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    Aktienmärkte  273  0 Kommentare Die Lage ist kritisch

    Am Freitag vergangener Woche hatten die US-Börsen im frühen Handel noch positiv auf das unerwartet hohe Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts reagiert. Es war nach einer Jahresrate von plus 1,7 Prozent im Vorquartal in den ersten drei Monaten des Jahres auf 5,8 Prozent hochgeschnellt. Auch als die Universität Michigan den Index des Verbrauchervertrauens von bisher geschätzten 94,4 für April auf nun 93,0 revidierte, versuchten die Börsen zunächst noch, dies nach einer Schreckreaktion zu ignorieren. Zeitgleich war der deutsche IFO-Geschäftsklima-Index schlechter ausgefallen wie erwartet, wobei der Einzelhandel für die Belastung verantwortlich war.

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    Am Ende gingen die wichtigsten Börsen mit einem deutlichen Minus aus dem Handel. Die Stimmung dreht auch zu Wochenbeginn nicht. Die Börsianer befürchten, dass die Belebung der US-Wirtschaft im wesentlichen auf Lagereffekte zurückgeht. Das sinkende Vertrauen der Konsumenten bestätigt sie darin, dass die Nachfrage auf den Endmärkten weiter dahinsiecht. Volkswirte hatten im Vorfeld auf 94,6 Punkte gehofft. Im März lag der Vertrauenens-Index bei 95,7 Zählern. Besonders schwer wiegt da, dass die Investitionsgüterindustrie noch immer nicht richtig angesprungen ist. Die Aktienmärkte sind jetzt besonders anfällig für schwache Konjunkturaussichten, weil ihr Bewertungsniveau weiterhin hoch ist. Zwar ist eine hohe Bewertung am Ausgang einer Rezession nicht ungewöhnlich, aber sie ist natürlich nur bei einem hohen Wachstum der Unternehmensgewinne gerechtfertigt.

    Genau an der so beliebten V-förmigen Erholung werden zunehmend Zweifel laut, auch wenn bisher rund zwei Drittel der Quartalszahlen in den USA nicht enttäuscht haben. Hinzu kommt, dass der Energiekonzern Dynegy die zuletzt verdrängte Angst vor Enronitis wieder belebt hat, nachdem bekannt wurde, dass die US-Börsenaufsicht ein Gasgeschäft genauer analysieren will. Gleich sprangen J.P. Morgan und Salomon Smith Barney herbei, um die Bewertung für den Titel zu reduzieren.

    Es scheint sich zunehmend zu manifestieren, dass die „old Economy“ nicht mehr unisono als Zugpferd gelten kann. Schließlich hatten auch einige wichtige Vertreter dieses Genres mit ihren Quartalszahlen und ihrem Ausblick enttäuscht. Die „new Economy“, die mit Intel, Texas Instruments, Motorola und anderen zunächst für eine gute Quartalszahlen-Stimmung gesorgt hatte, offenbarte im weiteren Verlauf mit den herben Enttäuschungen von Nokia und Ericsson ihr Unvermögen, den Stab zu übernehmen und voranzupreschen.

    Dazu passt, dass der Dow Jones World Basic Materials Index als Rohstoffindex der traditionellen Wirtschaft ein Top ausgebildet zu haben scheint, der Philadelphia Semiconductor Index aber immer noch ausgeprägt schwach scheint. Das als Rohstoff-Index der Informationsgesellschaft ansehbare Chip-Barometer ist unterwegs, ein weiteres Mal die schon mehrfach getestete Zone von 500 Punkten zu inspizieren. Diese Zone ist zugleich der Bereich, bei dem die Hälfte der seit September 2001 verzeichneten Gewinne wegkorrigiert sind.

    Damit halten sich die Chips allerdings immer noch besser als der Nasdaq, dessen 50-Prozent-Bereich bei 1.750 Punkten liegt. Er notiert aktuell bei 1.669 Zählern. Aus dem Chip-Markt hatte es in den vergangenen Tagen eine Fülle von Neuigkeiten gegeben, die vermuten lassen, dass die Stimmung in den Unternehmen hier schon wieder besser ist als die Kurse vermuten lassen.

    Noch hat die Situation Ähnlichkeit mit dem Szenario in der zweiten Februar-Hälfte, als sich die Börsen nach einer Rutschpartie stabilisieren und anschließend deutlich zulegen konnten. Auch damals hatte der Philadelphia-Semiconductor-Index das Niveau von 500 Punkten ins Visier genommen. Auffallend ist allerdings die im Vergleich dazu größere Schwäche der Technologieaktien. Anscheinend sehen Anleger diese erst auf niedrigerem Niveau wieder als interessantes Investment an.

    Zwei wichtige Ereignisse dürften das weitere Geschehen prägen: Zum einen dürfte der Index der Einkaufsmanager in dieser Woche Aufschluss darüber geben, wie die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe in den USA ist. Diese ISM-Zahlen (früher NAPM) gelten als recht zuverlässiger Frühindikator. Sie waren zuletzt mehrfach gut ausgefallen. Zum anderen dürfte die Quartalszahlen von in der nächsten Woche mit Spannung erwartet werden. Das Unternehmen gilt immer noch als Trendwert in der Technologie. Manchen Börsianer stimmt bedenklich, dass sich Unternehmenschef Chambers nicht wie in früheren Quartalen im Vorfeld mit positiven Äußerungen zu Wort gemeldet hat. Enttäuschungen bei beiden Ereignissen könnten die Aktienmärkte empfindlich einknicken lassen.


    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Aktienmärkte Die Lage ist kritisch Am Freitag vergangener Woche hatten die US-Börsen im frühen Handel noch positiv auf das unerwartet hohe Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts reagiert. Es war nach einer Jahresrate von plus 1,7 Prozent im Vorquartal in den ersten drei Monaten des …