Chinas Wirtschaft glänzt
"Alles wird gut!" – Entspannung im Handelsshowdown USA–China deutet sich an
Nach Tagen voller Zoll-Drohungen und Exportkontrollen signalisieren die USA plötzlich Gesprächsbereitschaft mit China – während die Märkte aufatmen und chinesische Exporte weiter boomen.
- USA signalisieren Gesprächsbereitschaft mit China.
- Chinas Exporte boomen trotz US-Zolldrohungen.
- Märkte reagieren positiv auf Trumps optimistische Worte.
- Report: Platzt die Alles‑Blase?
Die amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche geraten wieder in den Fokus der Märkte. Nach der Ankündigung neuer Exportkontrollen Chinas auf seltene Erden und anderer strategischer Güter drohte Präsident Donald Trump am Freitag mit zusätzlichen Zöllen von 100 Prozent auf chinesische Exporte und möglichen Einschränkungen bei Softwarelieferungen. Die Reaktion war nervös: Aktien, Öl und Kryptowährungen gaben deutlich nach.
Am Sonntag wechselte Trump jedoch überraschend den Ton. Auf Truth Social schrieb er: "Keine Sorge wegen China, alles wird gut! Der hochgeschätzte Präsident Xi hatte nur einen schlechten Moment. Er will keine Depression für sein Land, und ich auch nicht. Die USA wollen China helfen, nicht schaden!"
An den Märkten wurden seine Äußerungen als Zeichen dafür interpretiert, dass ein voller Handelskrieg noch abgewendet werden kann. Vizepräsident JD Vance erklärte auf Fox News, dass es sich um einen "heiklen Tanz" handele, bei dem vieles davon abhänge, wie China reagiere. "Wenn sie aggressiv reagieren, hat der Präsident der Vereinigten Staaten weit mehr Trumpfkarten als die Volksrepublik China. Wenn sie jedoch vernünftig handeln, werden die USA ebenfalls vernünftig reagieren."
Wer jedoch die besseren Karten in der Hand hat, ist nicht so eindeutig. Noch läuft Chinas Wirtschaft wie geschmiert. Experten rechnen eher damit, dass letztendlich die USA nachgeben werden. "Trump hat das getan, was er schon so oft zuvor getan hat – er hat den 'TACO'-Knopf (Trump Always Chickens Out) gedrückt", schrieb Stephen Innes, geschäftsführender Gesellschafter bei SPI Asset Management, am Sonntagabend in einer Mitteilung.
Chinas Handelskommission warnt, dass ständige Zolldrohungen kein Weg seien, um gute Beziehungen zu fördern: "Mit ständigen hohen Zöllen drohen ist nicht der richtige Weg, um mit China auszukommen. Wenn die USA ihren Kurs fortsetzen, wird China entsprechende Maßnahmen ergreifen, um seine legitimen Rechte und Interessen zu schützen."
Trotz der anhaltenden Spannungen und der US-Zölle zeigt die Wirtschaftskraft Chinas beeindruckende Widerstandsfähigkeit. Im September legten die Exporte um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu und übertrafen die Prognosen deutlich, während die Importe um 7,4 Prozent stiegen – der stärkste Anstieg seit April 2024. Chinesische Hersteller suchen sich neue Märkte, darunter Indien, Afrika und Südostasien, um den Druck der US-Zölle abzufedern. Gleichzeitig bemühen sich zahlreiche Länder, wie beispielsweise die Schweiz, um bessere Handelsbeziehungen zu China, um die Auswirkungen der US-Zollpolitik abzufedern.
Die Märkte reagierten auf Trumps Worte sofort positiv. Europas Börsen starteten mit Gewinnen in den Tag. US-Futures stiegen um 1 bis 2 Prozent, während sich die Spannung in den Aktienmärkten etwas löste. Analysten von Goldman Sachs sehen die wahrscheinlichste Lösung darin, dass beide Seiten die aggressivsten Maßnahmen zurückfahren und die Pause bei der Tarifeskalation aus dem Mai verlängern – möglicherweise unbefristet.
Dennoch bleibt die Lage fragil. Die Drohkulisse und die Exportkontrollen zeigen, dass China seine Verhandlungsmacht ausspielen will. Sollte keine Einigung zustande kommen, warnen Experten wie Ed Yardeni, dass ein neuer Handelskrieg die globale Wirtschaft in eine tiefe Rezession oder sogar Depression stürzen könnte.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
