Immobilienaktien

Wann gibt's die erste Pleite?

IVG im freien Fall: Gegenüber dem Allzeithoch vor knapp zwei Jahren (36,98 Euro) stürzte der Kurs um mehr als 90% auf aktuell nur noch 3,32 Euro. Doch andere Immobilientitel hat es noch schlimmer erwischt. Bei Colonia Real Estate verflüchtigten sich sogar 96% des Börsenwerts. Aktuell 1,80 Euro. Katastrophal auch die Bilanz des Börsengangs der Wohnungsgesellschaft Patrizia. Emissionspreis im Frühjahr vor zwei Jahren 18,50 Euro. Aktuell nur noch 90 Cent. Das Minus 95%. Ein hoher Schuldenberg droht die Immobiliengesellschaften zu erdrücken. Mit 80% liegt der Verschuldungsgrad bei IVG und Patrizia besonders hoch. Die Finanzverbindlichkeiten der IVG summieren sich auf sechs Milliarden Euro. Ungemütlich, wenn Sie bedenken, daß der Bonner Konzern lediglich zwei Milliarden an Eigenkapital ausweisen kann. Zudem rechnet die Börse mit Abschreibungen in Milliardenhöhe, die Marktkapitalisierung des MDAX-Vertreters beläuft sich nämlich nur noch auf 395 Millionen.

Noch dramatischer ist die Situation bei Patrizia. Im Unterschied zu IVG liegen die Schulden mit 1,2 Milliarden Euro zwar niedriger. doch müssen sie kurzfristig refinanziert werden. Ob dies gelingt, daran zweifelt die Börse. Angesichts der Finanzkrise wollen die Banken dem schlechten Geld kein gutes hinterherwerfen. Auch für neue Projekte sind kaum noch Kredite zu bekommen. Daher ist das Geschäftsmodell, Immobilienpakete erwerben und möglichst bald wieder mit Gewinn zu versilbern, praktisch zum Erliegen gekommen. Während es einerseits an Erträgen fehlt, müssen andererseits Zuschreibungen, mit denen Immobilienfirmen in den letzten Jahren ihre Bilanzen aufhübschten, wieder korrigiert werden. Mit der Folge, daß beispielsweise bei der SDAX-Gesellschaft Colonia bis Ende des Jahres schätzungsweise 60 Millionen über die Wupper gehen, während der Vorstand ursprünglich etwa 75 Millionen Profit avisiert hatte.