"Edelmetall der Dekade"
Alle wollen Silber! Analysten halten Chance auf Preisverdopplung für realistisch
Der Silberpreis hat erstmals die 50-Dollar-Marke geknackt – und Experten sehen kein Ende in Sicht. Laut Prognosen könnte sich der Kurs bis 2026 verdoppeln. Doch vor dem nächsten Schub droht eine Überhitzung.
- Silberpreis über 50 Dollar – Verdopplung bis 2026 möglich
- Starke Nachfrage und Angebotssituation treiben Preise an
- Kurzfristige Überhitzung könnte Korrektur bis 45 Dollar bringen
- Report: Platzt die Alles‑Blase?
Der Silberpreis hat in diesem Jahr eine historische Rallye hingelegt – und Analysten halten nun sogar die Verdopplung auf 100 US-Dollar pro Unze für möglich. Nachdem der Spotpreis vergangene Woche erstmals die Marke von 50 US-Dollar überschritten hatte, stieg er am Montag erneut um 2,4 Prozent auf rund 51 US-Dollar. Seit Jahresbeginn hat Silber damit über 78 Prozent zugelegt und Gold deutlich übertroffen.
Paul Williams, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers Solomon Global, sieht dahinter "starke, reale Kräfte". Er verweist auf "ein sich verschärfendes strukturelles Defizit, eine Rekordnachfrage der Industrie und beschleunigte Investitionen in grüne Technologien". Diese Kombination verknappe das Angebot und treibe die Preise weiter nach oben. "Angesichts des aktuellen Klimas ist ein Silberpreis von 100 US-Dollar bis Ende 2026 durchaus möglich", sagte Williams.
Auch Philippe Gijsels, Chefstratege bei BNP Paribas Fortis, hält eine Verdopplung für realistisch. "Große runde Zahlen ziehen [Investoren] wie ein Magnet an", erklärte er. Sobald ein Kurs in dieses "Gravitationsfeld" gerate, komme es meist zu einer Beschleunigung. Allerdings rechnet er mit einer Zwischenkorrektur: "Nach einem solchen enormen Anstieg kommt es in der Regel zu einer Pause. Es könnte zu einem kurzen, aber heftigen Rückgang kommen."
Silber profitiert derzeit sowohl von der Flucht in reale Werte als auch von seiner industriellen Bedeutung – etwa in der Elektronik, der Solarindustrie und bei Halbleitern, die für KI-Technologien entscheidend sind. Während Gold vor allem als sicherer Hafen gefragt ist, spielt Silber damit eine doppelte Rolle als Wertanlage und Zukunftsrohstoff.
Paul Syms von Invesco betont zudem, dass Anleger nach der Goldrallye verstärkt auf andere Edelmetalle ausgewichen seien. "Das Interesse an Silber stieg, als das Gold-Silber-Verhältnis nach der Gold-Rallye über 100 stieg", so Syms. Seitdem habe sich die Dynamik deutlich zugunsten von Silber verschoben.
Kurzfristig warnen Experten jedoch vor einer möglichen Überhitzung. Der RSI liegt mit 84 Punkten im überkauften Bereich, und der Preis notiert weit über den 50- und 100-Tage-Durchschnitten. Eine technische Korrektur bis 45 US-Dollar sei daher nicht ausgeschlossen. Dennoch bleibt die Stimmung am Markt bullish.
"Wir stehen noch näher am Anfang als am Ende dessen, was sich zu einem der größten Bullenmärkte in der Geschichte entwickeln könnte", sagt Gijsels. Sollte die Nachfrage nach realen Vermögenswerten anhalten und geopolitische Spannungen weiter zunehmen, könnte Silber tatsächlich zum Edelmetall der Dekade werden.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Zentralredaktion

