Börsenfieber in Tokio
Nikkei schnellt auf Rekordhoch – Anleger feiern Takaichi-Effekt
Japans Aktienmarkt hat am Montag eine außergewöhnliche Rallye hingelegt. Nach der Wahl von Sanae Takaichi setzen Investoren auf mehr Staatsausgaben und eine anhaltend lockere Geldpolitik.
- Japans Aktienmarkt: Nikkei springt um 5% auf Rekordhoch.
- Takaichi plant hohe Staatsausgaben und lockere Geldpolitik.
- Yen fällt stark, Anleiherenditen steigen, Inflationserwartungen.
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An der Börse in Tokio herrschte am Montag Ausnahmezustand: Der Nikkei 225 sprang in der Spitze um 5 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 48.051 Punkten. Auch der breiter gefasste Topix legte kräftig um 3,3 Prozent zu. Die Rallye folgte auf die Wahl von Sanae Takaichi zur neuen Vorsitzenden der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) – und damit faktisch zur nächsten Premierministerin Japans.
Takaichi gilt als Anhängerin der expansiven "Abenomics"-Politik des früheren Premiers Shinzo Abe. Sie kündigte an, die Wirtschaft mit hohen Staatsausgaben, Technologieinvestitionen und enger Abstimmung mit der Notenbank anzukurbeln. Anleger werten das als Signal, dass Japans ultra-lockere Geldpolitik noch länger fortgesetzt werden könnte.
Der Yen fiel um fast 2 Prozent auf 150,3 je US-Dollar und markierte gegenüber dem Euro ein neues Rekordtief bei 176,22 Yen. Während kurzfristige Anleiherenditen leicht nachgaben, stiegen die Renditen langfristiger Staatsanleihen deutlich – ein Hinweis auf erwartete höhere Schulden und steigende Inflationserwartungen. Die 30-jährige japanische Staatsanleihe kletterte auf 3,28 Prozent, nahe ihrem Allzeithoch.
Der Nikkei schloss am Montag bei 47.944,76 Punkten um 4,8 Prozent höher, nachdem er zuvor erstmals die Marke von 48.000 Punkten übersprungen hatte. Damit hat die japanische Benchmark seit Jahresbeginn bereits rund 22 Prozent zugelegt.
Besonders stark gefragt waren Aktien aus den Sektoren Rüstung, Energie und Hightech. Mitsubishi Heavy Industries sprang um 11,2 Prozent hoch, Kawasaki Heavy Industries legte 9,4 Prozent zu, Yaskawa Electric sogar knapp 20 Prozent. Auch Autobauer wie Toyota (+4,7 Prozent) und Honda (+4,2 Prozent) profitierten – beflügelt von Spekulationen, dass Donald Trump seine US-Zölle auf Autoteile senken könnte.
Internationale Investoren trieben die Rallye maßgeblich an, erklärten Analysten. Mit Takaichi könnte Japan eine neue Wachstumsphase unter konservativer Führung erleben – aber auch die Risiken für Yen und Staatsfinanzen nehmen zu. Anleger hoffen nun, dass der Takaichi-Effekt anhält – und nicht nur ein kurzes Hoch bleibt.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
