Vor TKMS-Abspaltung
Thyssenkrupp-Beben: IG Metall stellt sich gegen CEO Lopez – Aktie fällt!
Kurz vor der möglichen Vertragsverlängerung von Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez droht massiver Widerstand aus dem Aufsichtsrat – wegen ungelöster Probleme in der Stahlsparte und offener Fragen zum Investor Kretinsky.
- Widerstand gegen Lopez' Vertragsverlängerung wächst.
- Stahlsparte braucht dringend tragfähiges Zukunftskonzept.
- Kretinsky in der Kritik, Dialog mit Belegschaft fehlt.
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Kurz vor der erwarteten Vertragsverlängerung von Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez formiert sich offener Widerstand. Jürgen Kerner, stellvertretender Aufsichtsratschef und Vize der IG Metall, kündigte an, gegen eine Verlängerung des Vorstandsmandats zu stimmen.
Der Grund: Die versprochene Neuausrichtung der Stahlsparte sei ausgeblieben, obwohl mit dem Einstieg von Investor Daniel Kretinsky ein entscheidender Schritt erfolgt sei. "Über eine Vertragsverlängerung sollte erst gesprochen und entschieden werden, wenn die betreffende Person geliefert hat", sagte Kerner gegenüber Reuters. "Das ist bei Lopez nicht der Fall."
Die Stahlsparte gilt als das Herzstück des Konzerns – und als Dauerbaustelle. Während CEO Lopez auf ein Joint Venture mit Kretinskys Holding setzt, kritisieren Arbeitnehmervertreter das Fehlen eines tragfähigen Zukunftskonzepts. Die Stahlsparte brauche ein Zukunftskonzept. Da habe sich aber seit über einem Jahr nichts getan, so Kerner. Das Misstrauen sei beidseitig gewachsen. "Herr Lopez und ich können einerseits professionell zusammenarbeiten. Aber ich glaube, dass wir auf beiden Seiten inzwischen ein grundlegendes Misstrauen haben."
Der Aufsichtsrat wird am Freitag über Lopez’ Zukunft und die Ausgliederung der Marinesparte TKMS entscheiden. Bei Patt-Situationen hätte Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm die entscheidende Stimme – eine Seltenheit in der deutschen Unternehmensführung, die traditionell auf Konsens mit Gewerkschaften setzt.
Auch Kretinsky gerät zunehmend in die Kritik. Der Investor hält bereits 20 Prozent der Stahlsparte und strebt laut Insidern 50 Prozent an. Doch der Dialog mit der Belegschaft sei bisher ausgeblieben. "Wir haben Herrn Kretinsky offiziell zu Gesprächen aufgefordert, sowohl mündlich als auch schriftlich wie über WhatsApp", sagte Kerner. "Wir bekommen immer sehr freundlich die Antwort, dass er zum geeigneten Zeitpunkt mit uns zwar reden möchte, aber aktuell nicht aussagefähig ist. Das ist nicht akzeptabel."
Die IG Metall hält daher eine Stiftungslösung – wie sie etwa im Saarland existiert – für den besseren Weg. Ein Sonderproblem sind zudem Pensionsverpflichtungen von rund 5,5 Milliarden Euro. Kerner macht deutlich: "Meine Erwartung ist, dass für die Pensionen die Thyssenkrupp AG bei einer Verselbstständigung aufzukommen hat."
Die Thyssen-Aktie notiert am Mittwoch mit roten Vorzeichen. Seit Jahresbeginn steht aber immer noch ein Kursplus von über 100 Prozent auf den Kurszetteln. Vor allem die Rüstungsfantasien der Marinesparte haben zu dieser Rallye beigetragen.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion
Die ThyssenKrupp Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Minus von -2,29 % und einem Kurs von 8,516EUR auf Tradegate (18. Juni 2025, 13:43 Uhr) gehandelt.
