Fenster schließt sich
Amerikas Schuldenberg frisst fast 100 Milliarden US-Dollar im Monat!
Die Zinslast des US-Staats verschlingt inzwischen mehr als für Verteidigung ausgegeben wird – ein Trend, der die fiskalische Stabilität der größten Volkswirtschaft der Welt bedroht.
- Zinslast übersteigt Verteidigungsausgaben, Risiko steigt.
- US-Schulden über 37 Billionen, Zinskosten explodieren.
- Politische Polarisierung erschwert Ausgabenkontrolle.
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Die Verschuldung der Vereinigten Staaten ist längst keine abstrakte Größe mehr – sie wird zur tickenden Zeitbombe. Allein in den ersten acht Monaten des laufenden Fiskaljahres hat Washington rund 776 Milliarden US-Dollar an Zinsen auf seine Schulden gezahlt, geht aus Daten des Finanzministeriums hervor.
Das bedeutet: Monat für Monat fließen im Schnitt fast 100 Milliarden US-Dollar nur für den Schuldendienst. Das ist mittlerweile sogar deutlich mehr als das Land in Rüstung investiert. Und ein Ende des kontinuierlichen Aufwärtstrends ist nicht in Sicht.
Der Anstieg ist dramatisch. Im Vergleich zum Vorjahr legten die Zinskosten nochmals um sieben Prozent zu. Schon damals hatte das US-Finanzministerium von der höchsten Zinsbelastung seit den Neunzigerjahren berichtet. Das aktuelle Zinsniveau wirkt sich für den Staatshaushalt verheerend aus, denn die Kombination aus Rekordverschuldung und erhöhten Leitzinsen potenziert die Kostenlawine.
Moody’s Ratings hat die Konsequenz bereits gezogen: Die Ratingagentur stufte im Mai die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten herab und verwies ausdrücklich auf die rapide steigenden Schuldenkosten. Es sei schwer absehbar, wie die USA mittelfristig ihre Budgetdisziplin zurückgewinnen wollen, so die Begründung.
Der fiskalische Druck setzt zunehmend auch die Geldpolitik unter politischen Beschuss. Präsident Donald Trump ließ zuletzt keinen Zweifel daran, wen er für das Schuldenproblem verantwortlich macht. "Ich will, dass dieser Typ die Zinsen senkt, denn wenn er es nicht tut, müssen wir zahlen“, sagte er in Richtung Fed-Chef Jerome Powell.
Zwei Prozentpunkte weniger würden laut Trump rund 600 Milliarden US-Dollar an jährlichen Zinsausgaben einsparen. Doch diese Forderung verkennt die eigentliche Dynamik: Es sind nicht nur die Zinsen – es ist vor allem die Größe des Schuldenbergs, die die Lage eskalieren lässt.
Nach Jahrzehnten struktureller Defizite, mehreren Steuerreformen und pandemiebedingten Ausgaben liegt der US-Schuldenstand heute bei mehr als 37 Billionen US-Dollar. Und während das Bruttoinlandsprodukt mitwächst, steigt der Zinsanteil im Budget schneller. Die Zinskosten nehmen so rapide zu, dass sie inzwischen einzelne Ausgabensäulen wie Verteidigung (je nach Schätzung zwischen 850 Milliarden und 1 Billion US-Dollar in 2025) längst überholt haben.
Ökonomen warnen vor einer gefährlichen Spirale: Hohe Zinszahlungen verschärfen das Defizit, was zu noch mehr Schulden führt, die wiederum zu höheren Refinanzierungskosten führen. Gleichzeitig könnte das Vertrauen internationaler Investoren leiden, wenn Zweifel an der Schuldentragfähigkeit wachsen. Schon heute zeigen sich erste Spannungen: Die Nachfrage nach langfristigen US-Staatsanleihen ist rückläufig, viele Anleger verlangen höhere Renditen – ein zusätzlicher Druckfaktor auf die Zinsseite.
Die Gefahr liegt nicht in einem plötzlichen Zahlungsausfall, sondern in einer schleichenden Erosion fiskalischer Souveränität. Je mehr Mittel der Staat für den Schuldendienst aufwenden muss, desto weniger Spielraum bleibt für Zukunftsinvestitionen, Sicherheit oder Sozialausgaben. Die politische Polarisierung in Washington erschwert zudem jede Debatte über Ausgabendisziplin oder Steuererhöhungen.
Amerika hat noch immer fiskalische Ressourcen, aber das Zeitfenster, um sie ohne schmerzhafte Korrekturen zu stabilisieren, schließt sich. Die Warnungen der Ratingagenturen sind unüberhörbar. Und der Moment, in dem die Schulden nicht nur ein langfristiges Risiko, sondern eine unmittelbare Bürde für Wachstum, Vertrauen und Marktstabilität werden, scheint näher denn je.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
