Egbert Prior

Commerzbank entrümpelt die Bilanz

Mit einem Kursverlust von 57 Prozent in den zurückliegenden zwölf Monaten hält die Commerzbank (WKN 803200) die rote Laterne im DAX. Es keimt jedoch Hoffnung auf. Aktuell notiert der teilverstaatlichte Konzern bei 7,59 Euro. Die Bundesrepublik hält ein Viertel des Grundkapitals. Der Durchmarsch auf zehn Euro ist wahrscheinlich.

Zügig will sich die zweitgrößte deutsche Bank verschlanken. Tausende Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Reihenweise stehen Beteiligungen vor dem Verkauf. Demnächst wird der Immobilienfinanzierer Eurohypo „verkloppt“. Im Juli riß sich die Privatbank Vontobel die Schweizer Commerzbank-Tochter unter den Nagel. Im August ging Reuschel & Co. an die Hamburger Conrad Hinrich Donner Bank. 20 Beteiligungen und Töchter hat Commerzbank-Lenker Martin Blessing auf die Verkaufsliste genommen. Nicht zuletzt übt die Europäische Kommission Druck aus, damit die 18 Milliarden Euro Staatshilfe so schnell wie möglich zurückgezahlt werden können.

Brisant ist das Kreditbuch. Faule Kredite stapeln sich hier bis unters Dach wegen der hohen Zahl von Privat- und Firmeninsolvenzen. Doch es gibt auch positive Zeichen: So signalisierte Finanzchef Eric Strutz für das nächste Jahr eine geringere Risikovorsorge als die derzeit angepeilten 3,6 Milliarden Euro. Im Zeitrum April bis Juni lief insgesamt ein Verlust von 746 Millionen Euro auf. Es war das vierte Quartal in Folge mit roten Zahlen. „Der Start ins dritte Quartal verlief gut“, frohlockte Strutz jedoch anläßlich der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, machte auch Blessing Hoffnung. Durch die Integration der Dresdner Bank wollen beide Häuser im Investmentbanking Boden gut machen.

Ab 2010 will die Commerzbank schwarze Zahlen vorlegen. 2011 möchte Blessing mit der Rückzahlung der Milliardenhilfe beginnen. Mit der Regierung im Boot kann der gelbe Riese kaum untergehen. Selbst wenn sich die Rezession noch einmal verschärfen sollte, gleicht die Aktie einem sicheren Hafen. Börsenwert 8,5 Milliarden Euro. Sofern Blessing an das Spitzenjahr 2007 mit 1,9 Milliarden Euro Überschuß anknüpfen kann, beträgt das KGV lausige vier. Freilich dürfte das frühestens 2012 der Fall sein. Geduld ist Trumpf.