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    Smart Investor Weekly 43/2009  1436  0 Kommentare Die Gier wächst – die Wut auch

    Wer die Nachrichten der letzten Tage betrachtet, kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

    Müll geklaut – Kündigung kassiert
    Es ist schon skurril, was man in den letzten Tagen so an Nachrichten verdauen musste. Nun, man kann dies eigentlich nur versuchen aus einer neutralen Position zu betrachten, denn sonst könnte man an der Realität zu zweifeln beginnen. Der Fall erinnert an die Kassiererin, die Anfang des Jahres eine fristlose Kündigung erhalten hat, weil Sie Pfandbons im Wert von 1,30 EUR „unterschlagen“ hatte. Im jetzigen Urteil wurde eine 58 jährige Pflegerin fristlos gekündigt, da Sie es gewagt hatte sechs Maultaschen im Wert von 3,35 EUR von einem Essenstablett einzustecken. Eigentlich war der Wert ja 0,00 EUR, denn die besagte Nahrung wurde von den Heimbewohnern verschmäht und war auf den Weg zur Mülltonne. „Irrelevant“ befand das Amtsgericht und bestätigte in seinem Urteil die Kündigung. Nun ja, Diebstahl ist nun mal Diebstahl!

    Leistung dagegen muss entlohnt werden
    Dagegen ist es völlig legitim, sich die Taschen voll zustopfen, wenn man als Manager in der Finanzbranche tätig ist. Die amerikanischen Kollegen gönnen sich nach dem „hervorragenden“ Jahr 2008 und dem „erfolgreichen“ 2009 einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Immerhin beläuft sich die Summe der Gehälter und Bonuszahlungen in der amerikanischen Finanzindustrie auf 140 Mrd. USD, ein noch nie da gewesener Spitzenwert. Aber auch die deutschen „Spitzenbanker“ sind sich für solche Exzesse nicht zu schade. Ein ehemaliger Investmentbanker der Dresdner Kleinwort klagte erfolgreich seine Abfindung in Höhe von 1,5 Mio. EUR von der neuen Eigentümerin Commerzbank ein. Diese weigerte sich erst den Betrag zu bezahlen, da der Banker eine Bonuszahlung in Höhe von 3 Mio. EUR erhalten hatte, obwohl sein Bereich in 2008 einen Verlust von fast 6 Mrd. EUR machte. Tja, wer so gut wirtschaftet muss einfach belohnt werden.

    Der Bürger schluckt es (noch) runter
    Nun, solche Auswüchse gab es wahrscheinlich schon immer, aber inzwischen wird vermehrt über diese Angelegenheiten in den Medien berichtet. Dennoch ist es schon bitter, wenn man die Fälle miteinander vergleicht. Immerhin haben die Finanzgenies durch undurchsichtige Transaktionen die Welt an den Rand des Ruins getrieben und klopfen sich dabei kräftig auf die Schulter. Dass sie jetzt wieder tolle Gewinne erwirtschaften, haben sie in den meisten Fällen nur der Unterstützung des Staates und somit der gesamten steuerzahlenden Bevölkerung zu verdanken, die den Finanzinstituten mit noch nie dagewesenen Rettungspaketen unter die Arme griff. Die USA hatten zum Beispiel im vergangenen Haushaltsjahr ein Rekorddefizit in Höhe von 1,42 Bio. USD (dies entspricht 10% vom amerikanischen BIP). Der höchste Wert seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Wahrscheinlich dürfte diese Situation in den meisten von der Krise betroffenen Staaten ähnlich sein. Und was machen die Bürger? Sie verhalten sich noch ruhig und sehen dem ganzen Theater hilflos zu. Doch wenn diese Hilflosigkeit zusammengemischt wird mit Angst (z.B. vor dem Arbeitsplatzverlust), einem Ohnmachtgefühl gegenüber der Justiz und einer Brise Verbitterung gegenüber die Politik, dann gibt dies eine explosive Mischung, die schnell in Wut umschlagen kann.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 43/2009 Die Gier wächst – die Wut auch Wer die Nachrichten der letzten Tage betrachtet, kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Müll geklaut – Kündigung kassiert Es ist schon skurril, was man in den letzten Tagen so an Nachrichten verdauen musste. Nun, man kann dies …

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