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     318  0 Kommentare US-Analysten heben Gewinnerwartungen

    Zum ersten Mal innerhalb der vergangenen 18 Monate heben jetzt Wall-Street-Analysten ihre Erwartungen hinsichtlich des künftigen Wachstums der Unternehmensgewinne an. Der neu entbrannte Optimismus steht auf zwei Beinen. Bis jetzt haben mehr als die Hälfte der im „Standard & Poor's 500“-Index vertretenen Unternehmen ihre Erträge für das abgelaufene Quartal gemeldet. 58 Prozent davon haben die –allerdings reduzierten-Gewinnschätzungen schlagen können. Zum anderen hat der Chef der amerikanischen Federal Reserve, Alan Greenspan, am vergangenen Donnerstag in seiner Rede vor dem Kongress positive Akzente gesetzt.

    Im Grunde hat er zwar nur wiederholt, was er zwei Wochen zuvor schon bei anderer Gelegenheit gesagt hat. Damals war seine Aussage, die Lage habe sich zwar gebessert, aber es gäbe noch Risiken, negativ gewertet worden. Jetzt wurden seine im Tenor leicht optimistischer eingefärbten Ausführungen positiv aufgenommen.

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    Die Unternehmensgewinne des abgelaufenen Quartals fielen nach dem gestrigen Zwischenstand um 19,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vorfeld war mit rund 22 Prozent schlechteren Ergebnissen gerechnet worden. Angeregt durch ausgesprochen positive Überraschungen etwa von EMC253104 sehen Analysten im Mittel für das laufende Quartal jetzt nur noch einen Rückgang der Gewinne der im S&P 500 vertretenen Unternehmen von 7,3 Prozent. Zuvor waren sie noch von minus 8,1 Prozent ausgegangen. Und für das zweite Quartal prognostiziert man statt einer Steigerung um 7,8 Prozent jetzt einen Zuwachs von 9 Prozent. Natürlich hilft das schwache Vergleichsniveau aus dem Vorjahr, überhaupt ein Gewinnwachstum auszuweisen. Entscheidend ist aber die aktuelle Anhebung der Erwartungen.

    Und so sah Ken Perkins von First Call, wo die Schätzungen zusammengetragen und ausgewertet werden, in der vergangenen Woche den Wendepunkt. Denn bis dahin war der gleitende Mittelwert des Verhältnisses zwischen Aufwärts- und Abwärtsrevisionen stetig gefallen – und das seit Mitte 2000. Jetzt steigt er zum ersten Mal. Für das Gesamtjahr rechnen die Analysten nun mit einem Gewinnwachstum von 16,7 Prozent. Zuvor war man 15,6 Prozent ausgegangen.

    Noch ergibt sich ein durchaus gemischtes Bild. Es gab positive Ausreißer wie Amazon252333 oder negative Überraschungen wie bei Ericsson. Der Chip-Sektor sendet gemischte Signale. Aber auch hier scheinen die Anleger wieder zuzugreifen und befördern den Philadelphia-Semiconductor-Index aus seiner kritischen Zone bei 500 Punkten in sichere Regionen. Der Dow Jones World Basic Materials Index macht Anstalten, seinen seit Anfang 2000 bestehenden Abwärtstrend zu überwinden. Weit beachtete Aktien-Indices, wie z.B. DAX und Nasdaq scheinen jedoch noch nicht so genau wissen, wohin die Reise geht.

    Für James Montier, globaler Chefstratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, bleibt besonders in Europa das Risiko von Gewinnwarnungen über das ganze Jahr bestehen. Auch WestLB Panmure äußert sich verhalten: Für Europa etwa rechnet die Bank mit einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von 8 Prozent in 2002 und 12 Prozent in 2003. Damit liegen sie unterhalb der Markterwartungen.

    Die optimistischen Töne sind gegenwärtig vor allem in den USA zu hören, wo die Erholung der Wirtschaft bereits greifbarer ist als in anderen Regionen der Erde. So glaubt etwa Kevin Bannon von BNY Asset Management, wo 65 Mrd. Dollar an Vermögen verwaltet werden: „Die wirtschaftliche Wende ist wahrscheinlich näher als viele das noch vor einigen Wochen gedacht haben.“ Er rechnet mit einem Ende der Rezession um den April herum.

    Diese Woche bringt weitere wichtige Wirtschaftsdaten, die helfen können, den Zustand der Volkswirtschaft besser einzuschätzen. Entscheidend ist, dass nach dem weit vorangeschrittenen Lagerabbau nun positive Signale aus dem produzierenden Gewerbe kommen müssen, die über eine Belebung der Bestelltätigkeit wieder auf eine allmählich wieder anziehende Produktion hindeuten.

    Und schließlich wird natürlich morgen mit Spannung das Ergebnis des Offenmarkt-Ausschusses der FED erwartet, der über die Höhe des Tagesgeldzinssatzes zu entscheiden hat. Mehrheitlich rechnen Volkswirte nach Greenspans Kongressrede nicht mehr mit einem solchen Schritt. Käme er doch, würde er vermutlich eher negativ interpretiert.


    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    US-Analysten heben Gewinnerwartungen Zum ersten Mal innerhalb der vergangenen 18 Monate heben jetzt Wall-Street-Analysten ihre Erwartungen hinsichtlich des künftigen Wachstums der Unternehmensgewinne an. Der neu entbrannte Optimismus steht auf zwei Beinen. Bis jetzt haben mehr als die …

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