checkAd

     2509  0 Kommentare Die einzige Wahrheit



    Der Unterschied zwischen dem Sehen und dem Lesen

    Es ist ein seltsames Bild, das man sieht. Denn wie man sieht, sieht man nichts von der Krise. Die größte Krise der Nachkriegszeit, doch das Leben sieht völlig normal aus. Vergleiche mit 1929 sind in keinem Fall zu sehen und sind sogar beinahe undenkbar. Und fast an jedem neuen Tag sieht man die Aktienkurse steigen.

    Doch jetzt liest man sogar das, was man sieht. Das alles ist sehr merkwürdig und irritierend. Die Arbeitslosigkeit hat gerade etwas abgenommen, die Zahl der persönlichen Konkurse ist rückläufig, die Dax-Unternehmen weiten ihr Geschäft aus und machen Zuwächse in Umsatz und Gewinn. Der Industrie geht es nicht gut, doch im Dienstleistungsbereich blüht es. Und er macht heute bereits 75 % unserer Wirtschaftsleistung aus.

    Nur die Börsekurse sollen wieder fallen, sagen jetzt, wo sie steigen, diejenigen, die, als sie fielen, gesagt haben, dass sie steigen werden. Das alles ist sehr merkwürdig und irritierend. Aber ganz sicher kann man im Leben wie an der Börse immer nur dann erfolgreich sein, wenn man sich auf sein eigenes Urteil beruft und nicht permanent auf das schaut, was die anderen denken und machen. Und vor allem nicht auf das, was die anderen sagen. Vielleicht ist das überhaupt die einzige Wahrheit, auf die man sich wirklich verlassen kann.

    Bernd Niquet
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Bernd Niquet
    Die einzige Wahrheit Der Unterschied zwischen dem Sehen und dem Lesen Es ist ein seltsames Bild, das man sieht. Denn wie man sieht, sieht man nichts von der Krise. Die größte Krise der Nachkriegszeit, doch das Leben sieht völlig normal aus. Vergleiche mit …