Der Rubel rollt wieder
Russlands Rubel nimmt seine Rallye wieder auf
Der Rubel ist in diesem Jahr die stärkste Währung der Welt. Mit einem beeindruckenden Anstieg von über 40 Prozent gegenüber dem US-Dollar stellt er alles in den Schatten, was global an Devisen gehandelt wird. Aber warum?
- Rubel steigt 2025 um 42,7% zum US-Dollar.
- Hohe Zinsen und Kapitalverkehrskontrollen stärken Rubel.
- Sinkende Ölpreise könnten Rubel langfristig belasten.
- Report: Platzt die Alles‑Blase?
Im Jahr 2025 hat der Rubel einen erstaunlichen Aufschwung erlebt. Die russische Devise lässt mit einem Anstieg von 42,7 Prozent gegenüber dem US-Dollar alle anderen Währungen weltweit hinter sich. Nachdem es noch vor wenigen Wochen danach aussah, als wäre die Rallye ins Stocken geraten, hat sich das Blatt mittlerweile wieder gewendet. Innerhalb von gut drei Wochen hat der Rubel bemerkenswerte 6,8 Prozent an Wert gewonnen.
Hinter diesen jüngsten Erfolgen steht nicht zuletzt die Hoffnung darauf, dass nach den Fortschritten bei den Friedensgesprächen in Israel nun auch in die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine Bewegung kommen könnte. Analysten vermuten, dass diese Spekulationen Kapitalströme in Rubel-Anlagen angezogen haben. Sollte es zu einem Durchbruch in den Verhandlungen kommen, könnte dies dem Rubel zusätzlichen Aufwind geben. Nach Monaten der Unsicherheit und des internationalen Drucks wachsen nun die Erwartungen, dass Russland wieder stärker in die globale Wirtschaft integriert werden könnte.
Ein wichtiger Faktor für die starke Performance des Rubels ist auch die von der russischen Zentralbank umgesetzte strenge Geldpolitik. Seit Monaten hält die Bank von Russland die Zinssätze hoch – aktuell bei 20 Prozent. Dies soll die Inflation zähmen und das Finanzsystem stabilisieren. Doch die hohen Zinsen haben auch den Effekt, dass Unternehmen im Inland weniger importieren, was die Nachfrage nach ausländischen Währungen wie dem US-Dollar und dem Yuan verringert.
Hinzu kommen die strengen Kapitalverkehrskontrollen. Unternehmen und Exporteure sind verpflichtet, einen Teil ihrer Einnahmen in Rubel umzutauschen. Dies hat zu einer erhöhten Nachfrage nach der russischen Währung geführt. Allein zwischen Januar und April 2025 verkauften russische Exporteure umgerechnet 42,5 Milliarden US-Dollar an Währungsreserven – fast 6 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Die Nachfrage nach Importen in Russland hat ebenfalls nachgelassen. Viele Unternehmen haben ihre Bestände an Konsumgütern und Elektronikprodukten aufgestockt, bevor höhere Zölle 2025 in Kraft treten. Diese Lagerbestände verlangsamen nun den Bedarf an neuen Importen, was wiederum den Druck auf die Nachfrage nach Fremdwährungen verringert. Laut den Ökonomen von Renaissance Capital haben diese Faktoren maßgeblich zur Stärkung des Rubels beigetragen.
Trotz der beeindruckenden Performance des Rubels gibt es auch Warnzeichen. Die Ölpreise, eine der wichtigsten Einnahmequellen für Russland, sind in diesem Jahr gesunken. Ölexporte machen einen erheblichen Teil der russischen Staatseinnahmen aus, und die niedrigeren Preise könnten die rubelbasierte Wirtschaft unter Druck setzen.
Ein weiterer risikobehafteter Faktor ist, dass der Rubel-Überschuss für russische Exporteure problematisch sein könnte. Eine starke Währung macht russische Produkte auf den globalen Märkten teurer und könnte so die Exportgewinne schmälern. Dies gilt vor allem auch für Russlands wichtigsten Handelspartner China, dessen Landeswährung in einem festgelegten Korridor zum US-Dollar gehandelt wird – steigt also der Rubel zum US-Dollar, so legt er zum Yuan parallel dazu auch zu. Tatsächlich hat die russische Devise zur chinesischen seit Jahresbeginn 39,4 Prozent gewonnen.
Dies alles, kombiniert mit der sinkenden Nachfrage nach fossilen Brennstoffen, könnte langfristig den Erfolg des Rubels gefährden. Einige Experten warnen bereits, dass die Rubel-Stärke ein zweischneidiges Schwert ist. Während die Regierung von der Stabilität des Rubels profitiert, könnte die Währungsaufwertung zu weiteren Belastungen führen.
Die entscheidende Frage bleibt, ob die Stärke des Rubels auf lange Sicht Bestand haben wird. Viel Verhandlungsbereitschaft gegenüber der Ukraine ist bei Russlands Präsident Wladimir Putin nicht auszumachen. Und die sinkenden Ölpreise und die unsicheren geopolitischen Aussichten lassen auch daran zweifeln, dass die aktuelle Stärke des Rubels nachhaltig ist.
Sollte es allerdings wider Erwarten doch zu Erfolgen bei den Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine kommen, könnte dies ein gewaltiger Katalysator für den Rubel sein. An den Märkten wird dieses Szenario – zumindest als Möglichkeit – bereits eingepreist.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion


