KE nach Milliardenauftrag
Eutelsat: Das Drama nimmt seinen Lauf!
Der Satellitennetzbetreiber Eutelsat hat am Donnerstagnachmittag eine Kapitalerhöhung angekündigt. An der Zeichnung beteiligt sich auch der französische Staat.
- Eutelsat kündigt Kapitalerhöhung von 1,35 Mrd. Euro an.
- Französischer Staat beteiligt sich mit 716 Mio. Euro.
- Aktie nach Vertragsabschluss stark volatil, +14,5%.
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An spannenden Stories herrscht im Börsenjahr 2025 kein Mangel und selbst in gefragten Branchen mit abwechslungsreichem Newsflow, wie der Rüstungs- und Verteidigungsindustrie, gibt es immer wieder Einzelwerte, die besonders hervorstechen.
Dazu gehört beispielsweise der Satellitennetzwerkbetreiber Eutelsat. Der galt mit Blick auf den Chart der Aktie eigentlich als abgeschrieben, noch im Januar war ein Anteil wenig mehr wert als 1,00 Euro. Doch die sicherheitspolitische Wende der USA hat dem Unternehmen neues Leben eingehaucht – Eutelsat gilt inzwischen als europäische Alternative zu Starlink von Tesla-Gründer Elon Musk. Das hat sich beispielsweise im Ukraine-Konflikt längst als kriegswichtig entpuppt.
Vertragsabschluss lässt die Aktie durch die Decke gehen
Die neue verteidigungspolitische Dimension der Geschäfte von Eutelsat wurde am Mittwoch eindrucksvoll unterstrichen. Das französische Militär hat einen milliardenschweren Zehnjahresvertrag mit dem Unternehmen unterzeichnet. Eutelsat soll im Auftrag der Armee die Kommunikationsinfrastrukturen modernisieren.
Die Aktie explodierte nachbörslich, konnte am Donnerstag aber nur einen Teil der Gewinne halten und beendete den Handel in Paris schließlich mit einem Plus von 14,5 Prozent.
Milliardenschwere Kapitalerhöhung angekündigt ...
Am frühen Donnerstagabend kam in der Nachbörse erneut Bewegung auf, denn nur einen Tag nach dem Milliardenauftrag hat Eutelsat eine milliardenschwere Kapitalerhöhung bekannt gegeben.
Das Unternehmen möchte nicht weniger als 1,35 Milliarden Euro einsammeln, um sein Netzwerk von Satelliten im niedrigen Erdorbit (LEO) zu vergrößern. Damit soll die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Starlink gestärkt werden.
... mit überraschenden Details wie dem Zeichnungspreis!
Dabei gibt es einige Besonderheiten. Ersten liegt der Ausführungspreis mit 4,00 Euro je Anteil deutlich über dem Schlusskurs von 2,84 Euro. Und zweitens soll die Kapitalerhöhung nicht sofort, sondern erst zum Jahresende vollzogen werden. Dabei soll drittens der französische Staat involviert werden, der 716 Millionen Euro zeichnen wird, während weitere 634 Millionen Euro einer Reihe von Investoren, darunter das indische Unternehmenskonglomerat Bharti, vorbehalten sind.
Daraus soll sich am Ende eine Beteiligungsstruktur ergeben, bei welcher französische Staat über seine Beteiligungsgesellschaft 29,99 Prozent der Anteile hält. 18,7 Prozent entfallen auf Barthi – und der Rest wird von einigen kleineren Investoren gehalten sowie in Streubesitz befindlich sein.
Milliardenschwere Investitionen geplant
In seiner am Donnerstagabend veröffentlichten Pressemitteilung bekräftigte das Unternehmen des Weiteren seine langfristigen Wachstumsziele. So soll im Geschäftsjahr 2028/29 ein Umsatz von 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro erzielt werden. Für das laufende Jahr stellte Eutelsat ein Ergebnis im Rahmen des Vorjahres in Aussicht, im kommenden Jahr dagegen ist im LEO-Geschäft ein Wachstum von 50 Prozent angepeilt. Die Kapitalausgaben sollen sich auf bis zu 1,1 Milliarden Euro belaufen.
Schon wieder Action in der Nachbörse
Die Aktie verteuerte sich nach Veröffentlichung der Pressemitteilung zeitweise auf 3,10 Euro, was gegenüber dem im regulären Handel erzielten Schlusskurs einen Aufschlag von 9,2 Prozent bedeutete. Diese Gewinne konnten jedoch wie schon am Tag zuvor nicht gehalten werden.
Charttechnisch ist die Ausgangslage pikant. Am Donnerstag war die Aktie im außerbörslichen Handel klar erkennbar sowohl an der 50- als auch an der 200-Tage-Linie abgeprallt. Das ist mit Blick auf weitere Kursgewinne kein gutes Zeichen und lässt auf einen starken Widerstand schließen.
Mit Blick auf die Indikatoren ist die Signallage gemischt. Während sich der Relative-Stärke-Indikator in den vergangenen Wochen erkennbar verbessert hat und die Aufwärtsbewegung technisch bestätigt, ist der Trendstärkeindikator MACD auf ein neues Tief gefallen. Auch er gibt jedoch Anlass zur Hoffnung, da er im Begriff ist, seine Signallinie zu überwinden, was ein Nachlassen der zuletzt zu beobachtenden Aufwärtsdynamik bedeuten würde. Gleichzeitig ist bei 2,00 Euro aber auch noch das im März entstandene Aufwärts-Gap zu schließen, was noch einmal für Verkaufsdruck sorgen könnte.
Fazit: Langweilig dürfte es hier so schnell nicht werden!
Dass Eutelsat mehr als nur eine Zocker-Aktie ist – dieser Verdacht stand nach der enormen Volatilität sowie der hohen Verbreitung in sozialen Netzwerken zeitweise im Raum – hat das Unternehmen spätestens mit seinem Vertragsabschluss am Mittwoch bewiesen.
Dass die Schwankungsfreude dennoch hoch bleiben dürfte, scheint nach der am Donnerstag bekannt gegebenen Kapitalerhöhung aber ebenso klar. Die bietet, wie auch der Chart jede Menge Argumentationsspielraum, was die weitere Kursentwicklung betrifft. Einerseits ist der Zeichnungspreis über dem aktuellen Kursniveau dankbar, andererseits könnte er die weitere Kursentwicklung hemmen und auf 4,00 Euro deckeln. So oder so ist das Drama um die Aktie um ein spannendes Kapital reicher.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
