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     4271  0 Kommentare Gut aufgehoben bei Vater Staat



    Nicht alles auf die Märkte setzen

    Ich schaue mir gerade die Geldanlagen von ein paar Leuten an, die sich im Altersheim befinden und ihre Altervorsorge in Investmentfonds angespart haben. Da gibt es beispielsweise den völlig unverdächtigen FONDIRENT Fonds der COMINVEST. 98 Prozent Rentenwerte, knapp 2 Prozent Cash. Anscheinend keine strukturierten Produkte. Das klingt ja eigentlich ganz gut. Doch dann schaue ich auf die Währungen und sehe, dass über ein Drittel (!) dieses Vehikels für die Altersrente in Japanischen Yen angelegt ist. Und fast ein weiteres Drittel in US-Dollar. Der Euro-Anteil hingegen liegt gerade einmal bei knapp 15 Prozent. Hier wird also mit den Renten gezockt. Man kann eigentlich nur wütend werden.

    Richtig spaßig wird es aber erst bei Vehikeln wie dem PIONEER INVESTMENTS EURO GELDMARKT PLUS. Klingt ja irgendwie gut und elegant und erfolgreich. Ist auch alles in Euro angelegt. Doch 97,7 Prozent in Asset-Backed-Securities. Und dann auch noch mit Schwerpunkt Spanien, Großbritannien und Irland. Man sollte die Fondsmanager zwangsweise ebenfalls im Heim internieren.

    Und überall reden alle Zukunftsträumerlis von der kapitalgedeckten Rente, vom Ansparmodell und verdammen einstimmig unsere umlagenfinanzierte staatliche Rente. Im Moment kann man sicherlich so reden. Doch die Halbwertszeit dieser vermeintlichen Wahrheit befindet sich deutlich im Abwärtstrend.

    Und wenn es einmal richtig knallt an den Märkten, sieht alles plötzlich völlig anders aus. Dann ist Papier nur noch Papier. Dann gilt: Erde zu Erde und Asche zu Asche. Bei allen Gedanken an das Gold als letzte Sicherheit, sollte man dennoch nicht verkennen: Das Sicherste auf der ganzen Welt, das ist die steuerliche Leistungsfähigkeit fleißiger Bürger – selbst in einem angekratzten Land. Sie ist sicherer als alles Gold, welches ja in der Krise auch nur dann verkauft oder getauscht werden kann, wenn jemand anders über etwas verfügt, was er dafür geben kann.

    Vielleicht sollte jeder von uns das einmal in seinem Hinterkopf wälzen. Will sagen: Wenn alles glatt läuft in den nächsten Jahrzehnten, wird das Geld in der gesetzlichen Rentenversicherung eine negative Realrendite erzielen. Doch wenn es nicht glatt geht, könnten staatliche Rentenbescheide einmal besser als Bargeld sein.


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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