Carsten Stork
Kakao stabilisiert sich nach 20-Monats-Tief – Nachfrage bleibt schwach, Angebot steigt
Der Cocoa-Future zeigte sich in der vergangenen Handelswoche leicht erholt und legte nach mehreren Verlustwochen um +1,60 % zu. Der Dezember-Kontrakt schloss bei 5.917 USD/t, nachdem er am Freitag kurzzeitig über die psychologisch wichtige Marke von …
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Der Cocoa-Future zeigte sich in der vergangenen Handelswoche leicht erholt und legte nach mehreren Verlustwochen um +1,60 % zu. Der Dezember-Kontrakt schloss bei 5.917 USD/t, nachdem er am Freitag
kurzzeitig über die psychologisch wichtige Marke von 6.000 USD/t kletterte, dort aber auf starken Verkaufsdruck stieß. Im Wochentief fiel der Future am Montag bis auf 5.657 USD/t – den niedrigsten
Stand seit Februar 2024.
Die Erholung zum Wochenschluss war vor allem technischer Natur, denn fundamental bleibt der Druck auf die Preise bestehen. Neue Zahlen der Cocoa Association of Asia zeigen, dass die asiatische
Verarbeitung im dritten Quartal um –17 % gegenüber dem Vorjahr eingebrochen ist – der schwächste Wert seit neun Jahren. Auch in Europa ging das Mahlvolumen um –4,8 % zurück, während Nordamerika
einen leichten Anstieg von +3,2 % meldete – allerdings verzerrt durch neue Berichtspflichten. Die Daten bestätigen den globalen Nachfragerückgang, der bereits seit Monaten auf den Kakaopreis
drückt.
Auf der Angebotsseite sorgen die steigenden Erntemengen in der Elfenbeinküste und Ghana für zusätzlichen Gegenwind. Beide Länder haben die Erzeugerpreise kräftig angehoben, was den Absatz der
Bohnen ankurbelt und die Liefermengen an die Häfen steigen lässt. Laut aktuellen Zahlen hat Ghana seine Kakaolieferungen an die Exporthäfen im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht, während
in der Elfenbeinküste die Haupternte vielversprechend angelaufen ist. Das deutet auf ein globales Überangebot im neuen Erntejahr 2024/25 hin.
Ein leicht stützender Faktor bleibt der Rückgang der ICE-zertifizierten Lagerbestände, die zuletzt auf 1,87 Mio. Säcke gefallen sind – ein Sechsmonatstief. Außerdem birgt die bevorstehende
Präsidentschaftswahl in der Elfenbeinküste geopolitisches Risiko: Sollte es zu Protesten oder Blockaden kommen, könnten Lieferketten kurzfristig gestört werden.
Fazit:
Kakao hat nach der Korrektur erstmals wieder Stabilität gefunden, doch die fundamentale Lage bleibt schwach. Die Nachfrage bröckelt, während die Ernten in Westafrika zunehmen. Kurzfristig sind
technische Gegenbewegungen möglich, mittelfristig dürfte der Preisdruck aber anhalten – insbesondere, wenn sich die Anzeichen für ein Angebotsüberschussjahr bestätigen. Nur eine geopolitische
Eskalation oder wetterbedingte Ausfälle könnten den Trend vorübergehend drehen.
Verfasst von Renditemanufaktur
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