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     2965  0 Kommentare Gefühlter Galgenhumor

    Was für eine seltsame Stimmung. Wie in den Vorjahren drängten sich auf der Immobilien-Messe Expo Real Anfang Oktober in München Zigtausende, meist in traditionellem Immobilien-Anthrazit gekleidete Männer durch die Hallen – und ebenfalls traditionell wenig Frauen, meistens in Kostümen und auf hohen Hacken. Und doch war diesmal alles anders. Die Finanzkrise schwebte über allem. Geredet wurde über die Hypo Real Estate und Dax -Verluste. Wer ist die nächste Pleite-Bank, ist das Sparbuch noch sicher oder tauschen wir Bares lieber in Goldbarren. Immobilien blieben oft nur Randthemen. Anbieter geschlossener Fonds machten nicht selten auf Galgenhumor. Doch hinter der einstudierten Geste war nicht alles lustig. Wer genau hinsah, bemerkte, dass manche Gesprächspartner häufig an ihren Ohrläppchen zupften. Ein in der Körpersprache als „Bestrafungs-Geste” bezeichnetes, unbewusstes Anzeichen dafür, dass jemand die Fragen des Gegenübers übel nimmt. Immerhin berührten die wenigsten beiläufig ihre Nase oder verdeckten ihren Mund – als Zeichen für eine Lüge. Erstaunlich vielmehr, wie offen und deutlich die Fondsinitiatoren ihre Lage analysierten. Tenor: Es läuft schleppend. Anleger halten sich zurück, Vertriebe trauen sich kaum, ihre Kunden auf lang laufende Investments anzusprechen. „Manche Berater gehen kaum noch ans Telefon, weil sie keine Lust mehr haben auf den Stress”, berichtet Lutz von Stryk, Geschäftsführer bei HGA Capital. „Wer kürzlich noch Dax-Zertifikate oder ähnliches verkauft hat, wird dem verärgerten Kunden nun nicht gerade einen geschlossenen Fonds anbieten.” Er berichtet außerdem von Zeichnern, die sich beim Initiator melden mit der Frage: „Ist mein Geld bei Euch noch sicher?”

    Subprime macht also keinesfalls die Wohnungen voll wie erwartet

    Über raschen darf das nicht in Zeiten, wo Sparer ihr Geld bei Geschäfts- und Großbanken abheben und zur Sparkasse tragen, weil sie sich dort mehr Sicherheit erhoffen. Für bessere Zeiten kündigt HGA Capital Fonds mit Immobilieninvestitionen in Deutschland, Luxemburg und Mitteleuropa an. Das Thema USA ist erst einmal vom Tisch. Derzeit verhandelt der Initiator mit allen Beteiligten, die in Kooperation mit dem einstigen US-Partner Alliance konzipierten Appartement-Fonds aufzulösen. „Unsere Anleger können entspannt bleiben. Obwohl kein Objekt läuft wie geplant, bekommen sie sieben Prozent Ausschüttungen wie prospektiert – aus unseren Rücklagen”, sagt von Stryk. Ungeachtet aller individuellen Probleme mit Alliance habe sich der US-Wohnungsmarkt auf Grund der Subprime-Krise völlig anders entwickelt als gedacht. „Die Banken lassen die Eigentümer in ihren Häusern wohnen oder vermieten sie zu Sonderkonditionen. Stehen die Holzhäuser drei Monate lang leer, fängt bei dem feucht-warmen Klima alles an zu schimmeln. Subprime macht also keinesfalls die Wohnungen voll wie erwartet.”
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    Markus Gotzi
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    Markus Gotzi ist Chefredakteur des Fachmediums "Der Fondsbrief", dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle, der alle 14 Tage über Neuigkeiten aus der Branche berichtet sowie Rechts- und Steuerfragen analysiert.

    Außerdem verfasst der Diplom-Journalist regelmäßig Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und geschlossene Fonds zum Beispiel in der Financial Times Deutschland, der Welt am Sonntag und im Wirtschaftsmagazin Capital, für das er einige Jahre lang als Redakteur tätig war. Darüber hinaus produziert Gotzi Fernsehbeiträge für den Nachrichtensender n-tv, in denen er vor laufender Kamera als Experte für Beteiligungsmodelle aktuelle Angebote analysiert.
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    Verfasst von 2Markus Gotzi
    Gefühlter Galgenhumor Was für eine seltsame Stimmung. Wie in den Vorjahren drängten sich auf der Immobilien-Messe Expo Real Anfang Oktober in München Zigtausende, meist in traditionellem Immobilien-Anthrazit gekleidete Männer durch die Hallen – und ebenfalls …