Das kann zur Falle werden
USA setzen auf Bond-Kurzläufer, um zu sparen – riskantes Spiel mit den Schulden
Die US-Regierung verzichtet auf langlaufende Treasuries und setzt stattdessen verstärkt auf Kurzläufer – eine Entscheidung, die das Land teuer zu stehen kommen könnte. Die Risiken eines solchen Schachzugs sind enorm.
- US-Regierung setzt auf Kurzläufer statt Langläufer.
- Kurzfristige Ersparnis birgt langfristige Risiken.
- Vertrauen in US-Anleihen könnte destabilisiert werden.
- Report: Hensoldt, Renk & Rheinmetall teuer

Die USA haben in den letzten Jahren, anstatt langlaufende Staatsanleihen auszugeben, zunehmend auf Kurzläufer gesetzt. Um ihre explodierenden Ausgaben unter Kontrolle zu halten, spielt die Regieurng ein gefährliches Spiel mit ihrer Schuldenlast.
Scott Bessent, der US-Finanzminister, verteidigte diese Strategie kürzlich in einem Interview mit Bloomberg und erklärte, dass die Zinsen für langfristige Anleihen derzeit einfach zu hoch seien. Er spekuliert darauf, dass die US-Leitzinsen bald sinken werden, was es seiner Meinung nach unklug macht, sich langfristig zu den gegenwärtig hohen Zinssätzen zu verschulden.
Doch dieser Schachzug birgt erhebliche Risiken, die über die kurzfristige Ersparnis hinausgehen. Die Entscheidung, langfristige Verschuldungskosten immer weiter aufzuschieben, könnte dazu führen, dass dieser Bedarf sich zu einem gefährlichen "Berg" aufbaut. Denn die USA können sich mit Kurzläufern allein nicht dauerhaft finanzieren.
Auch wenn die Strategie zunächst sinnvoll erscheint, um kurzfristige Liquidität zu sichern und die Zinssätze niedrig zu halten, ist sie langfristig nicht nachhaltig. Die US-Regierung benötigt zunehmend mehr Mittel, um das Haushaltsdefizit und soziale Ausgaben zu finanzieren. Kurzfristige Anleihen können nur einen Teil dieser Verpflichtungen abdecken. Wenn zu viele Kurzläufer auf den Markt geworfen werden, könnte das zu einem zu großen Angebot führen, was die Glaubwürdigkeit der USA gefährdet. Investoren könnten höhere Renditen verlangen, was die Kosten für die US-Regierung zusätzlich erhöhen würde.
Ein weiteres Problem entsteht durch die "verschobenen Ausgaben". Wenn die USA weiterhin auf Kurzläufer setzen, ohne langfristige Schulden zu begeben, baut sich eine "Schuldenlast für die Zukunft" auf. Spätestens in den kommenden Jahren müssen wieder langfristige Anleihen ausgegeben werden, um diesen aufgestauten Bedarf zu decken. Das könnte zu einem massiven Überangebot führen, da die Emissionen der Langläufer dann auf einmal in einem gewaltigen Volumen an den Markt gelangen müssten. Ein plötzlicher Anstieg der Anleiheemissionen könnte den Markt unter Druck setzen und zu einem Anstieg der Zinsen führen.
Die größte Unsicherheit dieser Taktik ist, dass die Wette auf sinkende Zinsen keineswegs garantiert ist. Es gibt keine Gewissheit, dass die Zinssenkungen in dem erhofften Tempo eintreten werden oder überhaupt stattfinden. Wenn die Fed an stabilen Zinsen festhält oder sie sogar anhebt, könnte dies zu höheren Finanzierungskosten für die USA führen, was den gesamten Plan als teuren Fehler entlarven würde.
In der Vergangenheit hat die langfristige Strategie der USA, regelmäßig und vorhersehbar Treasuries auszugeben, den Markt stabilisiert. US-Staatsanleihen gelten als sicherster Hafen für Investoren weltweit, nicht zuletzt wegen dieser Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit. Wenn die USA nun beginnen, von dieser bewährten Strategie beständig abzuweichen, könnte dadurch das Vertrauen der Märkte in die langfristige Finanzpolitik der USA beeinträchtigt werden. Der Verlust der Glaubwürdigkeit wiederum könnte dazu führen, dass die Zinsen weiter steigen, da sich die Investoren vor einer möglichen Verschlechterung der Fiskalpolitik der USA fürchten.
Die US-Regierung könnte sich in der Konsequenz gezwungen sehen, Maßnahmen wie finanzielle Repression einzusetzen, um die gestiegenen Finanzierungskosten zu kontrollieren. Also eine Politik, bei der Investoren gedrängt werden, US-Anleihen zu halten, selbst wenn die Renditen nicht attraktiv sind.
Diese Politik, wenn die Fed und die Regierung versuchen, die Märkte zu kontrollieren, könnte in einem politischen Klima mit einer schwächelnden Wirtschaft und einem wachsenden Schuldenproblem zu weiteren Risiken führen.
Während die Entscheidung, auf Kurzläufer zu setzen, kurzfristig eine Taktik sein mag, die den US-Staatshaushalt entlasten könnte, birgt sie erhebliche langfristige Risiken. Der Verzicht auf die gewohnte Strategie der regelmäßigen und vorhersehbaren Anleiheemissionen könnte das Vertrauen in die US-Staatsanleihen destabilisieren und zu einem späteren Überschwappen von Emissionen führen, was die Zinskosten in die Höhe treibt. Zudem ist die Spekulation auf sinkende Zinsen keineswegs sicher und könnte die USA in eine finanzielle Zwickmühle führen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Taktik sich langfristig als erfolgreich erweist, oder ob die USA irgendwann mit den Folgen einer verschobenen Schuldenlast und einer möglichen Marktverwerfung konfrontiert werden.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
