Wann platzt die Blase?
Billionenschwere KI-Investitionen bringen keinen Profit
Von Nvidia bis OpenAI fließen unglaubliche Summen in künstliche Intelligenz – doch der erhoffte Durchbruch bleibt aus. Viel Geld, wenig Ertrag – die KI-Revolution könnte sich als teurer Irrtum entpuppen!
- KI-Investitionen: Milliarden fließen, Erträge fehlen.
- 95% der KI-Projekte bringen keinen messbaren Gewinn.
- Experten warnen vor drohender KI-Blase und Korrektur.
- Report: Platzt die Alles‑Blase?
Die KI-Hysterie erreicht neue Höhen – und neue Summen. Nvidia investiert Milliarden in OpenAI, OpenAI steckt Milliarden in Chips von Broadcom, AMD und Oracle. Allein die Deals, die sich die Größen der Branche gegenseitig zuschieben, summieren sich auf über eine Billion US-Dollar. Mittlerweile kommen aber immer mehr Zweifel daran auf, ob sich die Investments – sowohl für die Unternehmen als auch für die Aktionäre – überhaupt lohnen.
Selbst modernste KI-Systeme stehen vor gewaltigen Hürden. ChatGPT & Co. liefern nicht immer richtige Antworten, ihre Fähigkeit zu eigenständigem Lernen ist begrenzt. Jede neue Version von ChatGPT kostet ein Vielfaches der Vorversion, wer aber damit arbeitet stellt schnell fest, dass die Fehler nicht weniger geworden sind, häufig im Gegenteil. Bei allem Nutzen: Wer in den Antworten der KI auch schon auf "Ex-Präsident Donald Trump" gestoßen ist, völlig falsche Zitate, die so nie gesagt wurden oder wer versucht hat, ein Detail bei einem Bild der OpenAI-Tochter DALL∙E zu verändern, der weiß, dass von "Intelligenz" eigentlich nicht die Rede sein kann.
Und OpenAI steht nicht allein da: Wie aus einer neuen Studie des MIT hervorgeht, bringen 95 Prozent aller Unternehmens-KI-Projekte keinen messbaren Gewinn. Ein Beispiel ist Klarna. Der Bezahldienstleister kündigte 2023 eine Kooperation mit OpenAI an, in deren Zuge, ein großer Teil der Kundenbetreuung entlassen wurde, um stattdessen auf Künstliche Intelligenz zu setzen. Nach wenigen Monaten musste das Unternehmen allerdings schon wieder zurückrudern – der Service litt zu stark.
Der Nobelpreisträger Daron Acemoglu malt ein düsteres Bild. Sein schlimmster Alptraum sei nicht, dass die KI bestimmte Jobs übernimmt – sondern dass sie Jobs ersetzt, ohne die Produktivität wirklich zu steigern. Er nennt es "Geht-so"-Automation: Technologie, die gerade gut genug ist, um Mitarbeiter zu ersetzen, aber nicht, um Unternehmen besser zu machen.
Ein Beispiel dafür sind die Selbstbedienungskassen im Supermarkt oder automatisierte Kundenhotlines – praktisch, ja, aber ob sich die Investition wirklich gelohnt hat, bleibt fragwürdig. Selbst in den USA, wo Selbstbedienungskassen in fast allen Supermärkten zu finden sind, wurden letztes Jahr nur etwa ein Drittel aller Einkäufe an ihnen abgewickelt, im Jahr davor waren es noch 44 Prozent. Kunden scheinen mit dem Ergebnis nicht so richtig zufrieden zu sein.
Hunderttausende Jobs verschwanden zwar, aber der wirtschaftliche Nutzen ist für die Einzelhändler bisher eher überschaubar. Denn auch bei den Automaten fallen Kosten für Bereitstellung, Wartung, Software und Sicherheit an – und die Diebstähle sind wegen der fehlenden Mitarbeiter deutlich hochgeschnellt. Vielleicht müssen doch wieder Menschen eingestellt werden.
Noch weiter von der Rentabilität entfernt sind die KI-Anwandungen, aber trotzdem pumpt die Industrie weiter Geld hinein. OpenAI, Nvidia, Broadcom, Intel, Oracle, AMD – die Partnerschaften gleichen einem gigantischen Geldkreislauf: Einer investiert Milliarden, der andere kauft Chips, dann fließt das Geld zurück. Jüngstes Beispiel ist die Partnerschaft von Broadcom mit OpenAI. Morningstar-Analyst Brian Colello warnt, dass genau dieser zirkuläre Handel der Auslöser sein könnte, der die KI-Blase letztendlich zum Platzen bringen könnte.
IMF-Chefin Kristalina Georgieva und die Bank of England vergleichen die derzeitigen Bewertungen bereits mit der Dotcom-Blase von 2000. Der S&P 500 ist auf einem historischen Hoch, ein Drittel entfällt auf die fünf größten Tech-Unternehmen, die stark von KI profitieren. Experten warnen: Eine plötzliche Korrektur könnte die ganze Weltwirtschaft treffen.
Zwar verfügt Nvidia, der Marktführer bei KI-Chips, über die nötigen finanziellen Mittel, um den Boom am Leben zu halten. OpenAI hingegen verbrennt weiter Milliarden, erwartet aber erst Ende des Jahrzehnts schwarze Zahlen. Analysten warnen, dass die derzeitige Euphorie eher durch Investorenkreisläufe und Partnerschaften getrieben wird als durch echte Produktivitätsgewinne.
Die KI-Revolution steckt tief in einem Geldrausch fest – und der wirtschaftliche Durchbruch lässt auf sich warten. Ob sich die investierten Milliarden jemals auszahlen werden, ist keineswegs gesichert. Es bleibt die Frage, ob die KI jemals mehr als eine "Geht so"-Lösung sein wird.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion


