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    Smart Investor Weekly 39/2008  1060  0 Kommentare Darf’s ein bisschen mehr Staat sein? – Kein Eingriff ohne Folgen

    Just do it
    Ist das nun der große Befreiungsschlag, auf den die Börse gewartet hat? Die US-Regierung kauft den Banken ihre faulen Kredite ab. Dazu wird ein Rettungspaket geschnürt, das es auf die Rekordsumme von 700 Mrd. USD bringt. In jedem Fall wird die Staatsverschuldung als eine unmittelbare Folge in den USA auf über 10 Billionen (!) USD ansteigen. Zusammen mit den Liquiditätsspritzen, die seitens der FED in den amerikanischen Bankenmarkt gepumpt wird, wird damit die Basis für in Zukunft deutlich steigende Inflationserwartungen gelegt. Der gestrige Rekordsprung im Öl zeigt, dass sich der Markt bereits jetzt auf ein solches Szenario einstellt. Mit Verzögerung sollten auch die Aktienkurse anziehen – schließlich schlägt sich auch dort die Inflationierung nieder. Die Amerikaner legen in der aktuellen Krise den Grundstein für die nächste Hausse, deren Ausmaß zum gegenwärtigen Zeitpunkt wohl kaum jemand richtig einschätzen dürfte. Überhaupt stehen die Zeichen vordergründig eher auf eine Fortsetzung des Bärenmarktes, da sich viele Anleger trotz des Rettungsplans mental lieber auf neue Hiobsbotschaften einstellen, als dass sie die Chancen, die der Aktienmarkt derzeit bietet, überhaupt registrieren würden. Doch gerade aus einer solchen Kapitulations- und Resignationshaltung erwächst zumeist ein neuer Aufwärtstrend.



    Retter in der Not
    Dass ausgerechnet die freiheitsliebenden Amerikaner den Staat als Retter in der Not (wieder-) entdeckt haben, entbehrt sicherlich nicht einer gewissen Ironie. Gerade in Europa ist eine gewisse Häme und klammheimliche Genugtuung zu spüren, dass es „endlich“ auch die Verfechter des freien Marktes und einer liberalen Wirtschaftsordnung getroffen hat. Das Mitleid mit den Bankern an der Wall Street hält sich hierzulande in Grenzen, selbst wenn die Folgen dieser Krise die gesamte Volkswirtschaft treffen. Erst gestern erteilten die Europäer den USA eine Abfuhr, als es darum ging, einen vergleichbaren Rettungsplan zu schmieden. Finanzminister Peter Steinbrück lehnte das Ansinnen seines amerikanischen Kollegen ab. Schließlich sei das deutsche Bankensystem ungleich stabiler und überhaupt könne man das eine mit dem anderen nicht vergleichen. Natürlich ist das Ganze auch eine Retourkutsche. Immerhin waren es Deutschland und Frankreich, die sich im Rahmen der G7 für eine stärkere Überwachung von Hedgefonds ausgesprochen hatten, womit sie insbesondere bei den USA auf nur wenig Gegenliebe stießen. Allerdings sollte sich Steinbrück nicht so sicher sein. Smart Investor-Leser kennen unsere Meinung zum europäischen Bankensektor. Dort ist die Bombe noch keineswegs entschärft und während die Amerikaner zu unorthodoxen, längerfristig sicherlich zweifelhaften Methoden greifen, hat auch bei uns die Lunte längst Feuer gefangen. Zu bemerken scheint das aber kaum jemand. Bedenken Sie: was in den USA zuletzt veranstaltet wurde, ist im Sinne einer freien Marktwirtschaft in etwa so zu verstehen, wie wenn an einem Pokertisch ein Falschspieler mitspielt. D.h.: Die europäischen und deutschen Finanzhäuser (die noch versuchen müssen, ehrlich zu spielen) stehen nun in Konkurrenz zu amerikanischen Instituten, die volle Rückendeckung des Staates bzw. der FED haben. Wenn es hart auf hart kommt, wird das für unsere heimische Bankenindustrie kein Zuckerschlecken.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 39/2008 Darf’s ein bisschen mehr Staat sein? – Kein Eingriff ohne Folgen Just do it Ist das nun der große Befreiungsschlag, auf den die Börse gewartet hat? Die US-Regierung kauft den Banken ihre faulen Kredite ab. Dazu wird ein Rettungspaket geschnürt, das es auf die Rekordsumme von 700 Mrd. USD bringt. In jedem Fall …