Ölpreis vor Explosion?
JPMorgan: Regimewechsel im Iran hätte tiefgreifende Folgen für den Ölmarkt
Ein militärisches Eingreifen der USA oder Israels, das zu einem Regimewechsel im OPEC-Mitgliedsstaat Iran führt, würde laut JPMorgan erhebliche Auswirkungen auf den globalen Ölmarkt haben.
- Militärisches Eingreifen könnte Ölpreise stark erhöhen.
- Regimewechsel in Iran hat tiefgreifende Folgen.
- Kurzfristige Preisanstiege dürften begrenzt bleiben.
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"Wenn die Geschichte ein Anhaltspunkt ist, könnte eine weitere Destabilisierung Irans zu deutlich höheren und über längere Zeiträume anhaltenden Ölpreisen führen", schreibt Natasha Kaneva, Leiterin der globalen Rohstoffanalyse bei JPMorgan, am Mittwoch in einer Mitteilung an Kunden.
US-Präsident Donald Trump forderte am Dienstag die bedingungslose Kapitulation Irans und bedrohte Khamenei in einem Social-Media-Beitrag persönlich. Israel habe in den ersten Tagen der Offensive sogar einen Anschlag auf Khamenei geplant, jedoch habe Trump diesen Schritt blockiert.
"Tiefgreifender Einfluss" auf Ölpolitik und Preise
Ein Regimewechsel in einem ölproduzierenden Land wie dem Iran könne sowohl kurz- als auch langfristig "tiefgreifende Auswirkungen" auf die Ölpolitik, die Fördermengen und die globalen Preise haben, so Kaneva. Der Iran ist der drittgrößte Produzent innerhalb der OPEC und exportiert rund 1,6 Millionen Barrel Rohöl pro Tag.
Seit 1979 habe es in wichtigsten Ölförderländern acht bedeutende Regimewechsel gegeben. Dabei stiegen die Rohölpreise laut JPMorgan im Durchschnitt um bis zu 76 prozent auf dem Höhepunkt der Krise – und stabilisierten sich langfristig auf einem Niveau, das etwa 30 Prozent über dem Vorkrisenniveau lag.
Produktionsausfälle infolge eines Regimewechsels seien schwer kurzfristig auszugleichen – ein weiterer Treiber für dauerhaft hohe Preise, so die Analyse. Im Klartext: Würden die USA in den Konflikt eingreifen, wäre eine weltweite Rezession wahrscheinlich.
Ein Beispiel: Während der iranischen Revolution 1979 fiel Irans Rohölexport laut JPMorgan um 4,8 Millionen Barrel pro Tag. Obwohl die OPEC Teile dieses Ausfalls kompensierte, verdoppelten sich die Preise bis Mitte 1980 auf 34 US-Dollar pro Barrel – was eine weltweite Rezession auslöste.
Heute liegt die iranische Fördermenge bei rund 3,3 Millionen Barrel pro Tag – und damit deutlich unter dem Niveau vor der Revolution.
Kurzfristiger Preisschock wahrscheinlich begrenzt
Ohne einen umfassenden politischen Umbruch im Iran dürften die aktuellen Ölpreisanstiege jedoch nur von kurzer Dauer sein, so JPMorgan. Ölmarktreaktionen auf militärische Konflikte mit israelischer Beteiligung seien historisch meist kurzlebig, mit Ausnahme des Jom-Kippur-Kriegs von 1973, der zum arabischen Öl-Embargo führte.
Die Gefahr, dass der Iran die Straße von Hormus blockiert, schätzt die Bank als sehr gering ein – ein solcher Schritt würde von den USA als Kriegerklärung gewertet. Die Fünfte US-Flotte, stationiert in Bahrain, sei mit dem Schutz der Schifffahrt im Persischen Golf beauftragt. Rund ein Fünftel des weltweiten Ölhandels passiert täglich diese Meerenge zwischen Iran und Oman.
Trotz der aktuellen Spannungen zwischen Iran und Israel zeigt sich der Ölmarkt bislang relativ stabil: Seit Beginn von Israels Luftoffensive am vergangenen Freitag legte der Preis nur um etwa 10 Prozent zu.
Autor: Krischan Orth, wallstreetONLINE Redaktion
