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     895  0 Kommentare Google schmeißt in China die Brocken hin

    Der Internet-Riese Google hat sich letzte Woche mehr oder weniger aus China verabschiedet. Zwar will das kalifornische Unternehmen weiterhin mit den Behörden über strittige Fragen wie die Internet-Zensur verhandeln. Derzeit geht aber fast niemand davon aus, dass diese Gespräche zu einem Erfolg führen werden. Der Konzern hat explizit deutlich gemacht, dass er die chinesischen Restriktionen nicht mehr hinnehmen will. Im Umkehrschluss bedeutet dies mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit, dass zumindest Googles Suchportal vom chinesischen Markt verschwinden wird. 

    Googles Rückzug aus China darf man durchaus als mutig und konsequent würdigen. Immerhin verläßt der Konzern damit freiwillig den nach Nutzerzahlen größen Internet-Markt der Welt. Rund 300 Millionen Chinesen verfügen bereits über einen Internet-Anschluss, und zurzeit werden es jeden Monat einige Millionen mehr. Das Potential dieses Marktes kann auch einem globalen Multi wie Google nicht gleichgültig sein.

    Zudem konnte Google in China durchaus respektable Erfolge verbuchen. Der Anteil der Amerikaner am chinesischen Suchdienst-Markt lag zuletzt bei knapp 36 Prozent. Damit blieb das Unternehmen zwar deutlich hinter dem Platzhirsch Baidu.com zurück, der 58,4 Prozent Marktanteil auf sich ziehen konnte. Dennoch hat sich Google damit eine hervorragende Marktposition erkämpft, und außer Baidu.com alle übrigen inländischen und ausländischen Konkurrenten weit hinter sich gelassen. Zieht Google sich aus China komplett zurück, dürfte dies zu einem Umsatzausfall von mehr als 300 Millionen Dollar pro Jahr führen. Das Unternehmen kann von Glück reden, dass dies weniger als 2 Prozent seines Gesamtumsatzes entspricht.

    Es versteht sich von selbst, dass die Aktien der chinesischen Portalbetreiber letzte Woche deutlich zugelegt haben. Baidu sprangen in der Spitze um mehr als 22 Prozent nach oben; Sohu.com stiegen um 6 Prozent und TenCent um immerhin 5 Prozent. Die meisten Branchenbeobachter rechnen damit, dass sich Baidu den größten Teil von Googles Umsatz sichern wird, wenn die Amerikaner den Markt verlassen. 

    Allerdings steht auch Baidu vor Herausforderungen. Das neue Vermarktungssystem „Phoenix Nest“ wird dort den Umsatz vorerst schrumpfen lassen. Gefahr droht zudem vom Konkurrenten TenCent, der demnächst im Suchdienstbereich masiv angreifen will. Bisher spielte der Internet-Gemischtwarenladen im Suchgeschäft keine große Rolle. Er verfügt aber über volle Kassen und – dank seines sehr populären Messenger-Dienstes – auch über eine enorme Zahl von Nutzern. Hinzu kommt noch, dass die Aktie von Baidu mit einem KGV von über 80 trotz der hervorragenden Marktposition nicht gerade billig ist. 

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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