Comeback-Kandidaten
Vergiss Rheinmetall: 2 Turnarounds unter Buchwert mit 100 % Potenzial?
Warum sich ein Blick auf diese günstig bewerteten Aktien lohnen könnte.
- Aktien guter Unternehmen können Turnarounds erleben.
- United Internet zeigt erste Anzeichen der Stabilisierung.
- K+S profitiert von steigenden Kalipreisen und Zöllen.
- Report: Hensoldt, Renk & Rheinmetall teuer

Auch Aktien guter Unternehmen mit solidem Geschäft durchlaufen schwierige Phasen, in denen der Kurs deutlich fällt. In diesen Situationen lohnt sich eine genaue Ursachenanalyse, um bei Verbesserungen mögliche Turnarounds zu identifizieren.
So sind beispielsweise Commerzbank-Aktien nach der Finanzkrise 2008 über ein Jahrzehnt nur gefallen, um in den vergangenen fünf Jahren mehr als 656 Prozent zu steigen (23.06.2025). Während das Geschäft zunächst unter den Abschreibungen und der Niedrigzinsphase litt, wurde es mit den höheren Leitzinsen plötzlich wieder sehr profitabel.
Gelingt folgenden Unternehmen eine ähnliche Wende?
1. United Internet
United-Internet-Aktien haben seit 2018 um mehr als 59 Prozent nachgegeben (23.06.2025).
Während die Umsätze weiter zulegten, fiel das Vorsteuerergebnis von 783,5 auf 331,4 Millionen Euro und nach Steuern musste United Internet 2024 sogar einen Verlust von -49,5 Millionen Euro verbuchen.
Gründe waren vor allem hohe Ausgaben für 5G-Mobilfunkfrequenzen und Schwierigkeiten bei der anschließenden Antenneninstallation. Infolgedessen kam es zu operativen Rückschlägen, Netzausfällen und vermehrten Kündigungen. Entsprechende Gewinnrevisionen resultierten in deutlichen Kursrückgängen.
Deshalb ist die Aktie heute mit Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) 0,88 niedrig bewertet (23.06.2025).
Doch aktuell zeichnet sich eine Ergebnisstabilisierung ab. Für das Gesamtjahr 2025 hat United Internet die Umsatzprognose angehoben und erwartet mit 1,35 gegenüber 1,295 Milliarden Euro ein leicht höheres EBITDA als im Vorjahr (2024).
Zwar wird die Problembehebung noch Zeit in Anspruch nehmen, aber Unternehmer Ralph Dommermuth, der selbst 48,94 Prozent der United-Internet-Aktien im Wert von etwa 2,04 Milliarden Euro hält, wird nicht nachlassen, bis die Ergebnisse wieder steigen (23.06.2025).









2. K+S
K+S-Aktien standen vor allem zwischen 2008 und 2020 unter Dauerdruck.
Hauptgrund war der bis 2020 gesunkene Kalipreis, der auf ein großes Überangebot auf den Weltmärkten durch osteuropäische und russische Hersteller zurückzuführen war.
Hinzu kamen hohe Ausgaben für ein Werk in Kanada, das infolge der sinkenden Erträge zunächst die Schulden erhöhte.
Doch zwischen 2020 und 2024 gelang K+S eine deutliche Verbesserung der Eigenkapitalquote von 26,3 auf knapp 64 Prozent, sodass die Finanzierungskosten gesunken sind.
Zwar bleiben der Kalipreis und die K+S-Aktie auch zukünftig sehr volatil, doch zuletzt gab es durchaus positive Entwicklungen. So hat die EU russischen Dünger mit Zöllen belegt und Belaruskali für das erste Halbjahr 2025 eine Produktionskürzung um eine Million Tonnen angekündigt. K+S ist aufgrund der amerikanischen Importabhängigkeit zudem nicht von den US-Zöllen betroffen und hat zuletzt die Jahresprognose 2025 angehoben.
Hinzu kommt ein langfristig unter großen Schwankungen steigender Kalipreis, was auf die steigende Nachfrage aus der Landwirtschaft (wachsende Weltbevölkerung, begrenzte Anbaufläche) zurückzuführen ist. Somit sind zwischenzeitlich immer wieder starke K+S-Anstiege wahrscheinlich.
Aktuell notiert die Aktie mit KBV 0,49 weit unter Buchwert, was auf ein zyklisches Tief hindeutet (23.06.2025).









Fazit: Turnarounds
Zwar gibt es nie eine Garantie für Kursanstiege, doch United Internet und K+S sind derzeit sehr niedrig bewertet und könnten durch die Lösung bestehender Probleme und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen mittelfristig wieder bessere Ergebnisse erzielen.
Autor: Christof Welzel, wallstreetONLINE-Redaktion
