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     3802  0 Kommentare Wie im Jahr 2000



    Wir wissen, aber wir handeln nicht

    Also, ich kann mir einfach nicht helfen, aber für mich sieht das alles sehr extrem nach einer grundsätzlichen Wiederholung der Situation des Jahres 2000 aus. Natürlich gibt es viele Unterschiede, doch die Gemeinsamkeiten drängen sich förmlich auf:

    Im Frühjahr 2000 wusste jeder, dass es am Aktienmarkt eine Blase gab. Deshalb sind seriöse Aussagen über den damaligen Stand von Optimismus und Pessimismus nicht möglich. So etwas geht sowieso nicht, aber in Zeiten wie damals erst recht nicht. Wenn alle der Meinung sind, wir befinden uns in einer Blase, die früher oder später platzen wird, ist man dann optimistisch oder pessimistisch? Eher wohl beides zugleich.

    Entscheidender ist jedoch ein allgemeines Muster, das aus meiner Sicht auch heute wieder auftritt: Damals wusste jeder, was los war – und trotzdem hat man nicht danach gehandelt. (Diese Aussage ist natürlich unsinnig, denn egal, was passiert, es kann immer nur die Hälfte aller Marktteilnehmer so handeln. Doch ich sage diesen unsinnigen Satz ganz bewusst, um zu verdeutlichen, worum, es geht.)

    Heute ist es ganz ähnlich. Heute wissen wir, dass in den USA etliche große Spieler riesige Mengen fauler Hypothekenkredite in den Büchern haben. Und wir wissen, dass es weder für die Schuldtitel noch für die Versicherungen dieser Schuldtitel konkrete Marktpreise gibt. Und trotzdem wird anscheinend nur manchmal und kurzzeitig danach gehandelt.

    Vielleicht geht es ja dieses Mal gut, doch wenn nicht, dann dürften die Auswirkungen sicherlich größer sein als beim Technologiecrash im Jahr 2000, bei dem es ja keine Rückwirkungen auf die Ökonomie gab. Ich sehe jedenfalls keinen Grund, gerade in diesen Monaten jetzt das Risiko des Aktienbesitzes zu tragen. Das sollen mal lieber andere machen. Und die machen das doch ganz wundervoll.



    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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