W-Formation ist noch aktuell

Der Dax will und will einfach nicht korrigieren. Nahezu jede zweiten Tag ein neues Jahres-hoch – das bringt viele Börsenakteure langsam zur Verzweiflung. Eines gilt wohl als ziemlich sicher: Wir befinden uns einer Erwartungsblase. An der Börse wird die V-Umkehrformation gespielt.

Auch wenn die kommende schwarz-gelbe Regierung eigentlich der Wunschtraum der Börse ist – ich glaube nicht so recht daran, dass alles nur ein Jahr nach dem Ausrufen der schlimmsten weltweiten Nachkriegsrezession schon wieder in Normalität übergeht. Die Zweitrundeneffekte, die erst noch kommen, sind unausweichlich. Oder was glauben Sie, was ein darbender Mittelständler zum Jahreswechsel von seinen Banken zu hören bekommt, wenn es an die Prolongation seiner Kredite geht? Überhaupt werden Banken erst im Laufe des Jahres 2010 die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden mit den 2009er Bilanzen neu bewerten. Das neue Rating dürfte selten besser ausfallen…

Ich erwarte auch, dass die eine oder andere Insolvenz noch komplette Zuliefererketten sprengen kann. Beispielsweise zeichnet der Automobilexperte Stefan Bratzel (Leiter des Center of Automotive an der FHDW in Bergisch Gladbach) in einer kürzlich erstellten Studie, in der die 100 weltgrößten Autozulieferer untersucht werden, ein düsteres Bild für die Automobilzulieferer-Industrie. Bereits 40 Betriebe dieser Branche sind im Laufe des Jahres in die Insolvenz geschlittert, bis Jahresende könnte sich diese Zahl nochmals verdoppeln. Selbst Branchenprimus Bosch schreibt erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs Verluste. Den Anbietern steht eine Zeit der Auslese bevor, die durch die zunehmende Bedeutung umweltschonender Antriebe und den damit verbundenen hohen Kapitalaufwand nochmals an Intensität gewinnen dürfte.

Ich denke, die finanziellen Langzeitschäden der Finanzkrise liegen noch gar nicht auf dem Tisch, geschweige denn, dass sie untersucht wurden. Vor allem große Firmen leben derzeit noch von der Schwungmasse ihres ansehnlichen Auftragsbestands. Aber der Schwung lässt nach, wie Siemens gestern klar eingestehen musste. Und dann gibt es natürlich von der Kurzarbeiter-Regelung. Aber beide Faktoren laufen in den nächsten Quartalen aus. Dann holt uns die Realität ein. Und die ist wohl eher in einer W-Formation zu suchen.

Momentan heißt freilich die Devise: The Trend is your Friend. Aber kein Trend hält ewig! Der Märkte sind aktuell ganz klar überkauft. Denken Sie dran….

Herzlichst
Ihr Engelbert Hörmannsdorfer