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     268  0 Kommentare Aktienmärkte contra Konjunkturaussichten

    Es ist schon paradox. Da hellen sich die wesentlichen, nach vorne schauenden US-Konjunkturindikatoren auf und legen eine wirtschaftliche Erholung nahe, die Aktienmärkte nehmen das jedoch nicht zur Kenntnis und tendieren sehr schwach. Ausnahmen bestätigen die Regel und so zeigen sich aktuell zumindest Werte aus den Bereichen Rohstoffe und Energie fest. In der Breite aber scheint es so, als ob die Märkte noch einmal die Tiefpunkte aus dem September testen wollten.

    Der Chip-Index "SOX" hat dieses Niveau schon erreicht, andere wie der Nasdaq haben jetzt gerade die Hälfte des seit „New York“ erzielten Indexgewinns aufgefressen. Beim Dow Jones wäre dieser Punkt bei 9.300 erreicht, beim DAX wäre es bei rund 4.550 soweit. Der Neue Markt folgt seinem großen, amerikanischen Bruder. Der Dow Jones World Basic Materials Index hingegen hat erst vor wenigen Tagen seinen Hochpunkt „nach New York“ markiert. In ihm scheinen sich die Konjunkturerwartungen recht deutlich und klar zu manifestieren.

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    Einerseits mag momentan die Befürchtung vor einem Schlag gegen die von Präsident Bush in letzter Zeit verdächtig oft in den Mund genommenen „Achse des Bösen“ eine Rolle spielen, auch dämpft wohl die Angst vor einer Ausweitung der Auseinandersetzung im Nahen Osten. Andererseits nährt die „Enronitis“ Befürchtungen, in der amerikanischen Wirtschaft gäbe es nichts als Lug und Betrug. (Rief da hinten jemand: Stimmt doch auch?). Zum Dritten mag aber auch die Stimmung der Firmenmanager nicht gerade dazu ermuntern, jetzt Anteilscheine ihrer Konzerne zu kaufen: Wo man hinhört, alle halten sie sich bedeckt, wissen nicht, wann die Wende kommt, sind unsicher.

    Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert den Präsidenten der Minneapolis Federal Reserve Bank: „Wenn man sich heute die Kommentare der Firmenchefs anschaut, die den Rezessionen der Jahre 1980/2 und 1990/91 folgten, so findet man dieselbe Haltung wie jetzt: O, das wird aber eine mühsame Erholung; es wird schwer, Geld zu verdienen; die Wirtschaft ist aber sehr zerbrechlich; und so weiter.“

    Die Unternehmensgewinne, an denen die Chefs in erster Linie gemessen werden, sind ein nachlaufender Indikator. Chuck Hill von Thomson Financial/First Call sieht eine mindestens dreimonatige Zeitverzögerung zwischen dem Start der wirtschaftlichen Belebung und deren Niederschlag in den Ergebnissen der Konzerne. So erwarten Volkswirte im laufenden Quartal ein Wirtschaftswachstum von auf das Jahr umgerechneten 2,3 Prozent. Die Unternehmen blicken aber mit ihren Ertragszahlen jetzt noch auf das vergangene Quartal mit mehr oder weniger Nullwachstum der Ökonomie, aber einer deutlichen Schrumpfung der Gewinne. Der nachlaufende Charakter der Gewinne lässt sich gut anhand der letzten Rezession von 1990/91 zeigen. Die Ertragsstatistik der im S&P 500 notierten Unternehmen wies aus, dass die Gewinne im ersten Quartal 1991, dem letzten Rezessionsquartal, im Jahresvergleich 21,8 Prozent niedriger ausgefallen waren. Im zweiten betrug der Rückgang 24,2 Prozent, im dritten immerhin noch 17,9 Prozent.

    Hinzu kommt so eine Art Betriebsblindheit. Die Manager fokussieren ihre Industrie und ihr Unternehmen. Und weil sie noch vom Abschwung gezeichnet sind, tendieren sie dazu, die Zukunft zu skeptisch zu beurteilen. Und schließlich scheuen sie nach den Erfahrungen der gerade durchlebten Vergangenheit davor zurück, mit weiteren negativen Überraschungen vor die Anleger zu treten. Also bleiben sie beim Ausblick extrem vorsichtig.

    So hatten nach Ende der Rezession im November 1982 in einer Umfrage nur 23 Prozent der befragten Vorstände von steigenden Umsätzen berichtet. Und 10 Monate nach dem Ende der Rezession von 1990/91, im Januar 1992, zeigten sich befragte Manager immer noch nicht optimistisch. Sogar im Dezember 1992 waren nur 12 Prozent der Befragten der Meinung, die Wirtschaft erhole sich. Dabei war die Wirtschaft damals mit Jahresraten von 3,8 Prozent im ersten und zweiten Quartal und 5,4 Prozent im vierten Quartal gewachsen.

    Die Analysten malen gegenwärtig ein rosiges Erholungsbild: Im vierten Quartal 2001 lagen die Erträge 23,6 Prozent unter dem Vergleichszeitraum 2000. Im zweiten Quartal 2002 sollen sie sich aber nach Analystenkonsens um 8,5 Prozent, danach um 31,1 Prozent und schließlich im vierten Quartal um 40,1 Prozent verbessern. Wenn man auf die Aktiemärkte schaut, haben die Anleger den Glauben an solche Prophezeiungen eingebüßt. Kein Wunder nach den Fehlleistungen, den zahlreiche Vertreter dieser Zunft in Jahren der Euphorie und auch noch danach vollbracht haben.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Aktienmärkte contra Konjunkturaussichten Es ist schon paradox. Da hellen sich die wesentlichen, nach vorne schauenden US-Konjunkturindikatoren auf und legen eine wirtschaftliche Erholung nahe, die Aktienmärkte nehmen das jedoch nicht zur Kenntnis und tendieren sehr schwach. Ausnahmen …