Crash, Korrektur, Comeback?
E-Mobilität im Tal der Tränen – doch hier beginnt die Erholung!
Trotz der zuletzt schwachen Aktienentwicklung entlang der Elektrofahrzeug-Lieferkette bleibt Templeton-Analyst Craig Cameron optimistisch. Für ihn steht fest: Die Nachfrage nach Elektroautos wird weiter steigen.
- Nachfrage nach Elektroautos bleibt langfristig stark.
- Lithiumpreise gefallen, Chancen für Investoren steigen.
- Aluminium profitiert vom E-Auto-Boom, Leichtbau wichtig.
- Report: Zeitenwende! 3 Uranaktien vor der Neubewertung

Die überzogenen Erwartungen seien inzwischen einer deutlich nüchterneren Realität gewichen – und genau darin liege nun wieder eine Chance für langfristige Investoren – schreibt Cameron in einem aktuellen Marktkommentar.
"Die Nachrichtenlage der vergangenen zwei Jahre war für Elektrofahrzeuge eher düster", stellt er fest. In den USA habe Präsident Donald Trump gleich zu Beginn seiner Amtszeit Förderprogramme gestrichen, in Europa und Asien sei die politische Unterstützung ins Wanken geraten.
Auch die Nachfrage bleibe hinter den Erwartungen zurück: Statt des erwarteten Wachstums von 33 Prozent legte der Absatz weltweit nur noch um 24 Prozent zu. Ein Großteil davon ging auf das Konto von Hybridfahrzeugen, was die tatsächlichen Effekte auf Emissionen und Lieferketten abschwächte.
Gleichzeitig brach der Lithiumpreis seit seinem Höchststand im Jahr 2022 um mehr als 80 Prozent ein. Die Folge: Margen schrumpften, Investitionen wurden gekürzt, Aktien der gesamten EV-Wertschöpfungskette verloren massiv an Wert. Dennoch sieht Cameron gerade jetzt interessante Einstiegspunkte:
"Die Erwartungen wurden zurückgeschraubt, die Bewertungen spiegeln das begrenzte Wachstum nicht vollständig wider."
Cameron macht einen klaren Unterschied zwischen den Märkten aus
Während China mit einem Anteil von 49 Prozent im vierten Quartal 2024 den globalen EV-Markt anführt und bis 2030 über 70 Prozent anstrebt, bleibt die Entwicklung außerhalb Chinas hinterher. Inflation, Subventionskürzungen und vergleichsweise hohe Preise bremsen die Nachfrage.
Lithium: Preise gefallen, Chancen gestiegen
Cameron geht davon aus, dass sich die aktuell niedrigen Lithiumpreise nicht halten werden. Spotpreise für Lithiumcarbonat fielen seit 2023 von über 75 auf unter 10 US-Dollar pro Kilogramm. Der Markt preise eine Zukunft ein, in der das Angebot dauerhaft die Nachfrage übersteige. Dies hält Templeton für unrealistisch:
"Wir erwarten, dass sich die Lithiumpreise zumindest auf das Niveau der Anreizpreise erholen werden."
Angesichts eines erwarteten Nachfragewachstums von über 10 Prozent bis Ende des Jahrzehnts sei eine Rückkehr zu mittelfristigen Preisspitzen durchaus denkbar.
Aluminium als Schlüssel zum Leichtbau
Auch Aluminium dürfte durch den Vormarsch der Elektromobilität profitieren. Elektrofahrzeuge sind im Schnitt bis zu 15 Prozent schwerer als vergleichbare Verbrenner, was die Nachfrage nach Leichtbaumaterialien antreibe. Laut Bernstein Research enthält ein typisches E-Auto rund 250 Kilogramm Aluminium, deutlich mehr als bei herkömmlichen Fahrzeugen.
Zwei der größten Aluminium-Produzenten der Welt, die von solch einem Boom profitieren könnten, sind zum Beispiel Alcoa und Norsk Hydro.
"Kohlenstoffarmes Aluminium bietet klare Vorteile – sowohl bei der Herstellung als auch im Betrieb", so Cameron. Studien zeigen, dass sich durch den Einsatz von Leichtmetallen nicht nur Emissionen reduzieren, sondern auch Batteriekosten durch kleinere Packs gesenkt werden können.
Camerons Fazit
Die Euphorie rund um den E-Auto-Boom sei verflogen. Doch genau das eröffne jetzt selektive Anlagechancen. Statt sich auf reine Verkaufszahlen zu konzentrieren, lohne sich der Blick auf die "Enabler" der Elektrifizierung: Batteriehersteller, Halbleiterproduzenten und Rohstofflieferanten mit technologischer Stärke und globaler Positionierung.
Während Lithium aus Südamerika oder Australien stammt, erfolgt die Verarbeitung meist in China, Südkorea oder Japan. Auch Leistungshalbleiter, entscheidend für die Effizienz der Antriebe, kommen überwiegend aus Ostasien oder den USA. Cameron sieht hier Chancen für spezialisierte Produzenten.
"Wenn Wachstumserwartungen niedrig und Bewertungen gedrückt sind, entstehen oft die besten Investmentchancen", schreibt Cameron. Anleger mit Weitblick könnten davon profitieren, wenn sie bereit seien, auch durch die nächste Kurve zu fahren.
Prognosen der Internationalen Energieagentur erwarten für das Gesamtjahr 2025 einen Absatz von über 20 Millionen Elektrofahrzeuge weltweit. Das entspricht einem Marktanteil von mehr als einem Viertel aller Pkw-Neuzulassungen. Dies wäre erneut ein Wachstum von rund 25 Prozent – auf demselben Niveau wie 2024.
Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion
