Der perfekte Börsensturm
Der gefährlichste Hexensabbat seit Jahrzehnten rollt heute auf uns zu
6 Billionen US-Dollar, ein Feiertagskater und ein geopolitischer Pulverfass-Mix: Am Freitag trifft Triple Witching auf Nahost-Angst – und könnte die Wall Street in einen echten Hexensabbat stürzen.
- Triple Witching: 6 Billionen USD Optionen laufen aus.
- Geopolitische Spannungen erhöhen Marktvolatilität.
- Unsicherheit könnte zu überraschenden Kursbewegungen führen.
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Am Freitag erwartet die US-Börsen ein historisches Ereignis: Der größte "Triple Witching"-Tag aller Zeiten fällt auf den Tag nach einem Börsenfeiertag – ein Novum seit mindestens dem Jahr 2000. Laut Daten von SpotGamma laufen Optionen im Gesamtwert von mehr als 6 Billionen US-Dollar aus – ein Rekordvolumen, das Händler auf potenziell heftige Kursbewegungen vorbereitet.
"Triple Witching", also Hexensabbat, bezeichnet die gleichzeitige Fälligkeit von Indexoptionen, Einzelaktienoptionen und Futures – ein vierteljährliches Event, das üblicherweise mit erhöhtem Handelsvolumen und mehr Volatilität einhergeht. Dass dieser Verfall nun direkt nach dem Juneteenth-Feiertag stattfindet, macht ihn laut Analysten besonders brisant.
"Einerseits könnte es ein Tag mit geringem Handelsvolumen werden, da viele Menschen wahrscheinlich den Freitag frei nehmen und ein langes Wochenende machen werden“, sagte Bret Kenwell, Investmentanalyst bei eToro, gegenüber MarketWatch. "Aber Triple-Witching-Tage sind in der Regel die Tage mit dem höchsten Handelsvolumen im gesamten Quartal."
Zusätzliche Unsicherheit bringt die geopolitische Lage, insbesondere der anhaltende Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Dieser hatte den Cboe Volatility Index (VIX), der Optionen auf den S&P 500 abbildet, zuletzt wieder über die Marke von 20 getrieben – ein Niveau, das in etwa seinem langfristigen Durchschnitt entspricht. Eine höhere Volatilität führt in der Regel zu höheren Optionsprämien.
Ein möglicher Volatilitätsschub könnte auch durch eine militärische Eskalation im Nahen Osten ausgelöst werden. Laut Ökonomen besteht die Gefahr eines "reflexartigen Ausverkaufs", sollte sich die US-Armee aktiv in den Iran-Konflikt einschalten. Die Sorge um explodierende Ölpreise trifft auf Märkte, die bereits durch Trumps Zollpolitik nervös sind.
"Ich könnte mir vorstellen, dass die erste Reaktion sein wird: 'Das ist schlecht'", sagte Chuck Carlson von Horizon Investment Services. Gleichzeitig verweisen Analysten auf die Möglichkeit einer schnellen Erholung, falls die geopolitische Spannung zügig deeskaliert. Die Unsicherheit wirkt sich auch auf sichere Häfen wie Gold, US-Staatsanleihen und den US-Dollar aus, während Energieaktien zuletzt zulegten. Die Händler dürften am Freitag also nicht nur auf die Optionsströme schauen – sondern auch auf die Schlagzeilen aus dem Weißen Haus.
Ob der Freitag eher ein ruhiger Brückentag oder ein volatiler Hexensabbat wird, dürfte sich erst im Handelsverlauf zeigen. Klar ist nur: Die Kombination aus geopolitischer Nervosität, Feiertagswirkung und massiven Positionsanpassungen hat das Potenzial für Überraschungen.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion
