Pharma unter Druck
Schlankheitskur bei Novo Nordisk: Der Jobabbau trifft die US-Produktion hart
Novo Nordisk baut in den USA Stellen ab, obwohl das Werk erweitert wird. Der Konzern will Kosten senken und effizienter werden. Anleger reagieren positiv.
- Novo Nordisk entlässt Mitarbeiter trotz Werkserweiterung.
- Kostenreduktion und Effizienzsteigerung im Fokus.
- Aktienkurs steigt, Unsicherheit für betroffene Angestellte.
- Report: Platzt die Alles‑Blase?
Novo Nordisk hat in seinem größten US-Werk im Bundesstaat North Carolina Dutzende Mitarbeiter entlassen. Das berichtete Reuters nach einer Auswertung von LinkedIn-Beiträgen betroffener Angestellter. Die Stellenstreichungen betreffen Beschäftigte in der Qualitätskontrolle, in der Fertigung und im Management. Das Werk Clayton produziert den Wirkstoff Semaglutid, der in den Erfolgsmedikamenten Wegovy und Ozempic eingesetzt wird.
Die Entlassungen sind Teil eines weltweiten Stellenabbaus von rund 9.000 Arbeitsplätzen, den der neue Vorstandschef Mike Doustdar im September angekündigt hatte. Sie zeigen, dass die Restrukturierung auch in der Produktion greift – und das ausgerechnet im wichtigsten Absatzmarkt der Abnehm- und Diabetesmedikamente.
Druck durch Konkurrenz und Kostenziele
Novo Nordisk will mit dem Umbau Kosten senken und sich schlanker aufstellen. Der Konzern war während des Wegovy-Booms stark gewachsen, verlor zuletzt jedoch an Dynamik, während Konkurrent Eli Lilly Marktanteile gewann. 2023 war Novo noch das wertvollste börsennotierte Unternehmen Europas, bevor der Aktienkurs nachließ. Nun versucht das Management, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Ein Sprecher von Novo Nordisk wollte gegenüber Reuters keine weiteren Details nennen. "Dieser Prozess braucht Zeit, und unsere höchste Priorität gilt der Unterstützung unserer Mitarbeiter", erklärte das Unternehmen.
Widerspruch zur US-Industriepolitik
Die Kürzungen stehen im Gegensatz zu Forderungen der US-Regierung, die unter Präsident Donald Trump auf mehr inländische Arzneimittelproduktion und neue Jobs drängt. Novo Nordisk investiert gleichzeitig massiv in die US-Fertigung: Eine Erweiterung des Werks Clayton im Umfang von rund 4,1 Milliarden US-Dollar soll langfristig 1.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Das Werk beschäftigt derzeit etwa 2.500 Menschen und ist zentral für die Herstellung, Abfüllung und Verpackung von Wegovy und Ozempic. Es soll künftig auch die Produktion der geplanten Tablettenform von Wegovy übernehmen.
Aktienkurs legt zu – Unsicherheit für Mitarbeiter
An den Märkten kamen die globalen Kürzungen gut an: Die Aktie von Novo Nordisk legte nach Bekanntgabe der Sparpläne zu. In Dänemark sollen rund 5.000 Stellen entfallen. Wie viele Mitarbeiter in North Carolina betroffen sind, blieb unklar. Laut Reuters haben 47 ehemalige Beschäftigte öffentlich erklärt, sie seien entlassen worden oder suchten neue Arbeit.
Fokus auf Effizienz nach Boomjahren
Mit den aktuellen Maßnahmen signalisiert der dänische Konzern, dass er den Fokus von schnellem Wachstum auf Effizienz und Profitabilität verlagert. Novo Nordisk will damit die Basis für den nächsten Wachstumsschub legen – auch wenn der Sparkurs kurzfristig Arbeitsplätze kostet.
Saskia Reh, wallstreetONLINE Redaktion
