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    Smart Investor Weekly 36/2008  974  0 Kommentare In Frankfurt läuten die Hochzeitsglocken

    Allianz-Aktionäre dürfen sich freuen – als Einzige
    Seit gestern ist es offiziell. Die „Beraterbank“ und die „Mittelstandsbank“ schließen sich zur zweitgrößten deutschen Privatbank zusammen. Der hiesige Finanzplatz bekommt damit nach der Deutschen Bank einen weiteren großen Spieler. Für uns ist der Kauf der Dresdner Bank durch die Commerzbank das sichere Indiz, dass das Marktumfeld im Bankgeschäft weiterhin schwierig bleiben dürfte. Ansonsten hätte sich die Allianz zu einem solchen Schritt wohl kaum durchgerungen. Der nun vereinbarte Kaufpreis von knapp 10 Mrd. EUR muss für die Aktionäre der Allianz auf den ersten Blick eine Enttäuschung darstellen, bedenkt man, dass die Allianz 2001 bereit war, das Dreifache für die Dresdner Bank zu bezahlen (wenn man den damaligen Aktienkurs der Allianz zu Grunde legt). Shareholder Value sieht irgendwie anders aus. Und dennoch könnte der Deal einzig und allein für die Allianz-Aktionäre letztlich positiv sein, immerhin ist man nun endlich den verlustreichen Klotz am Bein los. Zwar soll man kurzfristige Kursbewegungen nicht überbewerten, dass die Aktie der Commerzbank aber in Reaktion auf die Einigung um über 7% an Wert verlor, ist ein klares, unmissverständliches Signal der Börse. Offenbar befürchten nicht wenige Anleger, dass sich die Commerzbank damit eine Aufgabe eingekauft hat, an der schon die Allianz sang- und klanglos gescheitert ist. Für die Mitarbeiter ist der Zusammenschluss ohnehin ein Unglücksfall. Es droht der Abbau von bis zu 9.000 Arbeitsplätzen, was angeblich sozialverträglich geschehen soll. Kein Wunder, dass die Arbeitnehmervertreter im Allianz-Aufsichtsrat Zeitungsberichten zufolge geschlossen gegen den Verkauf der Banktochter an die Commerzbank votiert haben.

    Die Lunte lodert weiter
    Was bedeutet der Zusammenschluss nun konkret für den heimischen Bankensektor? Obwohl ihm aufgrund seiner Größe in den Medien viel Beachtung entgegen gebracht wird, bleibt die Lage ausgehend von der instabilen Lage am amerikanischen Häusermarkt weiterhin angespannt. Und es bleibt dabei, dass die deutschen Banken im Vergleich zu ihren amerikanischen Pendants weiterhin unterkapitalisiert sind und mit einem höheren Hebel – sprich höheren Risiko – auf ihr Eigenkapital operieren. Im Besonderen trifft dieser Umstand auf den Branchenprimus Deutsche Bank zu, wo unter Josef Ackermann die Leverage-Schraube deutlich angezogen wurde. Immerhin galt es, die ehrgeizigen Renditeziele, die eine Eigenkapitalrendite von mindestens 25% vorsahen, zu erfüllen. Der Kauf der Dresdner Bank durch die Commerzbank ändert auch strukturell kaum etwas an der heimischen Bankenlandschaft. Die Dominanz der Sparkassen und Genossenschaftsbanken bleibt hiervon unberührt und auch die Gefahr einer Verschärfung der Liquiditätsstandards seitens der BaFin schwebt nach wie vor über der gesamten Branche wie das sprichwörtliche Damoklesschwert. Um das von uns in den zurück liegenden Wochen mehrfach bemühte Bild von der „Bombe im Bankensektor“ erneut zu strapazieren: Die Lunte lodert höchstwahrscheinlich weiter.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
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