luckin im Jahr 2023 mehr als 5,4 Millionen Tassen seines alkoholhaltigen Lattes, das in Zusammenarbeit mit dem führenden chinesischen Moutai-Spirituosenhersteller entwickelt wurde. 2024 brachte das Unternehmen insgesamt 119 verschiedene Produkte auf den Markt.
Auch an der Börse entwickelte sich Luckin nach dem Bilanzskandal und der Fast-Pleite zu einer Erfolgsstory. Nachdem der Kurs im Zuge des Skandals von über 40 auf unter 2 US-Dollar fiel, notieren die Papiere 5 Jahre später wieder über 35 US-Dollar.
Luckin hat sein Geschäftsmodell stark auf Technologie ausgerichtet und ermöglicht es seinen Kunden in China, Bestellungen über die omnipräsente WeChat-App zu tätigen und geliefert zu bekommen, wodurch das traditionelle Café-Erlebnis durch eine extrem effiziente, digitale Lösung ersetzt wird. Dazu betreibt das Unternehmen in China eigene Röstereien, um die Kosten zu senken.
Auch Starbucks hat seinerseits auf die wachsende Konkurrenz in China reagiert. Der US-Kaffeeriese hat in China seine Preise leicht reduziert und bietet seine günstigste Tasse Kaffee nun für 23 Yuan an, rund 2,70 Euro. Das ist im Vergleich zu Luckin, die ihre günstigsten Getränke schon für 10 Yuan, rund 1,20 Euro, anbieten, allerdings immer noch teuer.
Die Starbucks-Aktie geriet zuletzt kräftig unter Druck und hat seit Anfang März rund 30 Prozent eingebüßt. Die vergleichbaren Umsätze in den Filialen waren zuletzt 5 Quartale in Folge rückläufig. Der erhoffte Turnaround unter dem hochgelobten CEO Brian Niccol dürfte wohl noch Zeit in Anspruch nehmen.
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Redaktion
