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    Amatech  357  0 Kommentare Umsatz steigt, Verlust auch

    Anscheinend hat es der angeschlagene Anbieter von kontaktloser SmartCard-Technologie Amatech nicht nötig, ausführlich über die erste Jahreshälfte zu berichten: In einer dürren, gestern Abend nach Börsenschluss veröffentlichten Mitteilung wird unter Bezug auf hohen Rückstellungsaufwand und Aufwendungen zur Realisation der erfolgreich eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen, sowie auf unverändert hohe Personal- und Materialaufwendungen von einem negativen EBIT von 11,7 Mio. Euro gesprochen. Der Umsatz der ersten sechs Monate kam auf 14,2 Mio. Euro. Der Auftragsbestand per 30. Juni beträgt 19,4 Mio. Euro. Eine wichtige Ursache für die unplanmäßig schlechte Entwicklung sei bei den Auslandstöchtern zu suchen, die in den USA und in Südostasien hinter den Umsatz-Erwartungen zurückgeblieben seien und ihren Breakeven noch nicht erreicht hätten.

    Für die, die mehr wissen wollen, wird auf die Webseite verwiesen, wo am heutigen Tage der vollständige 6-Monatsbericht veröffentlicht werde. Danach sucht man bis 12 Uhr vergebens. Überhaupt scheint die Zeit dort stehen geblieben zu sein. Wer meint, er könnte sich bei den „Finanzdaten“ einen schnellen Überblick über die Gewinn- und Verlustrechnung des Konzerns verschaffen, wird enttäuscht. Die Tabelle endet im Jahre 1999. An neueren Informationen werden lediglich ältere Geschäftsberichte zum Download angeboten.

    Wie sollte es anders sein: Der Konzern erwartet nun ab Juli 2001 eine spürbare Verbesserung der Gesamtsituation. Die Personalaufwendungen würden um ca. 1,5 Mio. Euro im Vierteljahr entlastet. Die Zentralisierung der Produktion in Irland zeige erste Erfolge.

    In den ersten drei Monaten sind 6,3 Mio. Euro erlöst worden. Mit 7,9 Mio. Euro Umsatz im zweiten Quartal zeichnet sich eine leichte Auswärtstendenz ab. Beim EBIT ist es umgekehrt: Das lag im ersten Vierteljahr bei minus 5,3 Mio. Euro, im zweiten kamen 6,4 Mio. Euro hinzu. Der Auftragsbestand entspricht in etwa dem Niveau von Ende Februar.

    Der Börsenwert von Amatech beträgt noch 7 Mio. Euro. Das wäre rund ein Viertel des sich nach dem ersten Halbjahr abzeichnenden Jahresumsatzes. Damit könnte das Unternehmen prinzipiell zu einem Übernahmekandidat werden. Fraglich ist nur, wo die wirklichen Assets und Alleinstellungsmerkmale liegen, die einen solchen finanziellen Kraftakt rechtfertigen könnten. Auf die Verlegetechnik kann zur Zeit nicht gebaut werden: Der Patentrechtsrecht zwischen AmaTech und einer Tochter der ACG geht nämlich nach einem im Juli ergangenen erstinstanzlichen Urteil des Bundespatentgerichts weiter. AmaTech hat gegen die Nichtigkeitserklärung eines ihrer Patente Berufung eingelegt und sieht sich in ihrem Vorgehen auch nicht auf dieses Schutzrecht beschränkt. Dennoch ist hier zunächst einmal wieder alles offen. Das dürfte potenzielle Interessenten nicht gerade begeistern.

    Die Analysten der HypoVereinsbank raten Mitte Juni zum Verkauf der Aktie von Amatech. Durch den Ausweis eines völlig unerwarteten, hohen Verlustes für das abgelaufene Jahr, das Fehlen eines funktionierenden Controllings hinsichtlich der Beteiligungen und Fehler bei der internationalen Expansion, wie auch beim Aufbau des Systemgeschäftes habe das Unternehmen Vertrauen verspielt. Durch die Ankündigung nochmals sehr hoher Verluste im laufenden Jahr habe Amatech nun jegliches Vertrauen verloren. Zudem leide das Unternehmen jetzt unter gravierenden, womöglich existenzgefährdenden Liquiditätsengpässen.

    Zur Hauptversammlung der AmaTech am 28. August hat die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) am 24. Juli Gegenanträge eingereicht, mit denen sie sich gegen die Entlastung der Verwaltung wendet. Es wird auf „die völlig verfehlte Strategie- und Finanzplanung des Managements“ hingewiesen, die das Unternehmen nur ein Jahr nach dem Börsengang in eine „äußerst prekäre Situation“ gebracht habe. „Die Unsicherheit über die Fähigkeit der Gruppe, die notwendigen finanziellen Ressourcen zu erlangen, erlauben Zweifel an der Annahme der Fortführung der Gesellschaft“, zitiert die Schutzgemeinschaft den Testatvermerk der Wirtschaftsprüfer. Angesichts eines derartigen Missmanagements müsse Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung verweigert werden. Darüber hinaus habe sich der Aufsichtsrat sein offenkundiges Versagen noch mit 370.000 Euro für Beratungsdienste vergüten lassen, merkt die SdK an.

    „Dem Wortlaut des SdK-Textes können wir nicht einfach so zustimmen“, entgegnete ein Unternehmenssprecher. Er kündigte kurzfristig weitere Informationen an.


    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Amatech Umsatz steigt, Verlust auch Anscheinend hat es der angeschlagene Anbieter von kontaktloser SmartCard-Technologie Amatech nicht nötig, ausführlich über die erste Jahreshälfte zu berichten: In einer dürren, gestern Abend nach Börsenschluss veröffentlichten Mitteilung …