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    Smart Investor Weekly 48/2008  1594  0 Kommentare Wenn die Nacht am tiefsten… - …ist der Tag am nächsten

    Die Büchse der Pandora
    Man kommt nach wie vor kaum hinterher, wenn es darum geht, die Zahl und Varianten der Rettungsversuche, sei es im Automobilbereich mit GM oder im Finanzsektor (Citigroup), zu katalogisieren. Derzeit wird mit Garantien, Bürgschaften und Hilfsgeldern in Milliardenhöhe jongliert, dass es einem schwindelig werden kann. Erst am Wochenende ist mit der Citigroup einer der Eckpfeiler des amerikanischen Bankensystems de facto umgefallen. Den Kollaps verhindern konnte wieder einmal nur der Staat, der bei dem Institut einsteigt und eine Kapitalspritze von 20 Mrd. USD bereit stellt. Dazu kommen Bürgschaften über rund 300 Mrd. USD für riskante Vermögensgegenstände, die in den Büchern der Bank schlummern – faule Kredite und Wertpapiere, die in Wahrheit wohl nur ein Bruchteil ihres in der Bilanz angesetzten Wertes entsprechen dürften. Citigroup-CEO Vikram Pandit muss nun das auslöffeln, was seine Vorgänger ihm eingebrockt haben. Das 1998 aus der Fusion der Travelers Group mit der Citibank hervorgegangene Institut ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Von der stolzen „Citi that never sleeps“ ist nichts, aber auch wirklich nichts mehr übrig. Ohne das Notprogramm der US-Regierung wäre der einst mächtige Konzern wohl nicht mehr zu retten gewesen. Doch ein zweites „Lehman“ wollte offenkundig keiner, zu groß war die Angst vor dem endgültigen Kollaps des ganzen Bankensystems.

    Vater Staat ist wieder salonfähig
    Man wähnt sich mitunter in einer Realsatire, wenn auf einmal einst glühende Verfechter des freien Marktes, nun nach der schützenden Hilfe von Vater Staat rufen. Ok, dass Lafontaine & Co. nach Verstaatlichung verlangen, daran hat man sich ja gewöhnt. Dass diese Forderung mittlerweile aber selbst von akademischer Seite und aus der Privatwirtschaft erhoben bzw. unterstützt wird, markiert einen radikalen Stimmungswechsel auch im öffentlichen Bewusstsein. Vor allem ist die Signalwirkung nicht zu unterschätzen. Was soll nur der so oft strapazierte „kleine Mann von der Straße“ denken, wenn selbst Manager und Arbeitgeber ganz offen für etwas mehr Staat plädieren? Letztlich steckt dahinter vor allem das Eingeständnis, den Karren so tief in den Dreck gefahren zu haben, dass er sich nur noch mit vereinten Kräften herausziehen lässt. Gerade längerfristig ist das, was augenblicklich geschieht, höchst problematisch. Und überhaupt dürfte mittlerweile jedem klar sein, dass Deutschland, so wie es die Kanzlerin unlängst in einer großen Tageszeitung formuliert hatte, vor einem „schlechten Jahr 2009“ steht. Man will sich eigentlich nicht ausmalen, wie desolat die Lage tatsächlich ist, wenn selbst die zum Optimismus verpflichtete Bundesregierung, für die Zukunft derart schwarz malt.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 48/2008 Wenn die Nacht am tiefsten… - …ist der Tag am nächsten Die Büchse der Pandora Man kommt nach wie vor kaum hinterher, wenn es darum geht, die Zahl und Varianten der Rettungsversuche, sei es im Automobilbereich mit GM oder im Finanzsektor (Citigroup), zu katalogisieren. Derzeit wird mit Garantien, …

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