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    Vectron  313  0 Kommentare Ende des US-Engagements

    Begeisterungsrufe bei den Aktionären des Kassenherstellers Vectron: Das Unternehmen entledigt sich der 100-prozentigen amerikanischen Tochter Vectron Systems USA. Der Kurs "hebt mit plus 1,9 Prozent förmlich ab". Käufer ist das örtliche Management.

    Das deutsche Management ist erleichtert. Der Verlustbeitrag der Tochter in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres liegt bei mehr als 1,1 Mio. Euro. Sie ist damit für einen erheblichen Teil der 2001 erstmals aufgetretenen Verluste der Gesellschaft verantwortlich, schreiben die Westfalen. Die Weiterführung der Gesellschaft als Konzerntochter widerspräche dem in Betrieb befindlichen Restrukturierungskonzept, nach dem der Wiedererlangung der Profitabilität höchste Priorität eingeräumt wird.

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    Die Umsatzentwicklung der US-Gesellschaft sei an sich sehr vielversprechend gewesen. Vectron schätzt eine Vertriebspräsenz in den USA nach wie vor als zukünftig sehr lukrativ ein. Der Vertrieb der Vectron-Produkte in den USA ist weiterhin gewährleistet. Eine entsprechende Vereinbarung sieht zudem vor, dass künftige Gewinne der Vectron Systems USA zur Hälfte an die ehemalige Mutter zwecks Tilgung von Altverbindlichkeiten abgeführt werden.

    Wieder einmal das Ende eines amerikanischen Traums: Vectron ist nicht das erste deutsche Unternehmen, das den Aufwand der Eroberung des US-Marktes unterschätzt hat. Und es wird nicht das letzte bleiben, das eine solche Erfahrung machen muss. Meist scheitern solche Abenteuer nicht nur am finanziellen Fragen, sondern auch an Managementproblemen. Die Mentalitätsunterschiede werden verkannt. Ohne eine starke Präsenz des Managements der Mutter vor Ort zumindest in den ersten Jahren funktioniert ein amerikanischer Ableger einer europäischen Mutter meist nicht.

    Ohne sich spekulativ allzu weit aus dem Fenster zu legen, darf man davon ausgehen, dass dem amerikanischen Management die Tochter zu einem symbolischen Preis in die Hände gelegt wurde. Ein Vertriebserfolg der Vectron-Produkte in den USA ist nach diesem Schritt alles andere als sicher. Eine weitgehende Bindung an Vectron-Produkte wird in der heutigen Meldung nicht erwähnt. Und schließlich gibt es genügend Wettbewerb – auch von amerikanischen Anbietern-, die das lokale Management nun in sein Portfolio aufnehmen kann.

    So muss einstweilen der Schluss gezogen werden, dass das seinerzeit vielgerühmte US-Engagement mit hohem finanziellen und zeitlichen Aufwand ein unrühmliches Ende gefunden hat. Man darf gespannt sein, welchen Niederschlag dies im Zahlenwerk des vierten Quartals finden wird. Aus einer positiven Sichtweise heraus könnte man sagen, das Unternehmen hat Ballast abgeworfen und kann sich nun lukrativeren Geschäften zuwenden. Dazu müssten aber Signale kommen, die an einen Turn-Around glauben lassen. Davon ist zur Zeit nichts zu sehen.

    Vielleicht wissen die Anleger am 30. November mehr, wenn Vectron den Neun-Monats-Monatsbericht veröffentlicht. Besonderer Optimismus im Vorfeld scheint nicht zu herrschen. Dieser Termin ist nach den Regularien der Deutschen Börse zugleich der letztmögliche – nicht unbedingt ein gutes Zeichen.


    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Vectron Ende des US-Engagements Begeisterungsrufe bei den Aktionären des Kassenherstellers Vectron: Das Unternehmen entledigt sich der 100-prozentigen amerikanischen Tochter Vectron Systems USA. Der Kurs "hebt mit plus 1,9 Prozent förmlich ab". Käufer ist das örtliche …