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    Japan  2351  0 Kommentare "Gute" Deflation und "schlechte" Deflation

    Deflation ist eine Geisel für jede Volkswirtschaft, und nirgendwo weiß man dies so gut wie in Japan. Ende der 80er Jahre kam es dort zum großen Crash an den Aktien- und Immobilienmärkten.

    Bis heute hat sich das Land noch nicht von diesem Zusammenbruch erholt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt kämpft seit 20 Jahren mit immensen Staatsausgaben und Niedrigzinsen gegen die seither vorherrschenden deflationären Tendenzen an. Die letzte „offizielle“ Deflationsperiode war im Zeitraum von 2001 bis 2006, und liegt damit noch nicht lange zurück.

    Es ist gut möglich, dass sich Japan in den letzten Jahren aus seiner Misere hätte befreien können, doch die Finanzkrise machte Nippon einen Strich durch die Rechnung. Das Land ist schon seit jeher eine Exportnation, und ist dementsprechend von der Nachfrage im Ausland besonders abhängig. 

    Diese Nachfrage wiederum ist 2008 eingebrochen, und hat Japan stärker zurückgeworfen als die meisten anderen großen Wirtschaftsnationen. Die heimische Nachfrage wiederum bot – gerade wegen der dort weiter vorherrschenden Deflationstendenzen – keinen nennenswerten Ausgleich gegen die Exportschwäche.

    Die neuen Daten zur Preisentwicklung legen nahe, dass die Deflation Japan inzwischen wieder fest im Griff hat. Die Verbraucherpreise – ohne frische Lebensmittel – haben sich im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent verringert. Dies entspricht dem stärksten Rückgang seit 8 Jahren. Doch wie ernst ist die Lage tatsächlich?

    Ein nicht unerheblicher Teil des Preisrückgangs ist auf fallende Energiepreise zurückzuführen. 2008 hat das Barrel Rohöl in der Spitze 147 Dollar gekostet. Inzwischen befindet es sich trotz der Erholung in den letzten Monaten erst wieder bei knapp 80 Dollar. 

    Ein solcher Energie-Preisrutsch schlägt sich natürlich auf die Preise vieler Produkte nieder. Er schädigt aber die japanische Wirtschaft eigentlich nicht, sondern stärkt stattdessen die Kaufkraft der Verbraucher. Man kann eine solche Entwicklung als positiven externen Schock sehen. Und in der Tat: Rechnet man die Energiepreise aus den japanischen Verbraucherpreisen heraus, dann liegt der Rückgang nicht mehr bei 2,2 Prozent, sondern nur noch bei 1,1 Prozent.

    Ein weiterer positiver Schock aus Sicht des japanischen Konsumenten ist der gestiegene Yen. Dieser hat die japanischen Importe billiger gemacht; die Importwaren können dementsprechend auch dem Konsumenten billiger angeboten werden. Zwar führt auch eine solche Entwicklung zu deflationären Tendenzen. Man kann aber kaum argumentieren, dass sie dem japanischen Binnenwachstum schaden würde. Im Gegenteil: Auch hier handelt es sich um „positive Deflation“ – die Preise sinken, beeinträchtigen aber die Kaufkraft der Japaner nicht.

    Und siehe da: Die Kauflust der japanischen Verbraucher ist im Oktober tatsächlich gestiegen. Die privaten Ausgaben verbesserten sich um 1,6 Prozent – und damit doppelt so stark wie von den Marktteilnehmern vorher erwartet. Hier ist die Talsohle möglicherweise schon erreicht, denn auch vom Arbeitsmarkt kamen positive Impulse. Die Arbeitslosenquote sank im Oktober saisonbereinigt auf auf 5,1 Prozent nach 5,3 Prozent im Serptember.

    Man darf Japans Deflationsproblematik zwar nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber die Daten vom Oktober sehen schlimmer aus, als die Situation ist. Denn es gibt zwei Arten von Deflation, die aber nicht das Gleiche aussagen. Die eine Variante zeugt von Liquiditätsmangel, Nachfrageschwäche und Preisdruck, und sie ist für die wirtschaftliche Entwicklung gefährlich. Die andere Variante hängt von Entwicklungen außerhalb der jeweiligen Volkswirtschaft ab. Sie ist grundsätzlich gutartig und fördert Kaufkraft und Wohlstand der Bevölkerung.

    Japans Deflation ist eine Mischung aus diesen beiden Formen. Deshalb ist die Situation in Japan auch nicht so hoffnungslos, wie dies die meisten Anleger gerade glauben. Der Großteil der internationalen Investoren ist in Japan zurzeit stark untergewichtet. Dies hat den japanischen Markt zu einem der am günstigsten bewerteten Aktienmärkte der Welt gemacht – und zu einem Dorado für Schnäppchenjäger.

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    Japan "Gute" Deflation und "schlechte" Deflation Deflation ist eine Geisel für jede Volkswirtschaft, und nirgendwo weiß man dies so gut wie in Japan. Ende der 80er Jahre kam es dort zum großen Crash an den Aktien- und Immobilienmärkten. Bis heute hat sich das Land noch nicht von diesem …