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     3690  0 Kommentare Deflation - Inflation - oder beides gleichzeitig?

    Um der Verwerfungen der Finanzkrise Herr zu werden, haben die Notenbanken fast aller Industrieländer den Geldhahn bis zum Anschlag aufgedreht. Nach wie vor ist aber umstritten, ob und wie sich dieses drastische Vorgehen auswirken wird. Dabei ist dies für Investoren die Kernfrage, um momentan überhaupt aussichtsreiche Anlageentscheidungen treffen zu können.

    Das eine Lager der Finanzexperten behauptet, dass auch das billige Notenbankgeld sowie die Konjunkturprogramme und die hohe Verschuldung der Staaten den Abschwung nicht aufhalten würden. Vielmehr habe durch die massive Vernichtung von Werten eine Deflationsspirale eingesetzt, der sich die Unternehmen und Konsumenten auf Jahre hinaus nicht mehr entziehen könnten. Das andere Lager geht dagegen davon aus, dass die Wirtschaft sich zwar dank dieser Maßnahmen erholen werde. Der Preis dafür seien aber Inflation und Geldentwertung, die erneut zu erheblichen Asset-Blasen führen würden.

    Ein zurzeit viel zitiertes Beispiel ist die jüngste Wirtschaftsgeschichte Japans. Im Jahr 1989 platzte die dortige Aktien- und Immobilienmarktblase. Das zuvor rasante Wachstum des Landes war damit schlagartig zu Ende. Zwar wurden umgehend Gegenmaßnahmen eingeleitet. Die Regierung legte riesige Konjunkturprogramme auf, verschuldete sich erheblich, sanierte Banken, rettete Unternehmen, und sprach umfangreiche Garantien für alles und jeden aus. Doch auch die jahrelang praktizierte Nullzinspolitik brachte weder in der Realwirtschaft noch am Aktien- und Immobilienmarkt die Wende. Japan geriet in eine quälende Deflationsdynamik, und hat sich davon im Grunde bis heute nicht erholt.

    Vertreter einer lockeren Geldpolitik argumentieren bis heute, dass Japan trotz aller Maßnahmen zu wenig dafür getan habe, um die Wirtschaft wieder in Fahrt zu bringen. Vor allem die Zinssenkungen und die Konjunkturprogramme hätten jeweils zu spät eingesetzt, und seien zu zögerlich angewandt worden. Die Entscheidungsträger hätten sich ständig Sorgen wegen der Inflation gemacht, und deshalb die auftretenden Erholungstendenzen immer wieder im Keim erstickt. Die Deflationsproblematik sei unterschätzt und die Inflationsgefahr überschätzt worden. Dies habe schließlich dazu geführt, dass sich Japan letztlich nie wirklich dem Abwärtssog entziehen konnte.

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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