Krypto trifft Börsenmacht
Milliarden-Deal: NYSE-Betreiber steigt bei umstrittener Krypto-Wettbörse ein
Die ICE plant eine Milliardenbeteiligung an der Krypto-Wettplattform Polymarket, ein Schritt in den boomenden Markt für Prognosemärkte mit politischer Brisanz.
- ICE plant Milliardenbeteiligung an Polymarket.
- Polymarket erhält Glaubwürdigkeit nach regulatorischen Rückschlägen.
- Prognosemärkte wachsen, Konkurrenz und Aufsicht steigen.
- Report: Platzt die Alles‑Blase?
Der Betreiber der New York Stock Exchange, Intercontinental Exchange (ICE), verhandelt über eine milliardenschwere Beteiligung am Krypto-Wettanbieter Polymarket. Nach Angaben von mit der Sache vertrauten Personen könnte der Deal ein Volumen von rund zwei Milliarden US-Dollar haben und Polymarket mit bis zu zehn Milliarden US-Dollar bewerten. Die Vereinbarung könnte bereits in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, heißt es aus Finanzkreisen.
ICE setzt auf Prognosemärkte
Die mögliche Beteiligung markiert den bislang größten Schritt eines etablierten Börsenbetreibers in den Markt für Krypto-basierte Vorhersageplattformen. ICE, das mit mehr als 90 Milliarden US-Dollar bewertet wird, könnte damit Polymarket zusätzliche Glaubwürdigkeit verschaffen und dem Unternehmen helfen, nach regulatorischen Rückschlägen in den USA wieder Fuß zu fassen.
Polymarket wurde 2020 in New York gegründet. Die Plattform erlaubt Nutzern, auf den Ausgang von Ereignissen zu wetten – von politischen Wahlen über Sportereignisse bis hin zu Fragen der Popkultur. Das Unternehmen ist privat geführt und wird unter anderem von Peter Thiels Founders Fund unterstützt.
Politische Wendung und regulatorische Annäherung
Polymarket sorgte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen, als seine Märkte zur US-Präsidentschaftswahl 2024 ein Handelsvolumen von über zwei Milliarden US-Dollar erreichten und frühzeitig den Sieg von Donald Trump vorwegnahmen.
Nach einem Streit mit der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) musste Polymarket 2022 seinen US-Betrieb einstellen. Damals stufte die Behörde die Plattform als nicht lizenzierte Offshore-Wettbörse ein. Unter der neuen, krypto-freundlichen Trump-Regierung scheint sich das Verhältnis zu den Behörden jedoch verbessert zu haben.
Im Juli erklärte Gründer und CEO Shayne Coplan auf der Plattform X, die Untersuchungen des Justizministeriums und der CFTC seien eingestellt. Er schrieb dazu: "Gerechtigkeit hat gesiegt."
Seit August sitzt Donald Trump Jr. im Beirat von Polymarket. Zudem beteiligte sich seine Investmentgesellschaft 1789 Capital an dem Unternehmen. Polymarket hat inzwischen eine kleinere, in den USA lizenzierte Börse samt Clearinghaus übernommen, um einen regulierten Marktzugang zu schaffen.
Wachsende Konkurrenz unter Prognoseplattformen
Das Interesse an Prognosemärkten nimmt spürbar zu. Auch Wettbewerber Kalshi, zuletzt mit zwei Milliarden US-Dollar bewertet, verzeichnet Rekordumsätze – insbesondere durch Wetten auf die laufende NFL-Saison. Über den Broker Robinhood Markets, der mit Kalshi kooperiert, fließt ein erheblicher Teil dieses Volumens.
Diese Entwicklung ruft jedoch staatliche Glücksspielaufsichten auf den Plan. Sie kritisieren, dass Prognosebörsen zunehmend in Bereiche vordringen, die traditionell als Sportwetten reguliert sind.
Strategische Interessen von ICE
Die ICE hat in der Vergangenheit mehrfach früh auf neue Marktinfrastrukturen gesetzt. Die geplante Investition in Polymarket könnte das Unternehmen in einer aufstrebenden Nische des Finanzsektors positionieren. Zugleich unterhält ICE selbst enge Verbindungen zur Trump-Regierung: Vorstandschef Jeffrey Sprecher ist mit Kelly Loeffler verheiratet, die derzeit die Small Business Administration leitet und zuvor als US-Senatorin für Georgia tätig war.
Saskia Reh, wallstreetONLINE Redaktion
Die Intercontinental Exchange Aktie wird zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Nachricht mit einem Plus von +4,15 % und einem Kurs von 141,5USD auf Tradegate (07. Oktober 2025, 15:21 Uhr) gehandelt.

