Countdown bis November
Ohne China-Deal droht US-Aktien ein zweistelliger Einbruch, warnt Morgan Stanley
Chefstratege Mike Wilson warnt vor deutlichen Rücksetzern, sollte der US-China-Streit bis Anfang November anhalten. Besonders verwundbar: Halbleiter, Quanten und Konsum mit China-Exposure.
- Mike Wilson warnt vor Rücksetzern bei US-China-Streit.
- S&P 500 könnte um 8-11% fallen ohne Deeskalation.
- JPMorgan sieht strukturelle Schwächen in US-Wirtschaft.
- Report: Platzt die Alles‑Blase?
Nach dem schwachen Freitagshandel hat sich die Wall Street zu Wochenbeginn leicht erholt – doch Morgan Stanley warnt vor trügerischer Ruhe. Chefstratege Mike Wilson sieht die Gefahr einer "größer als erwarteten Korrektur", sollte sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China bis Anfang November nicht entspannen. In einem bearishen Szenario könnte der S&P 500 laut Wilson um acht bis elf Prozent fallen.
Die Bank verweist auf überzogene Bewertungen, hohe Anlegerpositionierungen und eine schwache globale Dollarliquidität als Nährboden für einen deutlichen Rücksetzer. Besonders anfällig seien Halbleiter-, Quanten- und Konsumgüteraktien mit direkter China-Exponierung. Dagegen empfiehlt Morgan Stanley defensive Bereiche wie Gesundheitswesen und Qualitätswerte.
Auslöser der jüngsten Nervosität war US-Präsident Donald Trumps Drohung, ab 1. November 100-Prozent-Zölle auf chinesische Waren einzuführen. Zuvor hatte Peking neue Exportbeschränkungen für Seltene Erden verhängt, die für Hightech-, Verteidigungs- und Halbleiterindustrien essenziell sind. Der S&P 500 verlor daraufhin am Freitag 2,7 Prozent – der stärkste Rückgang seit April. Zwar versuchte Trump am Wochenende zu beschwichtigen ("Macht euch keine Sorgen um China"), doch laut Wilson dürfte diese Entwarnung kaum nachhaltig wirken.
Der Stratege betonte, die US-Börsen befänden sich zwar in einem jungen Bullenmarkt, doch der aktuelle Rücksetzer könne zu einer "gesunden Korrektur" werden, falls politische Risiken bestehen bleiben. "Wenn es bis Anfang November keine Deeskalation gibt, dürfte die Volatilität anhalten und der Markt deutlich nachgeben", heißt es im Morgan-Stanley-Bericht.
Während Analysten kurzfristige Risiken betonen, richtet sich die Sorge von JPMorgan auf strukturelle Schwächen. Chefstratege David Kelly warnte, Amerika gehe "langsam bankrott". Die Staatsverschuldung sei auf 37,8 Billionen US-Dollar gestiegen, die jährliche Zinslast liege bereits bei 1,2 Billionen. Trotz zusätzlicher Zolleinnahmen werde das Defizit weiter wachsen. Kelly rät Anlegern, sich global breiter aufzustellen, um sich gegen steigende Zinsen und einen schwächeren US-Dollar abzusichern.
Autorin: Gina Moesing, wallstreetONLINE Redaktion

