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     2376  0 Kommentare Nichts ist mehr unmöglich


    Die Zukunft ist offen – schlecken wir sie an!

    Na bitte, der langsame Einstieg in die Aktien war ja bisher gar nicht verkehrt. Doch wer hätte das gedacht? Und wer hätte gedacht, dass in derartigen Krisenzeiten der sichere Hort des Goldes so dramatisch in den Keller rauscht? Wer hätte überdies noch weiter an den Erdölpreis und die Agrarrohstoffe geglaubt? Da lese ich doch heute tatsächlich, dass in den USA jetzt der Reis in den Läden rationiert wird.

    An den Agrarrohstoffen lässt sich jedoch für den Anleger wenig verdienen. Das liegt daran, dass es sich hier um Nahrungsmittel handelt, die hohe Lagerkosten besitzen und stets rechtzeitig verbraucht und damit verkauft werden müssen. Zertifikate, die die Preisentwicklung von Reis-, Weizen- oder Sojakontrakten nachbilden, sind deshalb von heftigen „Überroll“-Verlusten gekennzeichnet, welche die Gewinne zum Teil wieder in Gänze auffressen. Das ist natürlich ein schlechte Nachricht für alle Spekulanten. Moralisch gesehen jedoch sehr befriedigend.

    Was wird nun noch alles passieren? Bald werden wir wohl alle in Badewannen voll Trinkwasser, Schiffen für Afrikaflüchtige oder Champagner-Kontrakten zum Feiern von Steuerflucht spekulieren.

    Bei uns in Berlin ist jetzt erst einmal der Frühling ausgebrochen. Neulich am Eisladen drängt sich eine junge Frau mit einem Hund auf die Bank, der etwa doppelt so groß ist wie alle in der Nähe sitzenden Kinder. Der Hund sitzt vor den geöffneten Schenkeln der Frau und bekommt nach dem ersten Genuss der Frau sogleich selbst die Eistüte vor die Schnauze gehalten, von der er mit seiner riesigen Zunge ebenso genussvoll leckt wie diese. Danach ist wieder die Frau an der Reihe. Und das geht so lange hin und her, bis Frau und Hund das Eis gemeinsam vollständig ausgeschleckt haben.

    Als ich das gesehen habe, war mir klar, dass es heute wirklich nichts und nirgendwo noch irgend eine Grenze gibt. Die Zukunft ist offen – schlecken wir sie an!


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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