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     2125  0 Kommentare Fortgesetzte Korrektur oder bullische Gegenwehr?

    Nach dem Fehlausbruch insbesondere im NDX im Juli kam die kalte Dusche in Form von zunehmenden Schieflagen im Kreditsektor (US-Immobilien).

    Die Märkte hatten die Risiken im Kreditsektor lange erfolgreich verdrängt, Alarmzeichen geflissentlich übersehen. Das konnte nicht länger durchgehalten werden, als im Anfang Juli angesetzten Blowoff weitere Käufe ausblieben. Das abnehmende Momentum der Akkumulation warnte schon einige Tage vor dem Gipfel am 19. Juli - siehe Chart des Tages im offenen Bereich von „Markt“ bei TimePatternAnalysis.

    Statt Verdrängung, Ignoranz und (Kurs-)Übertreibung nach oben beherrschte die Akteure plötzlich Angst, Panik und demzufolge (Kurs-)Übertreibung nach unten. Sorge vor einem von notleidenden Immobilienkrediten ausgehenden Flächenbrand ging um, verbunden mit der Befürchtung, das Wachstum der US-Konjunktur könnte nicht robust genug sein, um die aktuelle Kreditkrise wegzustecken.

    Der gewaltige Kurssprung (10 Prozent) bei Fannie Mae (u.a.) gestern zeigt, dass zahlreiche Marktteilnehmer nun bereit sind, wiederum die Sichtweise zu ändern. Ihr Fokus bewegt sich von den ferner liegenden Gefahren weg zum näher liegenden hin: „Die schlechten Nachrichten sind bekannt und wenn keine weiteren folgen, ist alles halb so schlimm“.

    In der Tat stehen die Zeichen nicht schlecht, dass die Märkte jetzt in eine Stabilisierungsphase kommen, die den Boden für eine weitergehende Erholung legt. Den Bullen könnte dabei helfen, dass die angelaufene Quartalssaison Befürchtungen nicht bestätigt, wonach die Unternehmensgewinne unter Druck kommen und demzufolge das hohe Kursniveau nicht rechtfertigten.

    Gestützt wird diese Sichtweise u.a. vom Verlauf der Umsatzverteilung (siehe erwähnter offener Chart „Volumen/Umsatz im S&P 500“): Die Distribution ist mittlerweile überdehnt und dürfte in Kürze erneuter Akkumulation weichen. Zudem weisen die Prognosen für die großen Aktienindices mehrheitlich übergeordnet nach oben, auch wenn mit kurzfristigen Irritationen gerechnet werden muss.

    Der auch als „Dr. Doom“ titulierte bekannte Dr. Marc Faber argumentiert in seiner neuesten Einschätzung, dass wir heute die umgekehrte Situation wie in der zweiten Jahreshälfte 1982 haben. Damals waren die Kurse nach einer langen Bodenbildung explodiert. Nach einem falschen Ausbruch im Juli liegt nun eine lange Phase vor uns, in der die Kurse fortgesetzt neue Tiefs bilden werden. Außerdem führt er als Beleg für die extrem riskante Positionierung selbst ansonsten konservativer Einrichtungen deren starke Ausrichtung auf Emerging Markets an. Das sei Anlass zu einiger Besorgnis.

    Ich denke, Faber hat zwar prinzipiell („strategisch“) recht mit seinem Ausblick, das Szenario einer fortgesetzten Baisse am Aktienmarkt dürfte sich jedoch erst später im Jahr umzusetzen beginnen. Die Risikofreude an den Finanzmärkten (gespeist von weiter eher reichlicher Liquiditätsausstattung) benötigt noch einige Dämpfer.

    Zur heutigen Fed-Sitzung: Es wird erwartet, dass der Offenmarktausschuss der Fed den US-Leitzins bei 5,25 Prozent belässt. Eine Senkung dürfte als Hinweis verstanden werden, dass es um die Kreditszene schlimmer bestellt ist, als vermutet; eine Steigerung dürfte die Märkte genauso in den Keller schicken (Stagflationsängste schüren). Der Fed dürfte kaum daran gelegen sein, die angesetzte Stabilisierung an den Märkten (FNM gestern plus 10 Prozent!) zu konterkarieren. Allerdings dürfte der eine oder andere Hinweis auf nachlassende Wachstumskraft und/oder Inflationsrisiken in den "Minutes" der Fed für Irritationen sorgen. Was Euro/Dollar angeht, so dürfte schon die Aussicht, dass eine Zinssenkung in nächster Zeit nicht ansteht, den Dollar gegen Euro stärken. Und nicht nur gegen den Euro...

    Marktstatus, Markttrends und Prognosen unter TimePatternAnalysis.

    Kontakt: info@timepatternanalysis.de




    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Fortgesetzte Korrektur oder bullische Gegenwehr? Nach dem Fehlausbruch insbesondere im NDX im Juli kam die kalte Dusche in Form von zunehmenden Schieflagen im Kreditsektor (US-Immobilien). Die Märkte hatten die Risiken im Kreditsektor lange erfolgreich verdrängt, Alarmzeichen geflissentlich …