Einigung im Zollstreit
Nike, Adidas und Puma im Zollschock: Droht das Ende der Vietnam-Produktion?
Die USA und Vietnam haben sich im Zollstreit geeinigt. Das große Aufatmen bleibt aber in der Branche der Sportartikelhersteller aus. Was bedeutet das Abkommen für Nike, Adidas und Puma?
- USA und Vietnam einigen sich, aber Unsicherheit bleibt.
- 20% Zoll auf Importe, 40% auf Transshipment-Waren.
- Nike, Adidas, Puma stark von Vietnam und China abhängig.
- Report: Hensoldt, Renk & Rheinmetall teuer

Das von den USA und Vietnam verkündete Handelsabkommen wirft laut Branchenexperten neue Fragen für Sportartikel- und Bekleidungshersteller wie Nike, Adidas und Puma auf, die Schuhe und Kleidung in Fabriken in dem südostasiatischen Land produzieren lassen.
Die USA werden einen Zollsatz von 20 Prozent auf viele Importe aus Vietnam erheben, während sogenannte Transshipment-Waren – also Produkte, die über Drittländer nach Vietnam gelangen – mit einem Strafzoll von 40 Prozent belegt werden, erklärte US-Präsident Donald Trump am Mittwoch.
Kleidungs- und Schuhfabriken in Vietnam sind stark von Vorprodukten aus China abhängig – darunter Garne, Polyesterstoffe sowie Knöpfe und Reißverschlüsse. Es ist derzeit unklar, ob solche Waren, die in Vietnam unter Verwendung chinesischer Komponenten hergestellt werden, unter die verschärften Transshipment-Regeln fallen.
Transshipment bezeichnet Waren, die größtenteils in China produziert, nach Vietnam verschifft, dort umetikettiert und anschließend als "Made in Vietnam" exportiert werden. Schon jetzt überwacht der US-Zoll diese Praxis. Die Trump-Regierung verfolgt hierbei inzwischen eine noch härtere Linie: US-Finanzminister Scott Bessent sagte am Donnerstag gegenüber CNBC, "ein erheblicher Anteil" der vietnamesischen Exporte sei in Wahrheit Transshipment aus China.
"Viele Details des Abkommens sind noch unklar", sagt Sheng Lu, Professor für Mode- und Textilwirtschaft an der University of Delaware, gegenüber Reuters. "Rein rechtlich gesehen ist Transshipment illegal, während der Einsatz ausländischer Komponenten gemäß den Ursprungsregeln völlig üblich ist. Diese beiden unterschiedlichen Sachverhalte zu vermischen, schafft nur noch mehr Unsicherheit und könnte die Lieferketten weiter belasten."
Vietnam ist ein zentraler Fertigungsstandort für Nike: 50 Prozent der weltweit verkauften Nike-Schuhe wurden im Geschäftsjahr 2024 dort produziert. Auch für Adidas ist Vietnam der wichtigste Lieferant und steuert 27 Prozent der globalen Produktion bei. Puma bezieht etwa 26 Prozent seiner globalen Produktion aus Vietnam (Schuhe & Bekleidung), dicht gefolgt hinter China.
Im vergangenen Jahr importierten die USA laut dem Branchenverband FDRA insgesamt 274 Millionen Paar Schuhe aus Vietnam. Die FDRA kritisierte die neuen Zölle am Mittwoch als überflüssig und warnte vor Belastungen für US-Verbraucher.
"Die 20 Prozent für Vietnam sind enttäuschend", sagte Joe Jurken, Geschäftsführer des Supply-Chain-Dienstleisters The ABC Group zu Reuters.
Analysten von Raymond James merkten an, dass der neue Zollsatz von 20 Prozent immerhin niedriger ausgefallen sei als die vom Markt befürchteten 25 bis 30 Prozent. "Eine 100-prozentig China-freie Lieferkette ist praktisch unmöglich", resümieren sie.
Autor: Krischan Orth, wallstreetONLINE Redaktion
